Vier von zehn Befragten sind zudem für Ausweitung auf
andere Impfungen
Leverkusen, September 2019 – Rund acht von zehn Eltern
befürworten, dass Kinder gegen Masern geimpft werden müssen. Etwa vier von zehn
Befragten erwarten zudem, dass diese Pflicht auf alle Impfungen ausgeweitet
wird, die für den Nachwuchs empfohlen werden. Das sind Ergebnisse der Studie
„Junge Familien 2019" der pronova BKK, für die 1.000 Menschen mit
mindestens einem Kind unter zehn Jahren im Haushalt befragt wurden.
Demnach lehnen nur sieben Prozent jeglichen Impfzwang ab
und sind der Ansicht, dass eine Entscheidung dafür oder dagegen einzig und
allein im Verantwortungsbereich der Eltern liege. 18 Prozent sagen, sie könnten
die Gründe der Impfgegner zumindest nachvollziehen. „Unsere Studie zeigt, dass
das Thema zumindest unter Eltern weniger umstritten ist, als es die mediale
Auseinandersetzung in den vergangenen Wochen und Monaten vermuten ließ",
sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt der pronova BKK.
Das Bundeskabinett hat die Masern-Impfpflicht Mitte Juli
verabschiedet. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass ab März 2020 Kinder nur dann
in Kindergärten und Schulen aufgenommen werden dürfen, wenn sie gegen Masern
geimpft sind. Die Impfpflicht gilt auch für Tagesmütter und das Personal in
Schulen, Kitas, in der Medizin und in Gemeinschaftseinrichtungen. Der
Impfschutz muss laut Gesetzesentwurf bis spätestens 31. Juli 2021 nachgewiesen
werden. Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 2.500 Euro. Der Bundestag
muss dem Gesetzentwurf noch zustimmen. Insbesondere von Impfgegnern wird das
Gesetz strikt abgelehnt.
Klare Haltung von Seiten der Eltern
„Junge Familien, die das Thema Impfungen am stärksten
betrifft, positionieren sich in unserer Befragung eindeutig: Die große Mehrheit
der Eltern weiß um die Schutzwirkung der Masernimpfung und möchte sie nicht
missen. Die bestehende Impflücke macht daher vielen Eltern Sorgen",
berichtet Herold von der pronova BKK. Laut Robert Koch-Institut (RKI) sind rund
93 Prozent der Schulanfänger wie empfohlen zwei Mal gegen Masern geimpft.
Angestrebt wird eine Impfquote von 95 Prozent, damit die so genannte Herdenimmunität
gewährleistet ist. Das bedeutet, dass die hochansteckende Krankheit sich nicht
weiter ausbreiten kann und auch Menschen geschützt sind, die nicht geimpft
werden können – zum Beispiel Säuglinge, die für eine Masernschutzimpfung noch
zu jung sind.
Impfen beschäftigt Familien im Alltag
Jede vierte Familie berichtet, dass es in ihrem Alltag
schon einmal Diskussionen oder Probleme rund um das Thema Impfen gab. So waren
bei zehn Prozent der Befragten unterschiedliche Standpunkte im Familien- oder
Freundeskreis Gesprächsthema. Sieben Prozent haben die Erfahrung gemacht, dass
ein ungeimpftes Kind ein anderes oder einen Erwachsenen angesteckt hat.
Impfskeptiker begründen ihre ablehnende Haltung vor allem mit möglichen
Nebenwirkungen oder Komplikationen – in der Praxis haben laut der Umfrage
jedoch lediglich vier Prozent der Eltern schon einmal unerwünschte
Begleiterscheinungen nach einer Impfung bei ihrem Kind beobachtet. „Es ist
wichtig, das Thema Impfen sachlich zu diskutieren und Aufklärungsarbeit zu
leisten. In der Debatte beobachten wir, dass mitunter Ängste geschürt werden,
die mit Fakten ausgeräumt werden könn(t)en", so Herold von der pronova
BKK.
Text / Grafik: pronova BKK