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Rayonhäuser in Magdeburg - Teil 1

Sonntag, den 29. März 2020

Von Doris Richter 

Magdeburg ist eine der ältesten Deutschen Städte (erstmals urkundlich erwähnt vor 1215 Jahren). Die verkehrsgünstig am Elbestrom gelegene Stadt gehörte einst zu den reichsten und bedeutendsten Hansestädten, bevor sie im Dreißigjährigen Krieg (1631) auf Befehl der Habsburger dem Erdboden gleichgemacht wurde. Die Verwüstung dieses Zentrums der Reformation war so beispiellos, so dass man fortan von „magdeburgisieren“ sprach, wenn von einer vollständigen Zerstörung die Rede war.

Langsam wurde die Stadt wieder aufgebaut. Nach dem Westfälischen Frieden (1648) wurde Magdeburg dem Kurfürstentum Brandenburg zugesprochen. In jener Zeit (1646 bis 1678) war Otto von Guericke Bürgermeister von Magdeburg. Die Größe der Stadt war sehr überschaubar. Der Dom St. Mauritius und Katharinen war die Grenze im Süden. Das Stadtgebiet reichte lediglich bis zum heutigen Universitätsplatz, die Elbe bildete die Grenze nach Osten. Der Kurfürst von Brandenburg ließ die im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Befestigungen wiedererrichten. Im 18. Jahrhundert wurde Magdeburg zur größten preußischen Festung ausgebaut. Ein Drittel des Territoriums stand der Bevölkerung zur Verfügung, zwei Drittel beanspruchte das preußische Militär. Den Festungsanlagen vorgelagert befanden sich brachliegende Streifen, die nicht bebaut werden durften, um freies Schussfeld zu behalten – die Glacis. Diese waren zwischen ca. 600 und 1000 Meter breit und in Rayons unterteilt. Mit der fortschreitenden Industrialisierung der Stadt und dem damit verbundenen Platzbedarf kam es häufig zu Konflikten mit dem Militär.

1806 kam es zur französischen Besetzung der stärksten Festung Preußens durch die Napoleonischen Truppen. Diese gingen radikal vor und ließen viele Häuser um die Festung abreißen. Gleichzeitig kam man aber der Bevölkerung entgegen und ließ, unter Auflagen, eine Bebauung bestimmter Rayons zu. Die Häuser durften nur zwei Geschosse haben und mussten als Fachwerkhäuser mit einer Wanddicke von maximal 15 cm gebaut werden. Die Balken durften ausschließlich gezapft und nicht verschraubt werden. Unter dem Haus musste sich eine Art Keller befinden, der im Falle eines Angriffs die zerlegten Teile des Hauses aufnehmen konnte und somit freie Schussfelder gewährleistete. Die technische Entwicklung der Artillerie führte aber zu viel größeren Reichweiten und machte damit das Prinzip der Rayonhäuser überflüssig. Die erlassenen Vorschriften waren damit eigentlich überholt.

Als Stadtführerin weiß Doris Richter viel Wissenswertes über unsere Heimatstadt zu erzählen. In den magdeburger-news.de erläutert sie Namen und Themen, bei denen nicht nur Touristen Neues erfahren, sondern sicher auch eingefleischte Magdeburger.

Foto Rayonhaus / Privat