Foto: Einen entspannten Alltag - das wünschen
sich viele Menschen, die an einer Blasenschwäche leiden. Ein offener Umgang mit
dem Thema hilft, das Selbstbewusstsein zu stärken
Europäische Studie zeigt Auswirkungen von
Inkontinenz auf den Alltag Betroffener
(djd). In Deutschland leiden mehr als neun
Millionen Menschen unter Inkontinenz, die Dunkelziffer liegt deutlich höher.
Wenn die Symptome erstmals auftreten, verdrängen viele das Problem.
"Inkontinenz ist eine unterschätzte Volkskrankheit. 10 bis 20 Prozent der
Bevölkerung sind betroffen - je nach Altersgruppe", sagt Robin Bähr,
Inkontinenzexperte beim Medizin- und Pflegeproduktehersteller Hartmann.
Betroffene meiden soziale Aktivitäten
Wer den Zeitpunkt der Blasenentleerung nicht
mehr selbst bestimmen kann, ist nicht nur körperlich eingeschränkt. Auch das
psychische Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl, Hobbys und Beziehungen leiden,
wie die Molicare Studie "Breaking the Silence: A European Report"
zeigt. Für 74 Prozent der befragten deutschen Studienteilnehmer wirkt sich
Harninkontinenz negativ auf ihr Leben aus. Scham, Sorge und Unsicherheit prägen
den Alltag der Betroffenen in allen fünf betrachteten Ländern Deutschland,
Frankreich, Schweiz, Spanien und Tschechien. Deshalb ziehen sie sich häufig aus
dem gesellschaftlichen Leben zurück. Für fast die Hälfte der Deutschen hat
Inkontinenz auch Auswirkungen aufs Liebesleben. Sex gehört demnach neben Sport
mit 45 Prozent zu den Aktivitäten, auf die Menschen mit Blasenschwäche
hierzulande am ehesten verzichten.
Aus Scham wird geschwiegen
Mehr als die Hälfte der befragten Deutschen
empfindet Harninkontinenz immer noch als gesellschaftliches Tabuthema.
"Die Betroffenen vertrauen sich aus Scham niemandem an und versuchen,
irgendwie klarzukommen", erklärt Robin Bähr weiter. Viele haben hierzulande
noch nie mit ihrem Partner (39 Prozent der Befragten in einer Beziehung), ihrer
Familie (53 Prozent) oder ihren Freunden (69 Prozent) über ihre Inkontinenz
gesprochen. Dabei sind vor allem die Deutschen Meister im Leugnen: Demnach
dachten 59 Prozent, das Problem werde von selbst wieder verschwinden. Und 75
Prozent waren der Meinung, sie würden allein damit zurechtkommen.
Es hilft, darüber zu sprechen
Doch Kommunikation und Aufklärung erleichtern
das Leben mit Inkontinenz - auch das ist ein Ergebnis der Studie. So gaben
sechs von zehn Befragten an, sie hätten sich nach dem Gespräch mit ihrem
Partner besser unterstützt gefühlt. 72 Prozent wünschen sich mehr Informationen
und 58 Prozent einen offeneren Umgang mit dem Thema in der Gesellschaft. Wer
seinem Partner oder anderen Angehörigen bestmöglich zur Seite stehen will,
findet beispielsweise unter www.molicare.de Informationen und Ratschläge. Dort
kann man sich auch ein kostenloses Inkontinenz-Probeprodukt bestellen.
Text / Foto: djd/HARTMANN