Mehr als die Hälfte der Bundesbürger (55 Prozent) glaubt
irrtümlicherweise, dass sie Antibiotikaresistenzen selbst nicht verhindern
können.
Und das, obwohl fast neun von zehn Bundesbürgern (86
Prozent) schon mal ein Antibiotikum verwendet und nahezu die gleiche Anzahl an
Befragten (87 Prozent) bereits von Resistenzbildungen gehört haben. Das sind
die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Gesundheits-monitors
des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) vom Mai/Juni 2019.
„Daran sehen wir, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über
Antibiotikaresistenzen besser aufzuklären. Vielen ist nicht bewusst, dass sie
selber der Resistenzentstehung entgegensteuern können“, sagt Dr. Elmar Kroth,
Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH.
Zwar hat das Wissen über den richtigen Einsatz von
Antibiotika im Vergleich zu einer Gesundheitsmonitor-Umfrage aus dem Jahr 2017
zugenommen. Mittlerweile gibt jeder Zweite korrekterweise an, dass Antibiotika
nur gegen bakterielle Infektionen wirken. Trotzdem besteht noch
Aufklärungsbedarf. Immerhin vermutet mehr als ein Drittel der Bundesbürger (36
Prozent) fälschlicherweise, dass sich Antibiotika auch gegen virale Infektionen
eignen. „Diese Unkenntnis kann dazu führen, dass Antibiotika in einigen Fällen
falsch angewendet werden. Wir müssen mehr Informationen anbieten, um den
allgemeinen Kenntnisstand zu verbessern. Dabei sind wir auch auf die Ärzte
angewiesen“, erklärt Kroth.
Jeder Vierte denkt zudem, dass ein vorzeitiges Absetzen
von Antibiotika in Ordnung sei, sobald es einem wieder besser gehe. „Genau
darin liegt der Fehler. Die Antibiotika sollen strikt nach Anweisung des Arztes
und den Vorgaben der Packungsbeilage eingenommen werden. Andernfalls droht die
Gefahr, dass sich Resistenzen ausbreiten“, warnt Kroth.
Falls nach Abschluss der Behandlung noch Arzneimittel in
der Packung verbleiben, sollten diese entsorgt werden. Auch hier scheint
Aufklärungsbedarf zu bestehen: „Angebrochene Antibiotikapackungen gehören
definitiv in den Hausmüll und dürfen nicht für eine weitere Verwendung im
Arzneimittelschrank gelagert werden“, sagt Kroth.
Besondere Brisanz bekommt das Thema durch multiresistente
Keime, also solche Erreger, die gleich gegen mehrere Antibiotikaklassen
unempfindlich geworden sind. Damit sich Resistenzen weniger ausbreiten, ist
eine Vielfalt an verschiedenen Antibiotika notwendig. Neben der Entwicklung
neuer Wirkstoffe ist der gezielte Einsatz der vorhandenen Antibiotika
essentiell. Breitspektrum-Antibiotika sind gegen mehrere Bakterienarten
wirksam. Im Grunde sollte man sie nur dann eingesetzen, wenn die Therapie
unverzüglich eingeleitet werden muss. Im anderen Fall sollte vorab ein Test auf
den tatsächlichen Erreger durchgeführt und ein speziell für diesen Erreger
geeignetes Schmalspektrum-Antibiotikum eingesetzt werden.
Um die Bedeutung der Resistenzproblematik hervorzuheben,
veranstaltet der BAH am 18. November 2019 seine erste BAH-Antibiotikakonferenz
„Mit Arzneimittelvielfalt gegen die Resistenzproblematik“ am Europäischen
Antibiotikatag in Berlin. Weitere Informationen erhalten Sie auf der
BAH-Webseite.
Text / Abbildung: Bundesverband der
Arzneimittel-Hersteller e.V. - BAH