Die Wartelisten für eine Psychotherapie für
Menschen, die an einer Angststörung leiden, sind mitunter lang. Gleichzeitig
gibt es immer mehr Online-Angebote, die betroffenen Menschen Hilfe anbieten.
Doch sind diese digitalen Angebote wirklich hilfreich? Und wie wirksam sind
Verhaltenstherapien und Antidepressiva bei Angststörungen? Die Stiftung
Gesundheitswissen hat in ihrem aktuellen Studiencheck den Nutzen und Schaden
einzelner Therapien – auch von Online-Angeboten – bei Patienten mit
Panikstörungen untersucht.
Jeder 50. Erwachsene in Deutschland hat im Laufe
seines Lebens Panikstörungen und sogar jeder 25. Erwachsene bekommt
Agoraphobie, eine Angststörung, bei der u.a. Furcht vor öffentlichen Plätzen
besteht – einige sind so schwer betroffen, dass sie das Haus nicht mehr
verlassen können oder ihren Job verlieren. Krankhafte Angst kann den Alltag
lahmlegen.
Panikstörungen verschwinden in der Regel nicht von
allein
Möglichkeiten, Angststörungen vorzubeugen, gibt es
kaum. Ohne therapeutische Unterstützung bekommt man sie meist nicht wieder los.
Im Gegenteil: Die Angst vor der Angst führt bei Betroffenen oftmals dazu, dass
sich ungünstige Verhaltensstrukturen verfestigen. Zur Behandlung stehen
unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Dabei gehören die kognitive
Verhaltenstherapie und eine Behandlung mit Antidepressiva zu den gängigen
Behandlungsmöglichkeiten. Für Menschen mit Angststörungen wie Agoraphobie und
Panikstörungen stehen aber auch Angebote im Internet zur Verfügung, sogenannte
Online-Psychotherapieprogramme.
Wie entstehen Angststörungen?
Angststörungen und Panikattacken entstehen durch
ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, darunter: eine erbliche Veranlagung,
eine solche Erkrankung zu bekommen, anhaltende Stresserlebnisse oder auch
körperliche Faktoren, wie ein verändertes Gleichgewicht von bestimmten
Botenstoffen im Gehirn.
Studiencheck: Vor- und Nachteile von
Onlinetherapie, Antidepressiva und Verhaltenstherapie
In ihrem aktuellen Studiencheck hat die Stiftung
Gesundheitswissen Studien zum Nutzen und Schaden von Online-Psychotherapien
ausgewertet, auch der Einsatz von Antidepressiva und persönlichen kognitiven
Verhaltenstherapien bei Patientinnen und Patienten mit einer Panikstörung wurde
untersucht.
Die Ergebnisse:
Studiencheck 1: Online-Behandlung mit positivem
Effekt im Vergleich zum Abwarten
In diesem Studiencheck wurde die Onlinebehandlung
bei einer Panikstörung im Vergleich zum Warten ohne Therapie untersucht. Dabei
erzielte die im Fachjargon „internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie“
genannte Online-Psychotherapie positive Effekte. Betroffene einer Panikstörung,
die eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie angewendet hatten,
zeigten nach dem Ende der Behandlung weniger Symptome als Betroffene, die in
dieser Zeit keine Online-Behandlung benutzten, sondern auf die Anwendung
warteten.
Studiencheck 2: Online-Psychotherapie und
persönliche Verhaltenstherapie gleich wirksam
Was hilft besser bei einer Panikstörung – eine
internetbasierte oder eine persönliche kognitive Verhaltenstherapie? In der
vorgenommenen Untersuchung der aktuellen Studien waren beide gleich wirksam. In
beiden Gruppen gingen bei gleich vielen Betroffenen einer Panikstörung die
Symptome deutlich zurück. Aufgrund der methodischen Qualität der zugrunde
liegenden Studien und der geringen Teilnehmerzahl ist die Aussagekraft der Ergebnisse
allerdings eingeschränkt.
Doch Achtung: Viele Anbieter von
Onlinepsychotherapien geben an, dass wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit
des Programms vorliegen. Jedoch werden längst nicht alle Onlinetherapien
umfangreich untersucht. Die einzelnen Angebote unterscheiden sich oft
inhaltlich. Auch Aussagen darüber, wie wirksam die Onlinetherapie im Vergleich
zur persönlichen kognitiven Verhaltenstherapie ist, lassen sich daher nicht für
alle Programme treffen.
Text / Foto: Stiftung Gesundheitswissen (SGW)
Gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts