Donnerstag, den 19. September 2019
Am Donnerstag übergab die Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration, Petra Grimm-Benne,
den Zuwendungsbescheid des Landes an die AWO Beratungsstelle „Magdalena“ – Beratung und
aufsuchende Arbeit für Sexarbeiter/innen. Die Beratungsstelle kann damit ihr bislang nur in
Magdeburg vorgehaltenes Angebot auf die Landkreise Harz, Börde, Jerichower Land,
Salzlandkreis, Stendal und den Altmarkkreis-Salzwedel ausweiten.
„Das ist eine gute Weichenstellung zum Schutz der Klientinnen vor sexueller Ausbeutung sowie die
Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen“, sagte Grimm-Benne. Der Landtag habe im
Februar dieses Jahres im Rahmen der Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes die Hinweise von
Fachberatungsstellen aufgegriffen und die gesetzliche Grundlage für ein unabhängiges
Beratungsangebot für Sexarbeiter/innen in Sachsen-Anhalt geschaffen. „Mit diesem unabhängigen
Beratungsangebot soll der Schutzgedanke des Prostituiertenschutzgesetzes verstärkt und die
Situation der Sexarbeiter/innen im Land verbessert werden. Mit der Landesförderung wird die
Beratungsstelle finanziell abgesichert und ihre Tätigkeit ausgeweitet“, so die Ministerin.
„Magdalena“ ist in Sachsen-Anhalt das einzige unabhängige sozialarbeiterische Angebot für
Menschen, die freiwillig im erotischen Dienstgewerbe tätig sind. „Die Ausübung dieser Berufe wird
gesellschaftlich noch immer tabuisiert. Die dort Tätigen werden stigmatisiert und ausgegrenzt. Den
vielfältigen Problemen und Risiken wie fehlende Teilhabe am sozialen Leben, erschwerter Zugang
zum Gesundheitssystem, fehlender Zugang zu Bildung und Ausbildung, Perspektivlosigkeit sowie
prekäre wirtschaftliche Situationen, mit denen sich in diesem Beruf Tätige häufig konfrontiert
sehen, wird nicht ausreichend mit Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen begegnet. Das
Hauptaugenmerk liegt bisher häufig in der Ausführung und Durchsetzung ordnungspolitischer
Regulierung. Mit dem spezialisierten, an den Problemen der Menschen und der Lebenssituation
orientierten Angebot der AWO Beratungsstelle Magdalena wird ein wichtiger Beitrag dafür
geleistet, dass der Zugang zu Informationen erleichtert, Hilfen vernetzt und damit neue
Lebensperspektiven für die Klient/innen eröffnet werden“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des
AWO Landesverbandes Sachsen-Anhalt e.V., Wolfgang Schuth, die Ziele der Beratung.
Die Beratungsstelle Magdalena bietet seit August 2016 unabhängige, anonyme und kostenfreie
soziale Beratung von Sexarbeiter/innen an. Die zwei Mitarbeiterinnen beraten und informieren zu
Anmeldeverfahren nach dem Prostituiertenschutzgesetz, zu Krankenversicherung, Sozialleistungen
sowie Aufenthaltsbestimmungen. Die Sozialarbeiterinnen begleiten und unterstützen beim Ausstieg,
bei beruflicher Neuorientierung, bei Behördengängen und bei persönlichen Krisen.
Beratungen sind sowohl in der aufsuchenden Arbeit als auch
nach Terminvereinbarung möglich. Seit Aufnahme der
Beratungstätigkeit gab es rund 830 Beratungen in Magdeburg
und Umgebung. Etwa 50 Prozent der Beratungen fand im
Rahmen der aufsuchenden Arbeit, die anderen Beratungen
telefonisch, per E-Mail sowie in persönlichem Kontakt statt.
„Prostitution“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so gut wie, „zur Schau stellen, sich
preisgeben.“ Die Beratungsstelle magdalena verzichtet bewusst auf diesen Begriff, weil es von
Sexarbeiter/innen als stigmatisierende (Fremd)-Bezeichnung gewertet wird und dazu einen
erzwungenen Charakter und negative Wertung einer patriarchalischen Gesellschaft impliziert.
Sexarbeit“ dient als Oberbegriff für sämtliche Formen sexueller und erotischer Dienstleistungen.
Sexarbeit bezeichnet dazu eine einvernehmliche Dienstleistung gegen Entgelt. Die Begrifflichkeit
der Sexarbeiter/in wird vor allem von Sexarbeiter/innen selbst benutzt, denn der Fokus des
Begriffes liegt auf dem Aspekt der Dienstleistung bzw. der Arbeit, was als erster Schritt zur
Entkriminalisierung und Entstigmatisierung verstanden wird.
Foto: Magdalena erweitert Beratung für Sexarbeiter/innen auf nördliches Sachsen-Anhalt
Förderbescheidübergabe am Donnerstag in Magdeburg.
V.l.n.r.:
Ekaterina Müller
Sozialarbeiterin Beratungsstelle Magdalena
AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
Sebastian Zimmermann
Kaufmännischer Vorstand
AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
Wolfgang Schuth
Vorstandsvorsitzender
AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
Petra Grimm-Benne
Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration
des Landes Sachsen-Anhalt
Tobias Krull, MdL
Jessica Schulze
Sozialarbeiterin Beratungsstelle Magdalena
AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
Steffi Schünemann
Vorständin Verband und Sozialpolitik
AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V