Freitag, den 5. Oktober 2019
Verkehrsminister Webel und Oberbürgermeister Gaffert geben offiziellen
Startschuss für Großprojekt der Harzer Schmalspurbahnen
Wernigerode – Das bislang größte Bauprojekt in der 28-jährigen Geschichte der
Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) wurde heute Vormittag in Anwesenheit
von zahlreichen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung offiziell begonnen.
Gemeinsam mit Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert und HSBGeschäftsführer Matthias Wagener drückte Sachsen-Anhalts Verkehrsminister
Thomas Webel in Wernigerode den symbolischen Startknopf für den Bau der
neuen Dampflokwerkstatt: „Die neue Werkstatt ist in mehrerlei Hinsicht ein
Gewinn. Das Traditionsunternehmen und die Region profitieren gleichermaßen
von dem Vorhaben. Die Dampfloks können künftig in der eigenen Werkstatt
untersucht und gewartet werden. Das macht unabhängiger und spart vor allem
Kosten. Zugleich haben Touristen und Bahnenthusiasten die Möglichkeit, die
Arbeiten in der gläsernen Galerie zu verfolgen. Diese gelungene Kombination
macht die HSB noch attraktiver.“
Rund 120 Jahre nach der ersten offiziellen Fahrt eines Personenzuges zum
Brocken hat die HSB damit einen wichtigen Meilenstein für die Zukunft des
historischen Dampfbetriebes auf dem 140,4 km umfassenden Streckennetz
gesetzt. Nachdem seit dem 2. September bereits das Baufeld auf dem
Wernigeröder Ochsenteichgelände beräumt worden war, wurden heute die ersten
Rammschläge zum Einlassen der Spundwände durchgeführt. Noch bis zum Ende
der Herbstferien am 11. Oktober werden diese Arbeiten fortgeführt, um das
Fundament für das Großprojekt in der Nähe des Wernigeröder Stadtzentrums zu
bauen.
Die Idee zum Bau einer neuen Dampflokwerkstatt wurde bereits vor geraumer Zeit
geboren. Schon damals zeichnete sich eine immer zeit- und kostenintensivere
Instandhaltung der betagten Dampflokomotiven ab. Spätestens alle acht Jahre
müssen diese im Rahmen der sogenannten schweren Instandhaltung umfassend
untersucht und in ihre über 4.000 Einzelteile zerlegt werden. Um dabei
unabhängiger zu werden, kam für das kommunale Bahnunternehmen nur die
Schaffung eigener Werkstattkapazitäten in Frage. Aus Platzgründen schied eine
Erweiterung der bisherigen Fahrzeugwerkstatt aus dem Jahre 1926 am Bahnhof
Wernigerode Westerntor von vornherein aus.
Nach sorgfältigen Abwägungen stimmten die Aufsichtsgremien der HSB im Jahre
2015 dem Neubau einer Dampflokwerkstatt am favorisierten Standort in
Wernigerode zu. Noch im selben Jahr konnte mit einem Teil des
Ochsenteichgeländes ein geeignetes Grundstück in unmittelbarer Nähe zur alten
Werkstatt von der Stadt Wernigerode erworben werden. Gleichzeitig gelang es,
die insgesamt 10,5 Mio. Euro umfassende Investition mit finanzieller
Unterstützung der Deutschen Bank sowie der Investitionsbank Sachsen-Anhalt
abzusichern. Im Frühjahr 2019 erfolgte dann auch die Genehmigung für die
Gleisanlagen vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt sowie vom Landkreis
Harz die Baugenehmigung für die Hochbauten.
Neben der eigentlichen Nutzung zur Instandhaltung der Dampflokomotiven wird
die neue Dampflokwerkstatt auch für Urlauber und Eisenbahnfreunde zugänglich
sein. Auf einer separat zugänglichen Galerie können sie die Arbeiten an den
historischen Dampfrössern zukünftig beobachten. Und so freute sich
Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert, zugleich
Aufsichtsratsvorsitzender der HSB, auch aus touristischer Sicht über den heutigen
Baubeginn im Herzen der „Bunten Stadt am Harz“: „Die neue Dampflokwerkstatt
wird ein weiterer touristischer Hotspot in Wernigerode und im Harz werden.
Zusätzlich zu Brocken und Schloss wird sie für eine völlig neue Attraktion sorgen
und neben der touristischen Wertschöpfung auch dazu beitragen, dass die Zukunft
der HSB und mit ihr zahlreiche Arbeitsplätze gesichert sind.“
Mit der Fertigstellung der neuen Dampflokwerkstatt wird im Frühjahr 2021
gerechnet. Nach einer rund einjährigen Anlaufphase können hier dann ab 2022 die
ersten Dampflokomotiven vollständig auseinander gebaut und entsprechend den
rechtlichen Vorschriften untersucht werden. Die HSB verfügt über insgesamt 25
Dampflokomotiven der Baujahre 1897 bis 1956. Mit einem Großteil von ihnen
werden neben dem täglichen Reisezugverkehr auch zahlreiche Sonderzüge
gefahren. Insgesamt erbringen die Dampflokomotiven der HSB jährlich über
350.000 gefahrene Zugkilometer.
Die Umsetzung des aktuellen Großprojektes reiht sich nahtlos in eine Reihe
weiterer Baumaßnahmen der Vorjahre ein. So errichtete die HSB im Jahre 2005
eine große Fahrzeughalle in Wernigerode, ein Jahr später folgte die 8,5 km lange
Streckenverlängerung von Gernrode in die Welterbestadt Quedlinburg. Im
thüringischen Südharz wurde darüber hinaus im Jahre 2004 das „Nordhäuser
Modell“ etabliert, welches seitdem mit einem attraktiv gestalteten Mischbetrieb
aus Eisenbahnzügen und modernen Zweisystem-Stadtbahnen für gleichbleibend
hohe Fahrgastzahlen sorgt.
Foto (HSB): Sie gaben heute den symbolischen Start für den Bau der neuen
Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen (v.l.n.r.): Peter Gaffert
(Oberbürgermeister der Stadt Wernigerode und Aufsichtsratsvorsitzender),
Matthias Wagener (Geschäftsführer der HSB) sowie Thomas Webel
(Verkehrsminister des Landes Sachsen-Anhalt)