(ams). Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Rückgang der
Muskelkraft, Erektionsstörungen und weniger Lust auf Sex - auch Männer haben
Beschwerden, wenn sie die 50 überschreiten. Kommen auch sie in die
Wechseljahre? Und hilft ihnen die Gabe von Testosteron, dem "Königshormon
des Mannes"? Werbeversprechen und Forschungsergebnisse klaffen weit
auseinander, was die Folgen von zusätzlichen Testosterongaben betrifft. Warum
Testosteron kein Life-style-Medikament ist, was ein echter Testosteronmangel
bedeutet und wie Männer den vermeintlichen Wechseljahresbeschwerden davonlaufen
können, erklärt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband.
Testosteron steigert Lebensfreude und Aktivität! Reguliert Muskelaufbau und psychische Fitness! Sorgt für mehr Lust und Männlichkeit! Der Markt mit dem Männerhormon Testosteron boomt. Glaubt man den Werbeversprechen, scheint das Mittel ein wahrer Jungbrunnen für Männer ab 50 zu sein und bekämpft erfolgreich Altersbeschwerden wie Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Rückgang der Muskelkraft, Erektionsstörungen und weniger Lust auf Sex. In den USA hat sich die Zahl der Anwender von Testosteron innerhalb von drei Jahren verdoppelt. Dort wird das Phänomen unter dem Begriff "Low T" vermarktet, sogenannte Low-T-Center haben sich auf die Testosteronbehandlung älterer Männer spezialisiert. Auch in Deutschland nehmen die Verschreibungszahlen von Testosteronpräparaten zu: Laut Arzneiverordnungs-Report 2019 hat sich das Verordnungsvolumen seit 2004 fast vervierfacht.
Viele Nebenwirkungen
Stattdessen müssen die Nutzer mit Nebenwirkungen rechnen,
wie Thrombose-Gefahr, erhöhte Blutfettwerte, Kopfschmerzen,
Prostatabeschwerden, Brustschwellungen, Stimmungsschwankungen oder
Bluthochdruck. Weil das Verhältnis von Nutzen und Risiken bisher jedenfalls
negativ ausfällt, sind Testosteronpräparate in Europa nicht für im Prinzip
gesunde ältere Männer zugelassen, betont die europäische Arzneimittelagentur
EMA (European Medicines Agency). Anders liegt der Fall bei einem ungewöhnlich
niedrigen Testosteronspiegel, einem sogenannten Hypogonadismus, der die normale
sexuelle Funktion und Entwicklung beeinträchtigt. "Ein
behandlungsbedürftiger Testosteronmangel kann zum Beispiel bei Erkrankungen des
Hodens oder einem Tumor in der Hirnanhangdrüse auftreten", sagt Ebel.
Allerdings machen sich dann auch andere Beschwerden bemerkbar, etwa dass die
Hoden schrumpfen, der Bart nicht stark wächst oder trotz ausreichender Bewegung
die Muskelmasse schrumpft und das Körperfett zunimmt.
Gesunde Lebensweise kann Beschwerden lindern
Liegen diese speziellen Erkrankungen nicht vor, wirkt
sportliche Aktivität schrumpfenden Muskeln und zunehmendem Körperfett entgegen.
Außerdem kann Bewegung und überhaupt eine gesunde Lebensweise meistens auch die
anderen Beschwerden lindern. Ganz nebenbei könnte dann auch der
Testosteronspiegel steigen. Denn oft haben Männer, die gesund leben, höhere
Testosteronwerte als Männer, die nicht auf ihre Gesundheit achten.
Text / Foto: AOK Bundesverband