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Gesundheit-News: Spannungsempfinden, Schweregefühl, Schmerzen - Mit Lymphödem frühzeitig zum Hautarzt!


veröffentlicht am 8. Januar 2023

FRIEDBERG (abd) – Spannungsempfinden, Schweregefühl, Schwellungen, Schmerzen: Solche Beschwerden können auf ein Lymphödem hinweisen. Um Folgeschäden vorzubeugen, sollte frühzeitig der Hautarzt zu Rate gezogen werden.

Unser Lymphdrainagesystem, das aus initialen Lymphgefäßen, Präkollektoren, Lymphkollektoren, Lymphstämmen und Lymphknoten besteht, ist dafür zuständig, die durch die Blutgefäßwände filtrierte Flüssigkeit zwischen den Körperzellen zu sammeln und abzutransportieren. Störungen im Lymphdrainagesystem können zu einer Vermehrung und Veränderung der Gewebsflüssigkeit im Gewebezwischenraum, dem Interstitium, führen – ein Lymphödem entwickelt sich. „Beim Lymphödem handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zwischenzellgewebes als Folge einer anlagebedingten oder erworbenen Schädigung des Lymphdrainagesystems“, erklärt Dr. Wilfried Jungkunz, Hautarzt in Friedberg/Hessen und Sonderreferent für Lymphologie beim Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD).

Anlagebedingten (primären) Lymphödemen können unterschiedliche Genmutationen zugrunde liegen. Häufige Ursache von erworbenen (sekundären) Lymphödemen ist die Entnahme von Lymphknoten, beispielsweise in der Achselregion bei Brustkrebs oder im Beckenbereich bei Prostata- oder Gebärmutterkrebs, die Störungen im Abflussgebiet dieser Lymphknoten an Armen bzw. Beinen sowie den zugehörigen Rumpfquadranten hervorrufen können. Auch andere operative Eingriffe oder eine Bestrahlungstherapie im Rahmen von Krebserkrankungen können das Lymphdrainagesystem schädigen. Wenn möglich, sollte bei solchen Behandlungen auf eine Schonung des Lymphdrainagesystems geachtet werden, um Lymphödemen vorzubeugen (weitere Infos zur Prävention in der Leitlinie „Lymphödeme“, siehe unten). Bei Auftreten eines Lymphödems sei auch an einen Krebsbefall der Lymphknoten oder der Lymphgefäße zu denken, so Dr. Jungkunz.

Unbehandelt schreitet Lymphödem fort

Ein Lymphödem macht sich zunächst durch Spannungs- oder Schweregefühle bemerkbar, es kommt zu Schwellungen, die auch schmerzen können. „Kleidung und Schuhe oder Ringe an den Händen können sich einseitig oder einseitig betont eng anfühlen und drücken“, veranschaulicht der Experte. Anfänglich ist das Ödem in der Haut noch weich und kann durch Hochlagern deutlich reduziert werden. Im weiteren Verlauf lagert sich Fettgewebe ein und das Bindegewebe vermehrt sich übermäßig, die Haut verdickt sich und das Gewebe verhärtet sich. Lymphzysten und Fisteln können sich bilden. Pigmentverfärbungen und warzenartige Hautveränderungen können auftreten. Zudem kann es zu Störungen der lokalen Immunabwehr kommen und die betroffene Hautregion wird anfälliger für Infektionen mit Bakterien und Pilzen.

„Unbehandelt kann das Lymphödem immer weiter fortschreiten und zu Funktions- und Bewegungsstörungen der betroffenen Körperregionen bis zur Invalidisierung führen“, warnt Dr. Jungkunz und rät, frühzeitig einen Hautarzt aufzusuchen. Da die lymphödemrelevanten initialen Lymphgefäße, Präkollektoren und Lymphkollektoren in der Haut lokalisiert sind und dort auch die wesentlichen Symptome einer Lymphabflussstörung auftreten, sei die Lymphologie essentieller Bestandteil der Dermatologie und der Hautarzt der richtige Ansprechpartner.

KPE: Therapie mit fünf Säulen

Der Hautarzt wird zunächst eine sorgfältige Diagnostik vornehmen. „Standardtherapie des Lymphödems ist die sogenannte Komplexe Physikalische Entstauungstherapie“, erklärt Dr. Jungkunz.

Die KPE umfasst fünf Komponenten:

Hautpflege und falls erforderlich Hautsanierung,

manuelle Lymphdrainage, bei Bedarf ergänzt mit weiteren manuellen Techniken,

Kompressionstherapie mit speziellen mehrlagigen, komprimierenden Wechselverbänden und/oder lymphologischer Kompressionsstrumpfversorgung,

Entstauungsfördernde Sport-/Bewegungstherapie,

Aufklärung und Schulung zur individuellen Selbsttherapie.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen werden der Abtransport der krankhaft vermehrten und veränderteninterstitiellen Flüssigkeit gefördert, die stauungsbedingte Entzündung gelindert und Veränderungen des Bindegewebes gebessert. Die Schwellung in der betroffenen Region verringert sich, Stauungsbeschwerden wie Schwere und Spannungsgefühl gehen zurück, die Beweglichkeit wird gesteigert und durch den Lymphstau bedingte Hautveränderungen klingen ab. Bleibt die KPE erfolglos, kann eine operative Therapie erwogen werden.

„Bereits im Frühstadium angewendet, ist eine adäquate und konsequente KPE eine effektive Maßnahme, um dem Fortschreiten und der Chronifizierung der Erkrankung vorzubeugen“, so Dr. Jungkunz. Die Therapieziele in jedem Stadium der Erkrankung bestehen darin, einen ödemfreien Zustand oder ein niedrigeres Lymphödem-Stadium zu erreichen und dadurch die Lebensqualität zu verbessern, eine Teilhabe an gesellschaftlichen und beruflichen Lebensbereichen zu ermöglichen und Komplikationen zu verhindern. 

 

Text / Foto: Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V. pixabay