Foto: Hämophilie A lässt sich nicht heilen. Doch es
gibt wirksame Behandlungsmethoden.
(djd). Rund 4.000 Menschen in Deutschland leiden an
Hämophilie A, einer Gerinnungsstörung des Blutes. Ihnen fehlt ein bestimmter
Gerinnungsfaktor, der dafür sorgt, dass sich Wunden schnell schließen. Um lange
und heftige Blutungen zu vermeiden, mussten Menschen mit schwerer Hämophilie A
bisher diesen fehlenden Gerinnungsfaktor regelmäßig in die Vene spritzen -
häufig sogar mehrmals in der Woche. Die Belastung für Betroffene ist
groß: Trotz Therapie kann es zu schmerzhaften Einblutungen in die Gelenke und
zu Spontanblutungen kommen. Das ständige Spritzen beeinträchtigt zudem die
Lebensqualität. So ist etwa die zusätzliche Tasche mit Medikamenten, die bei
längeren Unternehmungen dabei sein muss, für die Betroffenen eine wortwörtliche
Last.
Ein Koffer voller Medikamente
"Wenn Du auf ein Heavy-Metal-Festival gehst,
mit einem Arm voller Narben und Spritzen in der Tasche, dann rufen die schon
mal die Security", lacht Holger George. Heute kann er auf Situationen wie
diese mit Humor zurückblicken. Doch das war nicht immer so. Seit seinem zweiten
Lebensjahr musste sich der heute 52-Jährige aufgrund seiner Hämophilie A ein
blutgerinnungsförderndes Medikament in die Vene spritzen - mehrmals in der
Woche. "Das war unglaublich nervig", erinnert sich George. "Wenn
ich früher verreisen wollte, hatte ich das Gefühl, dass ich ein weiteres
Gepäckstück nur für die Hämophilie mitschleppen musste."
Für viele Menschen mit Hämophilie A ist das häufige
Spritzen beinahe ebenso belastend wie die Erkrankung selbst. Trotz der Therapie
macht sich die Krankheit im Alltag bemerkbar. Viele Betroffene verzichten auf
Sport, klagen über durch Blutungen geschädigte Knie und kaputte Sprunggelenke.
Da der Körper den Gerinnungsfaktor aus den Medikamenten innerhalb von Stunden abbaut,
müssen die Patienten die Therapie an ihre Aktivitäten anpassen und oft noch
häufiger spritzen - oder riskieren, dass es zu Blutungen kommt.
Seltener spritzen, besser leben
"Das müsste besser gehen", fand Holger
George und wechselte nach Rücksprache mit seinem Arzt im Hämophilie-Zentrum zu
einem neuen Medikament. Dieses wird vom Körper nur sehr langsam abgebaut und
schützt dadurch bis zu vier Wochen vor Blutungen. Ein weiterer Pluspunkt ist,
dass das Medikament nicht mehr in die Vene, sondern einfach unter die Haut
gespritzt werden kann. Das ist unkomplizierter und verhindert unschöne Narben.
Für George ein großer Gewinn: Er kann nun ein dreitägiges Festival besuchen,
ohne Spritzen im Gepäck. "Ich fühle mich durch die Umstellung auf das neue
Medikament besser geschützt und durch die verlängerten Intervalle beim Spritzen
gleichzeitig freier. Meine Lebensqualität ist deutlich gestiegen."
Text / Foto: djd/Roche Pharma AG