Pharma-Unternehmen dürften 2020 wieder mehr
als 30 neue Medikamente auf den Markt bringen
Voraussichtlich werden neue Antibiotika
verfügbar, die einige Bakterienarten mit Resistenzen bekämpfen können
Zwei Gentherapien könnten eingeführt werden
Berlin (vfa). Für viele Patientinnen und
Patienten wird es 2020 neue Behandlungsmöglichkeiten geben. Denn
Pharma-Unternehmen haben für zahlreiche Medikamente die EU-Zulassung beantragt
oder kürzlich erhalten. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
rechnet daher für 2020 mit der Markteinführung von mehr als 30 Medikamenten mit
neuem Wirkstoff in Deutschland; 2019 waren es 25.
"Die forschenden Pharma-Unternehmen sind
innovativ auf vielen medizinisch relevanten Gebieten. Für 2020 sind
insbesondere weitere neue Medikamente gegen verschiedene Krebsarten, aber auch
mehreren neue Antibiotika zu erwarten. Aber auch für Patienten und Patientinnen
mit vielen anderen Krankheiten wird es neue Behandlungsmöglichkeiten
geben." Das sagte vfa-Präsident Han Steutel zu heute in Berlin.
Gegen Infektionskrankheiten
2020 könnten gleich mehrere neue Antibiotika
verfügbar werden, die auch bei Bakterien mit Resistenzen gegen ältere
Medikamente wirksam sind. Denn drei Mittel haben bereits die EU-Zulassung
erhalten, für ein weiteres ist die Zulassung empfohlen, für vier weitere
Antibiotika ist sie beantragt. Hinzu kommt noch ein Mittel gegen Milzbrand, das
Antikörper enthält. "Mit diesen Medikamenten können Pharma-Unternehmen
dazu beitragen, einige Resistenzen zu überwinden und Schwerkranke zu heilen.
Gegen andere resistente Keime werden aber noch neue Lösungen benötigt. Diese zu
entwickeln, und die Finanzierbarkeit dieser Entwicklungen zu sichern, wird eine
der großen Aufgaben von Industrie und Politik für die nächsten Jahre
sein", so Han Steutel.
Als weitere Mittel gegen Infektionskrankheiten
könnten neue Impfstoffe gegen Cholera und Hepatitis B sowie Mittel gegen
HIV-Infektionen herauskommen.
Gegen Krebserkrankungen
2020 dürfte ein Viertel der neuen Medikamente
gegen eine Krebserkrankung gerichtet sein. Dabei liegt der Fokus vor allem auf
seltenen Krebsarten wie akuter myeloischer Leukämie (AML), Myelofibrose,
Multiplem Myelom, tenosynovialen Riesenzelltumoren oder blastischen
plasmazytoiden Neoplasien dendritischer Zellen.
Han Steutel dazu: "Dass auch gegen diese
seltenen Tumorarten Medikamente entwickelt werden, ist nicht zuletzt der Orphan
Drug-Verordnung der EU zu verdanken. Pharma-Unternehmen erhalten durch sie
Unterstützung bei der Entwicklung von Medikamenten gegen seltene Erkrankungen,
und bessere Marktkonditionen nach deren Zulassung." Sollte ein durch die
Verordnung gefördertes Medikament auch noch gegen eine häufigere Krankheit
zugelassen werden, erlischt der Status wieder. So bleibt er auf seltene
Erkrankungen fokussiert. Auf seltene Unterformen an sich häufiger Krankheiten
(wie Brust- oder Darmkrebs) ist er nicht anwendbar.
Neue Behandlungsmöglichkeiten könnten auch
gegen Brust-, Prostata- und Magenkrebs sowie nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom
dazukommen. Außerdem könnte zum zweiten Mal nach 2019 ein Krebsmedikament die
Zulassung organübergreifend für jegliche Tumore erhalten, die eine bestimmte
Genmutation aufweisen.
Gentherapien gegen seltene Erkrankungen
Spinale Muskelatrophie (eine fortschreitende
Lähmung) und Beta-Thalassämie (die zu Anämie führt) sind zwei selten
auftretende Erbkrankheiten. Bis Ende 2020 könnten beide mit einer Gentherapie
behandelbar werden.
Im Rahmen einer solchen Therapie werden einige
Zellen des Patienten "vor Ort" oder im Labor mit den intakten Genen
ausgestattet, die sie benötigen. Die einmalige Anwendung der Therapie kann zu
einem anhaltenden Behandlungserfolg führen.
Gegen Störungen der Blutgerinnung
Medikamente für Patienten mit
Gerinnungsstörungen bleiben weiter auf der Agenda der Pharma-Unternehmen. Statt
Hämophilie A und B (wie in den letzten Jahren) stehen nun die Thrombozytopenie
(Blutplättchen-Mangel) und idiopathischer thrombozytopenischer Purpura
(autoimmuner Zerstörung von Blutplättchen) im Fokus.
Gegen weitere Erkrankungen, mit neuen
Wirkprinzipien
Zum breit gefächerten Spektrum der neuen
Medikamente von 2020 könnten unter anderem auch Mittel gehören, die jeweils mit
einem neuen Wirkprinzip gegen Osteoporose, schwere Depression oder überhöhten
Cholesterinspiegel eingesetzt werden können. Auch gegen Abstoßungsreaktionen
bei Nierentransplantationen wird voraussichtlich ein Medikament verfügbar, das
auf neue Weise wirksam ist.
Disclaimer
Diese Pressemitteilung enthält in die Zukunft
gerichtete Aussagen, die auf laufenden und abgeschlossenen Zulassungsverfahren
für neue Medikamente beruhen. Doch weder Dauer oder Ausgang der
Zulassungsverfahren noch die Termine kommender Markteinführungen lassen sich
verbindlich angeben. Auch andere bekannte wie auch unbekannte Ungewissheiten
und andere Faktoren können dazu führen, dass der tatsächliche Fortgang der
Ereignisse wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweicht. Der vfa
und seine Mitgliedsunternehmen übernehmen keinerlei Verpflichtung, solche
zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder
Entwicklungen anzupassen. Die Angaben erheben auch für keinen Zeitpunkt den
Anspruch auf Vollständigkeit.
Weitere Informationen
zu Krebsmedikamenten:
www.vfa.de/krebsmedikamente-in-zulassung.pdf
zu Antibiotika:
www.vfa.de/antibakterielle-pipeline
zu Medikamenten gegen seltene Erkrankungen:
www.vfa.de/orphandrugs
Der vfa ist der Verband der forschenden
Pharma-Unternehmen in Deutschland. Er vertritt die Interessen von 45 weltweit
führenden Herstellern und ihren über 100 Tochter- und Schwesterfirmen in der
Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Die Mitglieder des vfa
repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und
beschäftigen in Deutschland ca. 80.000 Mitarbeiter. Mehr als 18.000 davon
arbeiten in Forschung und Entwicklung.
Text: Verband Forschender
Arzneimittelhersteller e.V.