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Gesundheit-News: Prostatakrebs - Erkrankung mit großen Heilungschancen

28. Dezember 2019

(ams). Diagnose Prostatakrebs - ein Schock. Doch das ist noch lange kein Todesurteil, oft muss der Tumor zunächst noch nicht einmal behandelt werden. Therapie: ja oder nein? Und wenn ja, welche? Betroffene müssen viele Entscheidungen treffen. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich Zeit nehmen, mit Ärzten und vertrauten Personen zu sprechen und auch ihre Ängste nicht zu verheimlichen. Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse, die unterhalb der Harnblase die Harnröhre umschließt, bereitet den meisten älteren Männern Sorgen: Ab dem 50. Lebensjahr sind bei fast jedem Mann Veränderungen der Prostata festzustellen. Die können gutartig sein oder eben bösartig. Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern, rund 60.000 Männer erkranken jedes Jahr daran.  

Große Heilungschancen

Doch es gibt gerade bei Prostatakrebs eine gute Nachricht: "Vier von fünf Männern  mit diagnostiziertem Prostatakrebs sterben nicht an, sondern mit dem Krebs, das heißt an einer anderen Ursache", sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. "Denn Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten mit den größten Heilungschancen , weil er oft nur sehr langsam wächst." Meistens handelt es sich dabei um einen sogenannten Niedrigrisiko-Prostatakrebs, das heißt unter anderem, dass der Tumor lokal auf die Prostata begrenzt und wenig aggressiv ist.

Diagnose und Planung der Behandlung

Ob es sich bei einer Veränderung der Prostata um Krebs handelt und wie aggressiv er ist, muss der Urologe abklären. Denn selbst ein auffälliger Tastbefund oder höhere PSA-Werte können, müssen aber nicht auf eine bösartige Veränderung hindeuten. Dafür kontrolliert der Arzt die PSA-Werte. Denn bei Diagnose und Planung der Behandlung von Prostatakrebs hat der zur Früherkennung umstrittene PSA-Test durchaus seinen Stellenwert. Auch das Ergebnis der Tastuntersuchung wird für die Diagnose herangezogen: Über den Enddarm kann die Ärztin oder der Arzt mit einem Finger Größe, Festigkeit und Oberfläche der Prostata beurteilen. Ebenfalls über den Enddarm kann der Urologe auch eine fingerdicke Ultraschallsonde einführen, um die Prostata zu untersuchen. "Doch die einzig verlässliche Methode, um einen Tumor nachzuweisen, ist die Biopsie, also die Entnahme von Gewebe", betont Mediziner Ebel. Dabei stanzt die Ärztin oder der Arzt mit Hilfe eines Ultraschallgeräts, das mit einer Nadel ausgestattet ist, zehn bis zwölf Gewebeproben aus der Prostata, die anschließend unter dem Mikroskop untersucht werden. Mit Hilfe dieser Gewebeproben lässt sich auch die Aggressivität eines eventuell gefundenen Tumors einschätzen. Dazu verwenden die Mediziner den sogenannten Gleason-Score, benannt nach dem amerikanischen Arzt Donald Gleason. Dieser Wert beschreibt, wie sehr die gefundenen Krebszellen von gesunden Zellen abweichen. Zusätzlich ermittelt der Arzt anhand der Untersuchungsergebnisse das Tumorstadium mit Hilfe der sogenannten TNM-Klassifikation: T steht dabei für die Ausbreitung des Tumors, N besagt, ob Lymphknoten befallen sind (N = Nodus, lat. Knoten) und M, ob sich Metastasen gebildet haben.

Meist Niedrigrisiko-Krebs

Die meisten Männer können nach der Diagnose erst einmal aufatmen: Sie haben einen Niedrigrisiko-Krebs und dann die Wahl zwischen einer Behandlung oder der aktiven Überwachung. "Das bedeutet nicht passives Abwarten, sondern die Prostata wird in kurzen Abständen regelmäßig kontrolliert", sagt AOK-Experte Ebel. Sobald erkennbar ist, dass der Tumor fortschreitet, setzt eine Behandlung ein. Alle drei bis sechs Monate bestimmt der Urologe den PSA-Wert und tastet die Prostata ab, in den ersten drei Jahren entnimmt er bis zu drei Biopsien. Großer Vorteil dieser Strategie: "Dem Mann bleiben möglicherweise eine Operation oder Bestrahlung mit ihren möglichen Nebenwirkungen und Folgen erspart", so Ebel. Andererseits können die engmaschigen Kontrollen belasten sowie die Angst, dass der Krebs sich doch ausbreitet.  

Überwachung, Operation, Bestrahlung

Wem es nicht geheuer ist, den Prostatakrebs erst einmal nur zu überwachen, kann sich für eine Operation entscheiden. Dabei wird die gesamte Prostata entfernt. Auch eine perkutane Bestrahlung ist möglich, die die Tumorzellen zerstören soll. Dabei wird die Prostata von außen durch die Haut bestrahlt. Diese Therapien können die Krebserkrankung zwar heilen, doch dafür müssen die Männer mit Nebenwirkungen rechnen, die vielen zu schaffen machen: Denn Inkontinenz oder eine erektile Dysfunktion können die Folgen sein und den Alltag sowie das Sexualleben belasten. Eine britische Studie zeigte in einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren vergleichbar gute Ergebnisse für die Methode der regelmäßigen Überwachung im Vergleich zur perkutanen Bestrahlung oder radikalen Prostataektomie (operative Entfernung). Die Studie zeigte aber auch, dass nach Ablauf der zehn Jahre das Risiko zur Metastasenbildung bei einer nur beobachtenden Strategie steigt. Betroffene sollten sich Zeit für ihre Entscheidung nehmen und die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Behandlungsstrategien zusammen mit dem Arzt oder der Ärztin sowie vertrauten Menschen abwägen. Wer möchte, kann sich jederzeit eine ärztliche Zweitmeinung einholen.

Möglichkeiten bei fortgeschrittenem Prostatakrebs

Operation oder Bestrahlung, Hormontherapie und Chemotherapie - das sind die Behandlungsmöglichkeiten  bei fortgeschrittenem Prostatakrebs. Bei der Hormontherapie handelt es sich genau genommen um eine Hormonentzugstherapie: Weil Prostatakrebs abhängig von dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron wächst, soll durch den Hormonentzug das Wachstum der Tumorzellen gebremst werden. Die antihormonelle Therapie wird häufig mit einer Operation oder Bestrahlung kombiniert. Sie kann auch mit einer Chemotherapie kombiniert werden - dann nämlich, wenn Metastasen aufgetreten sind. Hormon- wie Chemotherapie  können eine weitere Ausbreitung zumindest zeitweise eindämmen und die Beschwerden durch Metastasen vergleichsweise schnell lindern.

Abwartendes Beobachten

Ob fortgeschritten oder lokal begrenzt: Betroffene Männer haben natürlich immer die Freiheit, grundsätzlich auf jegliche Eingriffe und Kontrolluntersuchungen zu verzichten. Sogar diese Strategie hat einen offiziellen Namen: abwartendes Beobachten oder Watchful Waiting. Manche Männer entscheiden sich dafür, weil sie die Folgen einer Behandlung nicht in Kauf nehmen möchten. Oder weil sie schon recht alt sind und die Therapie den Körper stärker belasten würde als der Krebs. Oder weil andere ernste Erkrankungen eine Behandlung des Prostatakrebses erschweren würden. Auch hier gilt: Nehmen Sie sich Zeit für die Entscheidung.

 

Text / Foto: AOK Bundesverband