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Sachsen-Anhalt-News: Bilanz der zweiten bundesweiten Verkehrssicherheitsaktion sicher.mobil.leben

Freitag, den 13. September 2019

Deutschlandweit wurden gestern Kontrollen und Präventionsveranstaltungen zum Thema „Brummis im Blick“ durchgeführt. Koordiniert wurden die Kontrollen von Schleswig-Holstein, dem diesjährigen IMK-Vorsitzland. Auch Sachsen-Anhalt nahm an den Kontrollen teil.

Dazu der stellvertretende IMK-Vorsitzende, Holger Stahlknecht (Foto): „Die Zunahme an wirtschaftlicher Verflechtung und die damit verbundenen nationalen und internationalen Handelsbeziehungen bedeuten auch mehr gewerblichen Personen- und Güterverkehr. Für die Berufskraftfahrer heißt dies oftmals hoher Zeit- und Kostendruck, der nicht immer überein geht mit der Verantwortung für die eigene Sicherheit sowie die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer. Insofern ist es richtig und wichtig, den polizeilichen Kontrolldruck hochzuhalten, da dieser Sicherheitsprobleme aufzeigt und Prävention gezielt zum Einsatz bringt“.

An der Aktion beteiligten sich 135 Einsatzkräfte, darunter 41 Beamte des Zolls, der Bundespolizei sowie des Bundesamtes für Güterverkehr. Insgesamt wurden 313 Fahrzeuge kontrolliert. Diese Lkw- und Buskontrollen beinhalteten insbesondere die Überprüfung des Fahrzeugführers, des technischen Fahrzeugzustandes, der zulässigen Abmessungen, Achslasten, Gesamtgewichte und der Ladung. Damit wurden diejenigen Unfallursachen aufgegriffen, die grundsätzlich präventabel wären, also nicht nur von situativem Fehlverhalten abhängen. Im Ergebnis wurden 183 zielgruppenorientiere Verkehrsverstöße und acht weitere Ermittlungsverfahren außerhalb des Geltungsbereiches des Straßenverkehrs eingeleitet. Zwölf Verkehrsteilnehmer müssen sich darauf einstellen, in nächster Zeit ohne ihr Fahrzeug unterwegs zu sein - in genau so vielen Fällen drohen Fahrverbote; in weiteren zehn Fällen erfolgte die Untersagung der Weiterfahrt.

Ein weiterer Schwerpunkt der sachsen-anhaltischen Beteiligung an der Verkehrssicherheitsaktion lag auf präventiver Verkehrssicherheitsarbeit - über 200 Interessierte wurden in persönlichen Gesprächen über die besonderen Gefahrenmomente im gewerblichen Personen- und Güterverkehr aufgeklärt. Neben der Vorführung von Präventionstechnik (Gurtschlitten, Geschwindigkeitsmessgerät und Rauschbrillen) sowie der Verteilung von Infomaterial der Landespolizei, unter anderem über die Gefahren der Ablenkung im Straßenverkehr und eines Erste-Hilfe Sets gegen Müdigkeit am Steuer, wurde ein sogenanntes Mitmach-Brummi-Yoga für alle interessierten Kraftfahrer durchgeführt. Darüber hinaus wurden Präsentationen zum Thema „Toter Winkel“ durchgeführt. Die Vorstellung der landeseigenen Kampagne „Schnell, schneller …tot. Dagegen haben wir etwas!“ bildete einen weiteren Schwerpunkt in allen Medien- und Präventionsstellen des Landes.

 
Ausgewählte Fallbeispiele vom gestrigen Aktionstag:

08:30 Uhr, B71, Ortslage Kakerbeck, Parkplatz „Langer Heinrich“

Am Kontrollort  wurde ein landwirtschaftlicher Zug angehalten und kontrolliert. Hierbei wurden erhebliche technische Mängel festgestellt. Unter anderem waren die Reifen der Anhänger verschlissen, die Bremsen ohne Funktion und die Aufbauten des Hängers marode.  Dem Fahrzeugführer wurde die Weiterfahrt untersagt. Weiter wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren (Bußgeld) eingeleitet und eine Mängelmeldung gefertigt.

10:30 Uhr, BAB2, Fahrtrichtung Berlin, PWC Ihlegrund

Bei der Kontrolle eines Tiertransportes wurde festgestellt, dass im Anhänger zwei Rinder mehr als zulässig geladen waren. Die Tiere hatten somit nicht den vorschriftsmäßigen Platz und bedrängten sich auf Grund der Enge massiv. Das Veterinäramt des Landkreises Börde wurde hinzugezogen und übernahm die weiteren Sofortmaßnahmen. Der Transport wurde zur nächsten Umladestation geleitet und dort unter Aufsicht der Veterinärmediziner umgeladen. Über die Ahndungsmaßnahmen kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend berichtet werden.

13:00 Uhr, BAB9, Fahrtrichtung München, Höhe Ortslage Klieken:

Von den Einsatzkräften wurde ein Fernbus der Kontrolle unterzogen. Unter den Passagieren befand sich ein 31-jähriger Afghane, welcher mit internationalem Haftbefehl (ausgestellt durch eine Strafverfolgungsbehörde der Republik Österreich) zur Fahndung ausgeschrieben war.

Hintergrund:

Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung haben überdurchschnittlich schwere Folgen. Allein im Jahr 2018 gab es auf Sachsen-Anhalts Straßen 9.884 solcher Unfälle. Bei 935 Lkw-Unfällen wurden insgesamt 1.253 Personen verletzt, davon 294 schwer. 35 Menschen wurden bei Unfällen mit Lkw-Beteiligung getötet. In gut 74 Prozent der Unfälle war der Lkw-Fahrer auch Unfallverursacher. Dabei sind es seltener die Fahrer selbst, die großen Schaden nehmen. Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall mit Lkw-Beteiligung getötet zu werden, ist für andere Verkehrsteilnehmer gut viermal so hoch, wie für den Führer eines Güterkraftfahrzeuges. Auf den Bundesautobahnen im Land sind die Hauptunfallursachen bei durch Lkw-Fahrer verursachten Unfällen „Nebeneinander- und Vorbeifahren“, „Abstand“ sowie „technische Mängel“. 

Im Sinne einer eng mit der Aktion verknüpften Presse- und Öffentlichkeitsarbeit  wurden drei Kernbotschaften zum Thema gewerblicher Personen- und Güterverkehr abgeleitet und um jeweilige Hintergrundinformationen ergänzt:

Nr. 1: Ausreichend schlafen und Pausen machen!

Die Sozialvorschriften (Lenk- und Ruhezeiten) dienen der Verkehrssicherheit. Sie sind Schutzvorschriften für die Berufskraftfahrer aber auch für die anderen Verkehrsteilnehmer. Außerdem sollen sie einen fairen Wettbewerb sicherstellen, damit dieser nicht auf dem Rücken der Fahrer und zu Lasten der Verkehrssicherheit ausgefochten wird. Bei Kontrollen zur Einhaltung von Sozialvorschriften im Straßenverkehr werden pro Jahr durchschnittlich über 300.000 Zuwiderhandlungen wegen Verstößen gegen die Lenk- oder Ruhezeiten bzw. wegen fehlerhaften oder manipulierten Kontrollgeräten durch die Polizeien der Länder und das Bundesamt für Güterverkehr zur Anzeige gebracht. LKW-Fahrende sind besonders gefährdet am Steuer einzuschlafen: Unregelmäßige Arbeitszeiten, lange Fahrten ohne Begleitung und monotone Strecken auf der Autobahn begünstigen Müdigkeit und Sekundenschlaf. Die Vermutung liegt somit nahe, dass bei vielen Unfällen insbesondere mit Beteiligung von Güterkraftfahrzeugen Übermüdung und mangelnde Aufmerksamkeit eine Rolle spielte, denn vielfach werden die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten.

Nr. 2: Bremsen und Reifen okay?

Sichere Straßen durch sichere Fahrzeuge! Technikkontrollen bei Kraftfahrzeugen zur Güter- und Personenbeförderung dienen in besonderem Maße dazu, die Verkehrssicherheit auf den Straßen zu erhöhen. Im Zuge der Kontrollen fällt auf, dass LKW und Busse oft unzureichend gewartet werden. Im Rahmen der technischen Unterwegskontrollen wurden in den letzten beiden Jahren mehr als 1,3 Millionen Nutzfahrzeuge durch die Polizeien der Länder und das BAG auf den Straßen der Bundesrepublik kontrolliert. Etwa jedes fünfte Fahrzeug war wegen technischer Mängel zu beanstanden. In der Hauptsache handelte es sich um Mängel im Bereich der Lichtanlage, der Räder, Reifen und Achsen sowie der Bremsanlage. Bei etwa jedem zehnten kontrollierten Fahrzeug musste, zumindest zeitweise, die Weiterfahrt untersagt werden.

Nr. 3: Nicht zu viel laden und richtig sichern!

Mangelnde Ladungssicherung ist häufig die Ursache dafür, dass auf Straßen Ladung verloren wird und es infolge zu Behinderungen und im schlimmsten Fall zu Unfällen kommt - mitunter mit schweren Folgen. Ungesichertes oder unzureichend gesichertes Ladegut setzt sich z.B. bei plötzlichen Brems- und Lenkvorgängen unweigerlich in Bewegung. Durch das Fahrzeug rutschende oder fliegende Gegenstände entwickeln beim Aufprall eine Gewichtskraft, die um ein Vielfaches größer ist als ihr Eigengewicht. Letztlich müssen jedoch auch gut gewartete Fahrzeuge richtig gehandhabt werden. Überladene LKW gefährden die Verkehrssicherheit. Überladene LKW werden instabil und sind schwer zu steuern. Auch wegen des längeren Bremsweges und der größeren Aufprallenergie beeinträchtigen überladene LKW die Verkehrssicherheit, indem sie das Unfallrisiko und die Schwere der Unfälle erhöhen. Kontrollergebnisse des BAG belegen jedoch, dass die Notwendigkeit einer sachgemäßen Beladung und richtigen Ladungssicherung noch immer von vielen LKW-Fahrer unterschätzt wird: Bei fast jedem zehnten von der BAG kontrollierten Fahrzeugen wurde eine Überladung festgestellt. Ebenso verhielt es sich im Hinblick auf unzureichende Ladungssicherung. Beides erhöht die Risiken im Falle eines Unfalls enorm.

Zur Erreichung eines höchstmöglichen Wirkungsgrades der polizeilichen Maßnahmen wurden ebenfalls Beamte/-innen mit entsprechenden Fremdsprachenkompetenzen (bspw. russisch, polnisch) in die Kontrollen bzw. Präventionsveranstaltungen eingebunden.

In diesem Jahr waren erstmals auch andere Träger der Verkehrssicherheit in die Aktion eingebunden. So beteiligen sich u.a. der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR), das Bundesamt für Güterverkehr (BAG), operative Kräfte der Zollbehörden und ggf. Kräfte der Bundespolizei an dem Aktionstag.