"Kopfverletzungen sind am häufigsten"
Foto: Helme sind zwar keine Pflicht, zur eigenen
Sicherheit sollte jedoch immer einer getragen werden.
Seit rund drei Monaten fahren elektrisch betriebene
Roller durch die Straßen der Großstädte. Das Unfallgeschehen zeigt: Viele
Fahrer unterschätzen die Geräte oder gehen fahrlässig mit ihnen um.
"Stürze mit dem E-Scooter ereignen sich häufig bei Fahrten unter
Alkoholeinfluss, durch Unachtsamkeit im Straßenverkehr oder weil die
Fahrerinnen und Fahrer die Geschwindigkeit und die Handhabung
unterschätzen", sagt Anika Wichmann, Unfallchirurgin am Unfallkrankenhaus
Berlin.
Diese Hauptunfallursachen bestätigte auch die
Berliner Polizei als sie kürzlich eine Statistik zum Unfallgeschehen
veröffentlichte: Innerhalb der ersten drei Monate wurden in Berlin 74
Verkehrsunfälle unter der Beteiligung von E-Scootern polizeilich registriert.
In 65 Fällen hatten die Fahrenden die Unfälle selbst verschuldet.
Die Bandbreite der durch Unfälle mit E-Scootern
hervorgerufenen Verletzungen ist nach Aussage von Wichmann groß. Sie reicht von
leichteren Verletzungen wie Prellungen und Schürfwunden bis hin zu
Schädel-Hirn-Traumata und Frakturen im Bereich der Wirbelsäule und vor allem
der Beine und Füße. Wichmann: "Kopfverletzungen sind nach unserer
Erfahrung am häufigsten, außerdem kommt es relativ häufig zu Frakturen. Diese
waren vor allem kombiniert mit Weichteildefekten, die schwersten Verletzungen,
die wir bislang gesehen haben."
Damit es nicht zu solch schweren Verletzungen kommt, sollten die Nutzerinnen und Nutzer von E-Scootern einige Regeln beachten:
Helme sind zwar keine Pflicht, zur eigenen
Sicherheit sollte jedoch immer einer getragen werden. Reflektierende Kleidung
verringert das Risiko, übersehen zu werden.
E-Scooter gehören auf Radwege. Wenn diese fehlen,
muss die Fahrbahn genutzt werden. Gehwege und Fußgängerzonen sind tabu.
Fahrbahnwechsel und Richtungsänderungen müssen
angekündigt werden.
E-Scooter sind nur für eine Person zugelassen.
Personentransport oder Anhänger sind nicht gestattet.
Vorsicht bei Alkohol am Lenker: Es gelten dieselben
Alkoholgrenzwerte wie beim Autofahren
Nicht ablenken lassen: Während der Fahrt nicht aufs
Handy blicken oder mit Kopfhörern Musik hören.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) geht noch einen Schritt weiter: "Scooter bräuchten zum Beispiel dringend einen Blinker. Denn im Gegensatz zum Fahrradfahren sollten beim E-Scooterfahren die Hände unbedingt am Lenker bleiben, um die Stabilität des Fahrzeugs nicht zu gefährden. Solange Scooter solch grundlegende Sicherheitsstandards nicht erfüllen, raten wir, sie stehen zu lassen und lieber das Rad zu nutzen", sagt Gregor Doepke, Pressesprecher der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).
Selbst wenn die Scooter abgestellt sind, können sie
noch eine Gefahrenquelle sein: Viele Nutzer "parken" die Tretroller
fahrlässig mitten auf dem Gehweg. Dort werden sie zu Stolperfallen für andere,
insbesondere für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder Sehbehinderung.
Passieren Unfälle mit dem E-Scooter auf dem Weg zur
oder von der Arbeit nach Hause, springen die Berufsgenossenschaften und
Unfallkassen ein. Doepke: "Unternehmen, die Scooter für Fahrwege im
Betrieb anschaffen, müssen die Beschäftigten entsprechend unterweisen. Wir
empfehlen aber, Verkehrssicherheit auf allen Wegen zum Thema zu machen. Ist ein
E-Scooter zum aktuellen Zeitpunkt das richtige Verkehrsmittel auf dem Weg zur
Arbeit oder zum Termin? Solche Diskussionen gehören zu einer guten Kultur der
Prävention. Dafür werben Berufsgenossenschaften und Unfallkassen in ihrer
Präventionskampagne kommmitmensch."
Hintergrund "kommmitmensch"
kommmitmensch ist die bundesweite
Präventionskampagne von Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und ihrem
Spitzenverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Hintergrund ist,
dass die Zahl der Arbeitsunfälle in den vergangenen Jahren nicht mehr deutlich
gesunken ist. Um dem Ziel der Vision Zero, einer Welt ohne Arbeitsunfälle und
arbeitsbedingte Erkrankungen, weiter näher zu kommen, braucht es deshalb einen
ganzheitlichen Ansatz: kommmitmensch unterstützt Unternehmen und
Bildungseinrichtungen dabei, eine Präventionskultur zu entwickeln, in der
Sicherheit und Gesundheit Grundlage allen Handelns sind.
Text / Foto: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V.
(DGUV) / (© kommmitmensch)