München (ots). Weihnachten und Silvester stehen vor der
Tür. Die Feste sind häufig Anlass für betriebliche Weihnachtsfeiern, große
Familientreffen oder rauschende Silvesterparties. Oft ist neben kulinarischen
Köstlichkeiten auch reichlicher Alkoholgenuss Teil der Feierlichkeiten. Doch
wann wird aus Genuss ein riskantes gesundheitsschädliches Trinkverhalten? Woran
lässt sich eine Alkoholsucht erkennen?
Aufgrund der körperlichen Gegebenheiten
"vertragen" Männer doppelt so viel Alkohol wie Frauen. Die
"Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen" nennt den täglichen Konsum von
mehr als 20 - 24 g reinen Alkohols für Männer gefährlich. Bei Männern bedeutet
dies 0,5 - 0,6 Liter Bier (5% Alkoholgehalt) oder 0,25 - 0,3 Liter Wein (10-12%
Alkoholgehalt). Frauen sollten dementsprechend nur die Hälfte trinken. Diese
Richtwerte gelten nur für gesunde Menschen. Wenn neben dem regelmäßigen
Überschreiten dieser Empfehlungen noch Kontrollverlust, körperliche
Entzugserscheinungen und die Vernachlässigung von Hobbies, Familie und Pflichten
hinzukommt, könnte sich eine Alkoholabhängigkeit entwickelt haben. Auf www.therapie.de kann mit einem psychologischen
Selbsttest online überprüft werden, wie es um den eigenen Alkoholkonsum
bestellt ist.
Alkohol und auch Drogen wirken sich als psychoaktive
Substanzen direkt im zentralen Nervensystem und auf die Psyche aus. Entspannung
oder Glücksgefühle sind der Grund, warum viele Menschen immer wieder danach
greifen. Durch ihre Einnahme wird also entweder ein erwünschter Zustand
herbeigeführt oder ein unangenehmer gelindert.
Eine Alkoholabhängigkeit ist kaum mehr zu leugnen, wenn
ein starkes, unbezwingbares Verlangen nach Alkohol besteht und die Kontrolle
über Umfang und Dauer des Konsums (weitestgehend) verloren gegangen ist. Obwohl
dieses Verhalten starke negative Folgen für soziale Beziehungen, die Psyche
sowie den eigenen Körper hat oder zu Konflikten mit dem Gesetz und / oder
schwerwiegenden zwischenmenschlichen Problemen führt, können es die Betroffenen
nicht mehr ändern hin zu einem auf ein verträgliches und vernünftiges Maß
reduzierten Alkoholkonsum.
In unserer Gesellschaft ist Alkoholgenuss zwar in Teilen
sozial erwünscht. Die Kontrolle über diesen Konsum zu verlieren gilt aber als
Schwäche. Daher neigen viele Betroffene dazu, das Alkoholproblem ganz zu
verleugnen oder den tatsächlichen Alkoholkonsum herunterzuspielen. Aufgrund
dessen fällt es auch Experten wie Ärzten oder Beratungsstellen schwer,
Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit eindeutig festzustellen. Mehrfaches Testen,
Gespräche und Umfeldberatung führen zur Diagnose, ob ein Alkoholmissbrauch und
wenn ja, in welchem Stadium, oder eine Alkoholsucht vorliegt. Dabei werden
sowohl psychische Probleme als auch körperliche Schädigungen festgestellt.
Für die sich anschließende Therapie wird festgelegt, ob
das Behandlungsziel ein Eindämmen des Konsums hin zu gesundheitlich
erträglichem Trinkverhalten oder die totale Abstinenz von Alkohol ist. Letztere
ist bei Alkoholabhängigkeit erfolgreicher. Stationäre Therapien führen bei der
Hälfte der Hilfesuchenden zur dauerhaften Abstinenz, ambulante Therapien bei
etwa 60 Prozent. Geheilt werden kann Alkoholsucht nicht.
Je nach Ausgangslage empfehlen sich psychoanalytische,
tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische und Paar- bzw.
Familientherapeutische Ansätze. Ziel der Psychotherapie ist es, die
Veränderungsbereitschaft des Betroffenen zu erhöhen. Dabei geht es nicht nur um
das Trinkverhalten, sondern um Ursachensuche und Anpassung von Lebensumfeld
oder Teilen davon. Die Förderung von Selbstbewusstsein sowie das Erkennen von
Risikosituationen sind wichtiger Bestandteil einer Therapie. Gegen Ende der
Therapie werden auch Selbsthilfegruppen empfohlen, die im Alltag stützend
wirken können.
Zusammen mit einer Alkoholproblematik treten häufig auch
andere psychische Störungen auf. Zumeist sind dies Depressionen, Angststörungen
und Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Diese können sich aufgrund des
Alkoholmissbrauchs neu entwickeln oder bereits latent vorhandene psychische
Probleme kommen an die Oberfläche. Mithilfe einer Psychotherapie können diese
Probleme professionell angegangen werden.
Text: pro psychotherapie e.V., übermittelt durch news
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