Lese-
und Schreibkompetenz stärken - AOK und Stiftung Lesen veröffentlichen
Handlungsempfehlungen
Rund
zwölf Prozent der Erwerbsfähigen hierzulande können nicht richtig lesen und
schreiben. Das zeigte die 2019 veröffentlichte LEO-Studie der Universität
Hamburg. Hochgerechnet entspricht dies bundesweit etwa 6,2 Millionen Menschen.
Angesichts dieser alarmierenden Zahlen hat das vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) geförderte Projekt "HEAL – Health Literacy im Kontext
von Alphabetisierung und Grundbildung" Empfehlungen veröffentlicht, wie
die Lese- und Schreibfähigkeit im Bereich der Gesundheitsversorgung gestärkt
werden kann.
Sie
konzentrieren sich auf vier Handlungsbereiche: Vernetzung von Akteuren,
Gestaltung von Rahmenbedingungen, Erreichung und Ansprache von Zielgruppen
sowie Einbezug von Chancen und Implikationen der Digitalisierung in allen
Handlungsfeldern. Darüber hinaus empfehlen beide HEAL-Projektpartner dem
Bundesministerium für Bildung und Forschung, einen Förderschwerpunkt zu diesem
Themenfeld zu initiieren. Vorausgegangen waren zwei prominent besetzte
Fachtagungen mit den Initiatoren AOK-Bundesverband und Stiftung Lesen sowie weiteren
70 Expertinnen und Experten, ferner ein intensiver Austausch mit betroffenen
Personen.
"Wenn
Menschen beispielsweise den Beipackzettel eines Medikaments nicht verstehen,
weil sie nicht richtig lesen und schreiben können, so kann dies gesundheitsschädliche
Folgen haben. Für Allergiker, die die Nährwertangaben auf Lebensmitteln nicht
richtig lesen können, wird das sogar lebensbedrohlich. Diese fehlende Lese- und
Schreibkompetenz kann sich auch auf viele andere Lebensbereiche negativ
auswirken. Unsere Empfehlungen verfolgen daher einen gesamtgesellschaftlichen
Ansatz, der sich nicht nur an Akteure aus dem Bildungs- und Gesundheitssektor
richtet, sondern auch viele weitere politische Ressorts in die Pflicht
nimmt", erklärt Dr. Kai Kolpatzik, Präventionsexperte im
AOK-Bundesverband.
Dementsprechend
konzentrieren sich die im Rahmen von HEAL erarbeiteten Vorschläge neben der
zentralen Forderung der "Literacy in all Policies" auf vier
Handlungsfelder: die "Vernetzung von Akteuren" sieht beispielsweise
die partnerschaftliche Planung und Umsetzung von Grundbildungsangeboten durch
Anbieter aus der Gesundheitsförderung und Alphabetisierung vor. Unter der
„Gestaltung von Rahmenbedingungen“ verstehen die Initiatoren unter anderem die
Entwicklung laienverständlicher Darstellungen auf Beipackzetteln und anderen
medizinisch relevanten Materialien. Die weiteren beiden Bereiche beziehen sich
auf die "Erreichung und Ansprache von Zielgruppen" sowie den
"Einbezug von Chancen und Implikationen der Digitalisierung in allen
Handlungsfeldern".
"Unser
Ziel ist es, Menschen in ihrem Alltag zu stärken und dafür zu sorgen, dass sie
ihr Leben selbstbestimmt gestalten. Gerade beim Thema Gesundheit kann eine gute
Lesekompetenz darüber entscheiden, ob Vorsorge und Therapien optimal genutzt
werden und erfolgreich sind. Wir empfehlen daher allen Akteuren aus dem
Bildungs- und Gesundheitsbereich, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass Lesen
Bestandteil einer jeden Biographie wird", sagt Prof. Dr. Simone C. Ehmig,
Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung bei der Stiftung Lesen.
HEAL
ist nicht das einzige Projekt, bei dem AOK und Stiftung Lesen sich engagieren.
Seit vielen Jahren unterstützt die AOK den bundesweiten Vorlesetag der Stiftung
Lesen. Beide Partner sind derzeit im Gespräch, die Zusammenarbeit weiter
auszubauen. Ferner bietet die AOK im Internet mit den sogenannten Faktenboxen
ein kostenloses Unterstützungsangebot, das Gesundheitsinformationen leichter
verständlich macht. Außerdem beraten und unterstützen bundesweit über 700
AOK-Pflegeberater Pflegebedürftige und ihre Angehörigen und bringen ihnen so
Gesundheits- und Pflegeinformationen transparent und laienverständlich näher.
„Auch diese Angebote fördern die leichtere Verständlichkeit von
Gesundheitsinformationen“, weiß Dr. Kolpatzik.
Text
/ Foto: Gemeinsame Pressemitteilung der Stiftung Lesen und des
AOK-Bundesverbandes