Was
Eltern wissen sollten
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Eine Mutter hält ein Fieberthermometer in der Hand und fühlt mit der anderen
Hand die Stirn ihres Kindes, das im Bett liegt.
(ams). Einen Fieberkrampf beim eigenen Kind zu erleben, kann Eltern sehr
mitnehmen: Das Kind verdreht plötzlich die Augen, verliert vorübergehend das
Bewusstsein, der Körper spannt sich an, Arme und Beine zucken. Die Haut wird
blass und der Bereich um die Lippen kann sich blau färben. In den meisten
Fällen dauern Fieberkrämpfe einige Sekunden bis weniger als fünf Minuten und
hören von selbst wieder auf. Dennoch sollten Eltern - vor allem beim ersten Mal
- den Notarzt (Telefon 112) rufen.
Rund
zwei bis vier Prozent der Kinder erleben bis zu ihrem fünften Lebensjahr einen
Fieberkrampf, typischerweise im Alter von ein bis eineinhalb Jahren, so das
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Es wird
vermutet, dass dies auf einer genetischen Veranlagung des Gehirns beruht, in
einer bestimmten Entwicklungsphase auf fieberhafte Infekte mit Krampfanfällen zu
reagieren. Fieberkrämpfe können daher in manchen Familien auch bei mehreren
Familienmitgliedern und über Generationen hinweg beobachtet werden.
Auslöser
sind meist virale Infekte
Ausgelöst
wird ein Fieberkrampf meist durch virale Infekte der oberen Atemwege oder des
Magen-Darm-Traktes. Als Auslöser kommt auch die echte Grippe (Influenza) oder
das sogenannte Drei-Tage-Fieber infrage. Häufig handelt es sich um einfache
Fieberkrämpfe, von denen sich die Kleinen nach ein bis zwei Stunden wieder
erholen und die ohne gesundheitliche Folgen bleiben. Das Auftreten eines
einfachen Fieberkrampfes erhöht das Risiko für eine Epilepsie nur unwesentlich.
Nur in äußerst seltenen Fällen steckt eine ernstere Erkrankung wie
beispielsweise eine Gehirnhautentzündung dahinter.
Was
tun bei Fieberkrampf?
Ein
Fieberkrampf kann aus heiterem Himmel kommen: Die Körpertemperatur steigt
manchmal so schnell, dass die Eltern überhaupt erst durch den Anfall merken,
dass das Kind Fieber hat. Bei Babys kommen Fieberkrämpfe auch schon ab 38 Grad
Celsius vor. "Ganz wichtig ist dann, Ruhe zu bewahren. Bei einem ersten Fieberkrampf
oder bei Babys unter drei Monaten rufen Sie in jedem Fall den Notarzt. Legen
Sie das Kind auf eine weiche Unterlage, damit es sich nicht verletzt. Bleiben
Sie immer bei Ihrem Kind und beruhigen es. Auf keinen Fall dürfen Sie das Kind
während des Krampfes schütteln, festhalten oder ihm etwas einflößen", rät
Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.
Nach dem Anfall hilft eine stabile Seitenlage, damit Speichel und gegebenenfalls Erbrochenes abfließen können. Das Gesicht sollte dabei gut zu sehen sein. Danach kann die Körpertemperatur des Kindes gemessen werden. Ist sie erhöht, helfen kühle Wadenwickel oder ein fiebersenkendes Medikament. Nach einem Krampfanfall schlafen die meisten Kinder ein oder sind längere Zeit langsamer und schläfrig.
Dauer
des Anfalls notieren
In
seltenen Fällen dauert der Anfall länger als 15 Minuten. Meist sind die Krämpfe
dann auf eine Körperseite beschränkt und können in den Stunden danach weiter
auftreten. Medizinerin Debrodt: "Bei einem solch komplizierten Fieberkrampf
muss immer der Notarzt gerufen werden. Das Kind erhält dann krampflösende
Medikamente, die den Anfall in der Regel schnell abklingen lassen."
Tipp für Eltern:
Notieren Sie sich, wie lange der Anfall gedauert hat und welche Körperteile in
welcher Reihenfolge betroffen waren - diese Informationen sind für den Arzt
oder die Ärztin wichtig. Nach jedem Fieberkrampf sollten Eltern mit ihrem Kind
zum Arzt beziehungsweise zur Ärztin. Er oder sie entscheidet, ob das Kind
gegebenenfalls untersucht werden muss und versorgt die Eltern auch mit einem
Notfallmedikament, das diese bei einem erneuten Auftreten zur Unterbrechung des
Fieberkrampfes selbst verabreichen können.
Können
Eltern einem Fieberkrampf vorbeugen?
Etwa
ein Drittel der betroffenen Kinder haben bei fieberhaften Infekten innerhalb
von sechs bis zwölf Monaten einen weiteren Fieberkrampf. In der Hoffnung, ihr
Kind vor einem Fieberkrampf zu schützen, verabreichen manche Eltern ihrem Kind
daher rasch fiebersenkende Medikamente. "Es gibt derzeit keine wissenschaftlichen
Belege", so Ärztin Debrodt, "dass fiebersenkende Mittel solchen
Krämpfen vorbeugen können."
Text
/ Foto: AOK Bundesverband - AMS / pixabay