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von zwei jungen Frauen und zwei jungen Männern, die mit Bier anstoßen.
(ams).
Wein, Bier, Schnaps und Co sind hierzulande äußerst beliebt: Durchschnittlich
131 Liter alkoholische Getränke konsumieren Deutsche jährlich pro Kopf. Auf
Partys ist für viele Feiernde Alkohol ein Muss. Was beim Alkoholtrinken
passiert, welche falschen Mythen es gibt und wie man auch in der besten
Partystimmung im Limit bleibt, erklärt Dr. Julian Bleek, Arzt im
AOK-Bundesverband.
Was
passiert beim Alkoholtrinken?
Alkohol
wird über den Verdauungstrakt ins Blut aufgenommen und darüber dann im gesamten
Körper verteilt. Im Gehirn beeinflusst er die Informationsübertragung der
Nervenzellen: Bei geringer Dosierung wirkt er stimulierend, bei mittleren und
höheren Dosierungen hemmend. Die höchste Blutalkoholkonzentration ist ungefähr
nach einer halben bis einer Stunde erreicht. Abgebaut wird der Alkohol dann vor
allem über die Leber - pro Stunde schafft diese etwa 0,1 bis 0,2 Promille.
Promille:
Ab wann wird es kritisch?
Bei
Erwachsenen ist schon ab 0,3 Promille die Sehleistung leicht gemindert und die
Konzentration lässt nach. Ab 0,8 Promille ist die Reaktionszeit schon um 30 bis
50 Prozent verlängert, das Gesichtsfeld eingeschränkt (Tunnelblick) und der
Gleichgewichtssinn gestört. Jenseits der Ein-Promille-Grenze kommt es zu
Störungen der Orientierung, lallender Sprache und erhöhter
Aggressionsbereitschaft.
Ab zwei Promille ist kaum noch Reaktionsvermögen vorhanden, der Körper ist stark betäubt; ab drei Promille kommt es zu tiefer Bewusstlosigkeit, die Reflexe sind erloschen. Wie Alkohol akut wirkt, hängt neben dem Alkoholpegel auch von persönlichen Faktoren ab, wie der Gewöhnung und dem Lebensalter. Jugendliche und Kinder sind noch deutlich empfindlicher: So sind für Kleinkinder schon 0,5 Promille Blutalkohol lebensgefährlich. Mit dem Promillerechner der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann jeder und jede individuell berechnen, wie viel Promille sich nach einer bestimmten Menge Alkohol - zum Beispiel nach zwei Gläsern Wein - im Blut befinden.
Dr.
Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband:
Kritische
Promillegrenzen - Ist harter Alkohol kritischer als Wein und Co.?
Wie
viel Alkohol gilt als gesundheitlich unbedenklich?
Grundsätzlich
gilt: Je weniger Alkohol man trinkt, desto besser für die Gesundheit. Fachleute
empfehlen, dass Frauen nicht mehr als zwölf Gramm Alkohol pro Tag trinken
sollen, also nicht mehr als beispielsweise ein kleines Glas Wein (0,125 Liter).
Männer sollten nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag trinken, also zum
Beispiel zwei kleine Gläser Bier (0,6 Liter). An mindestens zwei Tagen pro
Woche sollte überhaupt kein Alkohol konsumiert werden. Schwangeren und
stillenden Frauen wird empfohlen, ganz auf Alkohol zu verzichten, da selbst
kleinste Mengen schädliche Folgen für das Kind haben können.
Mythos
1: Bier ist harmlos
Viele
glauben, dass Getränke mit geringerem Alkoholgehalt weniger schädlich sind. Es
kommt jedoch auf die Gesamtmenge des konsumierten Alkohols an: Egal, ob man 300 ml Bier trinkt, 125 ml Wein
oder 40 ml Whisky - überall ist die gleiche Menge Reinalkohol enthalten - hier
jeweils rund zwölf Gramm.
Mythos
2: Alkohol hilft beim Einschlafen
Alkohol
kann zwar müde machen und lässt oft schneller einschlafen. Da der Körper aber
trotzdem „arbeiten“ muss, um den Alkohol abzubauen, verkürzen sich die
Tiefschlafphasen. Der Schlaf wird unruhig und man wacht häufiger auf. Außerdem
kann Alkohol Schnarchen begünstigen.
Mythos
3: Ein Glas Wein ist gut fürs Herz
Es
ist ein weitverbreiteter Irrglaube: Ein Glas Rotwein am Tag sei gut fürs Herz.
Laut Studien [..3] bekommen Menschen, die gelegentlich etwas Alkohol trinken,
zwar seltener einen Herzinfarkt. Für alle anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
zum Beispiel Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, ist das Risiko jedoch
erhöht, wenn man Alkohol trinkt.
So
bleibt man beim Feiern im Limit …
Durst
nicht mit Alkohol löschen. Langsam trinken – dann hält man immer ein Glas in
der Hand und bekommt nicht gleich ein neues aufgedrängt. Öfter mal eine Runde
aussetzen und zwischendurch Wasser trinken. Das gleicht auch den
alkoholbedingten Flüssigkeitsverlust aus. Oft fällt es bei einer Party schwer,
Nein zu sagen. Es ist aber völlig in Ordnung, Alkohol abzulehnen - freundlich,
aber bestimmt: "Vielen Dank, dass du an mich gedacht hast, aber ich bleibe
heute bei Wasser." "Schöne Idee, aber mir ist heute nicht nach
Alkohol." Wer will, kann dies auch noch begründen - zum Beispiel, dass man
noch fahren muss oder am nächsten Tag fit sein will. Und es muss ja auch nicht
nur Wasser sein: Bier und Sekt gibt es mittlerweile akoholfrei.
…
und so im Alltag
Lust
auf ein Bier oder ein Glas Wein? Manchmal hilft es, einfach zehn Minuten zu
warten – vielleicht ist das Verlangen dann verschwunden. Auch Ablenkung ist
sinnvoll, zum Beispiel ein Spaziergang oder ein Telefonat mit Freunden. Gut
beraten ist, wer grundsätzlich immer erst ein alkoholfreies Getränk zu sich
nimmt - egal, ob zum Abendessen, im Restaurant oder nach dem Sport. Auf Alkohol
zu verzichten, spart übrigens Kalorien!
Text
/ Foto: „AOK-Mediendienst“