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Monika Lazar: DFL-Konzept für Geisterspiele überzeugt noch nicht

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag - Donnerstag, den 23. April 2020

Zu den Vorschlägen der DFL zur Fortführung der Bundesliga mit Geisterspielen erklärt Monika Lazar (Foto), Sprecherin für Sportpolitik:

Das heute von der DFL vorgestellte Konzept zur möglichen Wiederaufnahme des Bundesliga-Spielbetriebs mit Geisterspielen überzeugt noch nicht.

Der Spielbetrieb ist nur mit engmaschigen Tests der Spieler denkbar. Diese Schnelltest- und Laborkapazitäten würden dann aber in systemrelevanten gesellschaftlichen Bereichen fehlen. Der Fußball nimmt für viele Menschen einen wichtigen Platz ein, systemrelevant ist er aber nicht. Das Konzept steht außerdem auf extrem wackeligen Beinen: Wenn ein Fußballer als infiziert erkannt wird und sein ganzes Team nach Entscheidung des zuständigen Gesundheitsamtes nach Maßgabe der RKI-Richtlinie in Quarantäne muss, spätestens dann müsste die Saison abgebrochen werden.

Die ganze Gesellschaft muss gerade herbe Einschränkungen hinnehmen, das gilt auch für den Fußball. Dass der Profifußball aktuell eine Sonderrolle beansprucht, ist unsolidarisch gegenüber anderen Profi-Ligen, die sich ein engmaschiges Testsystem nicht leisten könnten, sowie gegenüber dem Breitensport, wo der Wettkampfbetrieb wohl noch längere Zeit untersagt bleiben wird.

Die DFL muss nun Szenarien entwickeln, wie im Falle eines immer wahrscheinlicher werdenden Abbruchs der Saison reiche Vereine diejenigen unterstützen können, die dann gegebenenfalls von einer Insolvenz bedroht sind. Auch die bestens verdienenden Profis sollten sich solidarisch zeigen. Fans zeigen mehrheitlich schon Solidarität, beispielsweise indem sie auf Erstattungen bereits gekaufter Tickets verzichten. Aktive Fans fordern seit langer Zeit zurecht grundlegende Reformen des durchkommerzialisierten Fußballs ein.

Die Vorgaben für das Lizenzierungsverfahren der DFL für die kommende Saison wurden bereits gelockert, das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Grundsätzlich muss sich der Profifußball nun selbst hinterfragen. Dass nun sogar größere Bundesliga-Klubs in ökonomischer Schieflage zu sein scheinen, zeugt nicht davon, dass in den vergangenen Jahren nachhaltig gewirtschaftet wurde. Im Profifußball muss ein Umdenken stattfinden. Der Fußball nach Corona muss sich endlich ökonomisch und ökologisch nachhaltig aufstellen. An demokratischen Errungenschaften, wie der 50+1-Regel, darf nicht gerüttelt werden, um sich kurzfristige Liquidität zu sichern.