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Magdeburg-News: Dalbert: „Unser Wald ist das erste Opfer der Klimakrise“

Montag, den 18. November 2019

Waldzustandsbericht für Sachsen-Anhalt vorgestellt – Land von Trockenheit besonders betroffen – Standortswasserbilanz erstmalig im Bericht

Magdeburg. Umweltministerin Prof. Dr. Dalbert (Foto) stellte heute gemeinsam mit Prof. Dr. Eichhorn von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt den aktuellen Waldzustandsbericht für das Jahr 2019 für das Land Sachsen-Anhalt der Öffentlichkeit vor. Der Bericht liefert wichtige Informationen für den Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern.

Das Jahr 2019 zählte in Sachsen-Anhalt zu den wärmsten und trockensten Jahren seit 1881. „Die Trockenheit macht allen Waldbäumen sichtbar zu schaffen, in diesem Jahr auch den Laubbaumarten. In Sachsen-Anhalt war der Bodenwasserspeicher im Frühjahr 2019 auf fast drei Viertel der Waldfläche nur unzureichend aufgefüllt. An den Folgen der heftigen Stürme Anfang 2018 arbeiten wir noch heute. Bereits jetzt sind Waldflächenverluste auf über 8.233 Hektar zu verzeichnen. Es ist ganz offensichtlich: Unser Wald ist das erste Opfer der Klimakrise“, fasste die Ministerin die aktuelle Lage zusammen.

Hohe Tagestemperaturen, massive Niederschlagsdefizite und die daraus resultierende geringe Luftfeuchtigkeit schädigen die Wälder massiv. Hinzu traten in diesem Jahr großflächig rindenbrütende Insekten auf. Außerdem ist ein intensiver Befall von pilzlichen Schwächeparasiten bei allen Hauptbaumarten zu verzeichnen. Dies führt zu einer Destabilisierung von Waldbeständen, die teilweise zu Bestandesverlusten führten.

In diesem Jahr ist neben den Nadelbaumarten auch bei Laubbaumarten eine Zunahme der Schäden sowie ein Absterben vieler Bäume festzustellen. Die mittlere Kronenverlichtung aller Altersstufen, als ein Kriterium der Vitalitätsansprache, übertrifft mit 26 Prozent den Wert des Dürrejahres 2018 mit 21 Prozent. Insgesamt reagieren die über 60 jährigen Bestände aller Baumarten auf den Trockenstress deutlicher als die bis 60 Jahre alten Bestände.

Die standörtlichen Verhältnisse und die geomorphologischen Gegebenheiten in Sachsen-Anhalt bedingen, dass jederzeit mit großflächigen abiotischen und biotischen Schadereignissen zu rechnen ist. Deshalb wurde die Thematik der Standortswasserbilanz in den diesjährigen Bericht erstmalig aufgenommen. Die Standortswasserbilanz berücksichtigt die künftig stark steigende Verdunstung, die durch die Klimakrise hervorgerufen wird. Sie gibt Auskunft über die erwartete Trockenstressgefährdung der Hauptbaumarten auf den Standorten in Sachsen-Anhalt. Je nach Standort und Wasserbilanz kann die Auswahl der Baumarten so optimiert werden, dass nach aktuellen Erkenntnissen eine stabile Wiederbewaldung erreicht wird.

Hintergrund:

Die terrestrische Waldzustandserhebung erhebt während der Vegetationsperiode jährlich den Nadel- und Blattverlust als Indikator für den Waldzustand. Die Waldzustandserhebung ist Teil eines umfassenden Forstlichen Umweltmonitorings, das neben dem Kronenzustand die auf die Wälder einwirkenden Umweltfaktoren beobachtet. Negative Entwicklungen können somit frühzeitig erkannt werden, um Empfehlungen für das forstliche Handeln abzuleiten.

Der Waldzustandsbericht wird jährlich im Auftrag des Landes von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt erstellt.