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Gesundheit-News: Krätze - Erkennen, behandeln und schnell wieder loswerden

15. August 2022

Die ansteckende Hauterkrankung Krätze kann jeden treffen. Mit mangelnder Hygiene hat das oft nichts zu tun. Die gute Nachricht: Krätze ist recht einfach zu behandeln. Die schlechte: Betroffene haben lange keine Symptome, können andere aber schon anstecken. Erst nach drei bis sechs Wochen fängt die Haut stark an zu jucken und es bilden sich Knötchen so klein wie ein Stecknadelkopf. Infolge des Kratzens können sich betroffene Hautstellen zusätzlich entzünden, Schuppen und Krusten entstehen. Von Kratzen kommt auch der Name der Hauterkrankung.

Krätze: Erkennen, behandeln und schnell wieder loswerden (ams).

Es kann jeden treffen, auch in Deutschland: die Krätze. Das klingt eklig, hat aber oft nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Die gute Nachricht: Krätze ist recht einfach zu behandeln. Die schlechte: Betroffene haben lange keine Symptome, können andere Menschen aber schon anstecken. Wie kann man die Hauterkrankung erkennen? Wie wird man sie wieder los? Und wie lässt sich eine Ansteckung verhindern?

Das erklärt Anja Debrodt, Ärztin beim AOK-Bundesverband. Starker Juckreiz und feine Papeln – dahinter können viele Hautkrankheiten stecken. Deshalb wird die Krätze häufig nicht oder spät erkannt. Krätze? Bei uns doch nicht, werden Sie sagen. Doch die ansteckende Hauterkrankung ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Dabei ist es regional sehr unterschiedlich, wie häufig Krätze vorkommt.

Weltweit rechnen Experten mit etwa 300 Millionen Menschen, die sich pro Jahr anstecken. Krätze kommt von Kratzen Die Hauterkrankung wird durch winzige Parasiten, die sogenannten Krätzmilben, verursacht. Die Milben-Weibchen – mit 0,3 bis 0,4 Millimeter für das bloße Auge kaum noch sichtbar – dringen in die obere Hornschicht des Menschen ein und graben dort Gänge, in denen sie ihre Eier ablegen. Zunächst spüren die Betroffenen davon nichts, sind aber schon ansteckend.

Erst nach drei bis sechs Wochen fängt die Haut stark an zu jucken – insbesondere, wenn es unter der Bettdecke warm wird – und es bilden sich Knötchen so klein wie ein Stecknadelkopf. Infolge des Kratzens können sich betroffene Hautstellen zusätzlich entzünden, Schuppen und Krusten entstehen. Von Kratzen kommt auch der Name der Hauterkrankung. Selbst der medizinische Fachbegriff Skabies geht auf das lateinische Wort scabere zurück, was ebenfalls kratzen bedeutet. Beim Kuscheln kann es passieren Übertragen wird die Hauterkrankung von Mensch zu Mensch, und zwar über Haut-zu-HautKontakt.

Aber gleich vorweg: „Kurze Berührungen wie Händeschütteln oder eine Umarmung zur Begrüßung reichen für eine Ansteckung üblicherweise nicht aus“, betont Medizinerin Debrodt. „Weil sich die Krätzmilben nur sehr langsam bewegen, können sie nur über einen längeren, großflächigeren Hautkontakt übertragen werden, der mindestens fünf bis zehn Minuten dauert.“ Also beim Kuscheln, wenn man zusammen in einem Bett schläft, beim Geschlechtsverkehr oder auch bei pflegerischen Tätigkeiten.

Deshalb sind es vor allem Partner, Partnerinnen, Eltern mit Kleinkindern, Geschwister sowie pflegebedürftige Personen und deren Betreuende, die sich mit der Krätze anstecken können. Typischerweise kann sie in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Pflegeeinrichtungen ausbrechen.

Nach einer Ansteckung haben die Betroffenen zumeist noch keine Symptome. Deshalb werden enge Kontaktpersonen von Erkrankten, die ihrerseits längere Hautkontakte zu weiteren Menschen haben, oft vorsorglich gleichzeitig behandelt. Die Inkubationszeit dauert fünf bis sechs Wochen. In dieser Zeit sollten intensive Hautkontakte mit anderen Menschen vermieden und bei den ersten Krankheitszeichen sofort ein Hautarzt aufgesucht werden. Eine Übertragung über Wäsche oder intensiv genutzte Gegenstände ist zwar möglich, allerdings selten. Sicherheitshalber sollten Kleidung, Bettwäsche und Handtücher täglich gewechselt und bei 60 Grad gewaschen, Polstermöbel und Matratzen täglich abgesaugt werden. Der Staubsaugerbeutel sollte anschließend entsorgt werden. AOK-Expertin Debrodt: „Nur mit diesem ganzen Bündel an Maßnahmen kann verhindert werden, dass sich die unangenehme Hautkrankheit weiterverbreitet oder sich Familienmitglieder immer wieder neu anstecken.

“ Schwierige Diagnosestellung“

Oftmals gelingt es erst dem Dermatologen oder der Dermatologin die Diagnose Skabies zu stellen. Mit Hilfe eines Dermatoskops (Auflichtmikroskop) – ein lupenähnliches Gerät mit integrierter Beleuchtung – kann sie oder er eventuell die Krätzmilbe und die typischen Gänge erkennen. Im besten Fall gelingt es der Ärztin oder dem Arzt, Milbe, Eier oder Kotballen aus einem Gang herauszuschaben, um das winzige Material unter dem Mikroskop zu untersuchen. Das gestaltet sich in der Praxis häufig schwierig, weshalb die Diagnose oft anhand der typischen klinischen Zeichen gestellt wird:

• Der Juckreiz verstärkt sich in der Nacht.

• Bevorzugte Körperregionen ist der seitliche Oberkörper, die Oberarme und Oberschenkel, die Genitalregion, Analfalte, Penisschaft, Zehen- und Fingerzwischenräume, die Achselgegend, Bereiche um Nabel und Brustwarze.

• Der Rücken ist selten befallen. Auch Kopf und Nacken bleiben ausgespart.

• Bei Säuglingen können auch Kopf und Gesicht sowie Handflächen und Fußsohlen betroffen sein.

WAS NOCH BEACHTET WERDEN MUSS

Richtig cremen: Beim Einreiben mit Salbe kein Hautareal auslassen! Auch Genitalbereich, Analfalte, sogar unter den Fingernägeln (durch Kratzen können sich dort Parasiten ansammeln) muss gecremt werden. Weil man nicht an alle Stellen herankommt, muss jemand helfen. Die eincremende Person sollte Handschuhe verwenden.

Es kann weiter jucken: Auch wenn die Milben erfolgreich bekämpft wurden, können Juckreiz und Hautveränderungen noch einige Wochen bestehen bleiben. Diese Beschwerden bedeuten also nicht, dass noch einmal behandelt werden muss! ? Was tun mit berührten Gegenständen? Neben der Wäsche sollten auch andere Gegenstände, mit denen der Betroffene längeren Hautkontakt hatte (wie Kuscheltiere, Hausschuhe oder Blutdruckmanschette), bei mindestens 50 Grad gewaschen oder für mindestens 48 Stunden nicht berührt werden. Nicht waschbare Gegenstände und Textilien können auch in Plastiksäcke eingepackt und für 72 Stunden bei mindestens 21 Grad gelagert werden. Ein kurzer Kontakt mit Oberflächen oder Textilien stellt keine Gefährdung dar.

Das hilft gegen Krätze Ein Verdacht sollte möglichst umgehend abgeklärt werden, um Ansteckungen zu vermeiden. „Zur Behandlung der Krätze gibt es unterschiedliche Wirkstoffe, die meist mehrfach direkt auf die Haut aufgetragen werden, um so Milben und Eier abzutöten“, sagt Ärztin Debrodt. „Kommt ein Eincremen nicht in Frage oder bleibt der Therapieerfolg aus, kann auch mit Tabletten behandelt werden.“

Die Behandlung von Säuglingen, Kleinkindern und Schwangeren sollte sehr sorgfältig mit Auswahl des geeigneten Wirkstoffes erfolgen. Eine Nachbehandlung der gereizten und ausgetrockneten Haut mit pflegenden Ölbädern und/oder Salben ist oftmals empfehlenswert. In der Regel sind Erkrankte nach der äußerlichen Behandlung beziehungsweise 24 Stunden nach der Tablette nicht mehr ansteckend. Der Juckreiz kann aber noch Wochen anhalten. Dagegen kann man sich ebenfalls Medikamente verschreiben lassen.

 

Text / Foto: „AOK-Mediendienst“