Depression unter 18 Jahren
München (ots). Teenager sind "halt mal schlecht
drauf", mögen sich selber nicht - das geht von alleine vorbei? Bei den
meisten schon. Aber entgegen landläufiger Meinungen sind auch viele Kinder und
Jugendliche von klassischen Depressionen betroffen. Rund neun Prozent der
Deutschen unter 18 Jahren sind depressiv. Je älter die Kinder sind, desto
häufiger kann dies festgestellt werden.
Ausgelöst werden Depressionen entweder von belastenden
Lebensereignissen wie der Tod eines Elternteils, länger anhaltenden Belastungen
durch Eltern, Missbrauchserfahrungen oder Fehlverhalten von anderen engen
Bezugspersonen. Ungünstige Beziehungsmuster wie Vernachlässigung, Ignorieren
von kindlichen Bedürfnissen oder stete Konfliktsituationen können bei Kindern
ebenfalls eine Depression begünstigen. Auch andauernde Schulschwierigkeiten
oder Konflikte mit Gleichaltrigen (Mobbing) können das Kind erkranken lassen.
Die Symptome einer Depression sind bei Kindern und
Jugendlichen oft eher untypisch. Daher sollte für die Diagnostik ein erfahrener
Experte, Kinder- und Jugendpsychiater oder -psychotherapeut aufgesucht werden.
Für die Anamnese führt der Behandler ein ausführliches Gespräch mit den Eltern
und dem Kind. Hierbei werden Entstehung und Verlauf der Symptome, die
Entwicklung des Kindes und familiäre Belastungsfaktoren erfasst. Wenn nötig und
falls möglich werden auch Lehrer oder Erzieher mit einbezogen. Das Kind wird
ohne Eltern je nach Alter mit Fragebögen oder nonverbalen Tests wie Zeichnen
oder Satzergänzungen kennengelernt. Eine Depression wird diagnostiziert, wenn
die Symptome mindestens zwei Wochen lang fast jeden Tag und die meiste Zeit des
Tages bestehen. Manchmal werden zum Ausschluss von körperlichen Erkrankungen
wie etwa der Schilddrüse oder des Gehirns weitere Untersuchungen notwendig.
Die Behandlung einer leichten Depression umfasst zunächst
die Aufklärung der Eltern, eine ausführliche Beratung, um die Belastungen zu
reduzieren, die Beziehung zum Kind zu verbessern und die Vermittlung von
Problemlösestrategien. Wenn allerdings die Symptome nach sechs bis acht Wochen
nicht zurückgegangen sind, sollte psychotherapeutische Unterstützung
hinzugezogen werden. Bei schweren Depressionen kann über den Einsatz von
Antidepressiva nachgedacht werden. Kommt Suizidrisiko hinzu oder die Diagnose
von weiteren schweren psychischen Erkrankungen, ist ein stationärer Aufenthalt
geboten.
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen sind meist
kürzer als bei Erwachsenen und gehen häufiger ganz wieder ganz zurück.
Allerdings erleiden Jugendliche mit Depressionen häufiger als Erwachsene
Rückfälle und haben auch ein erhöhtes Risiko, als Erwachsene an einer
Depression zu erkranken. Ausgelöst durch die Erkrankung ziehen sich manche
Kinder und Jugendliche aus dem Sozialleben zurück, dadurch kann sich die Entwicklung
verzögern und eben die Depression wieder verstärken. Möglich ist auch, dass
Kinder und Jugendliche zu Alkohol oder gar Drogen greifen, um ihrer Gefühlswelt
zu entkommen. Auch Kinder ab sechs Jahren kennen schon die Flucht in den
Selbstmord. Daher ist dringend Eile geboten, therapeutische Hilfe über den
Kinderarzt oder Hausarzt zu suchen.
Kinder und Jugendliche benötigen in dieser
Krankheitsphase positive Bestärkung, den Aufbau von Selbstwertgefühl und die
Erfahrung, dass sie Einfluss auf und Macht über ihr Leben haben. Denn viele
leiden unter "erlernter Hilflosigkeit". Eine beratende Anpassung des
Alltags ist sehr zielführend. Schließlich werden das Kind und das Umfeld auch
über Strategien gegen den Rückfall in eine Depression beraten.
Was ist eine Depression?
Sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche gelten die
gleichen Symptome: Es herrscht eine niedergeschlagene Stimmungslage, der
Verlust von Lebensfreude, das Zurückgehen des eigenen Antriebs und damit der
Rückgang an eigenen Interessen sowie Aktivitäten vor. Darüber hinaus können
Konzentrations- und Gedächtnisprobleme Anzeichen sein. Ein geringes
Selbstwertgefühl oder Schuldgefühle, Schlaf- oder Appetitstörungen können
auftreten. Das äußerste Ende sind Gedanken an einen Suizid oder die versuchte
Umsetzung.
Experten gehen davon aus, dass eine Depression immer eine
Kombination von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren ist.
Schweregrad und Verlauf werden davon beeinflusst. Ebenfalls spielt der Mangel
an den Botenstoffen Serotonin, Noradenalin und Dopamin im Gehirn eine Rolle.
Zumeist führt eine Depression Weiteres mit sich. Bis zu
zwei Drittel der Erkrankten haben eine Angststörung, die Hälfte eine Störung
von Sozialverhalten und ein Drittel greift zu Alkohol und / oder Drogen.
Text: pro psychotherapie e.V., übermittelt durch news
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