Bringt MRT, CT und Röntgen brauchbare Erkenntnisse, wenn
das Kreuz schmerzt? Wir prüfen Ursachen und Diagnoseverfahren und geben Tipps
zum Umgang mit Rückenschmerzen.
Foto: Osteopath behandelt Frau am Rücken
Jeder fünfte Versicherte geht in Deutschland einmal im
Jahr mit schmerzendem Rücken zum Arzt, das ergibt jährlich etwa 38 Millionen Behandlungsfälle.
Rückenbeschwerden sind die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen -
überholt nur von Erkältungen.
Aber auch eine gute Nachricht ist statistisch belegt: Der
Großteil aller Rückenleiden bessert sich von selbst wieder – und der Patient kann
aktiv dabei mitwirken.
Das bestätigt auch die SBK-Fachexpertin Katharina Ommer:
„Rückengesundheit hängt direkt mit unserer Lebensweise
zusammen. Mit Kräftigung, Bewegung und Entspannung können Betroffene viel für
ihren Rücken tun.“
Bildgebende Verfahren sind beliebt - der Nutzen oftmals
fraglich
Wer mit schmerzendem Rücken zum Arzt geht, ist meist in
seiner Bewegung stark eingeschränkt, schläft schlecht und ist gereizt. Schnelle
und professionelle Hilfe soll nun her.
Ein bildgebendes Verfahren wird in dieser Situation von
rund 60 Prozent aller Patienten sogar erwartet, wie die Studie „Faktencheck
Gesundheit” der Bertelsmann Stiftung 2015 ergab. Der Begriff „bildgebende
Verfahren“ fasst Methoden zusammen, die mithilfe von Strahlen, Magnetfeldern
oder Radiowellen ein Bild vom Körperinneren anfertigen.
Diese Verfahren sind zum Beispiel in der Onkologie
besonders hilfreich und es gibt viele Fälle, in denen sie wertvolle und sehr
präzise Erkenntnisse liefern – unspezifische Rückenschmerzen gehören jedoch eher
selten dazu. Dennoch kommen Ärzte dem Wunsch der Patienten häufig nach, ohne
dass der Verdacht auf einen spezifischen Befund vorliegt, anstatt aufzuklären
und die Symptome einzuordnen.
Katharina Ommer erklärt: „Können wir die Entstehung der
Schmerzen nachvollziehen, ist das oft schon der erste Schritt zur Besserung.“
Nur etwa 15 Prozent aller Bildgebungen zeigen einen
konkreten Befund wie beispielsweise einen Bandscheibenvorfall, eine Entzündung
oder andere Ursachen, die den Schmerz unter Umständen erklären können. Auf dem
Großteil der Aufnahmen ist der eigentliche Grund für die Schmerzen nicht zu
sehen. Außerdem sind auf den detaillierten Schnittbildern der Tomografie
oftmals harmlose Veränderungen im Gewebe oder natürliche
Verschleißerscheinungen zu sehen. Diese rücken dann in den Fokus der Behandlung
oder bereiten dem Patienten unnötige Sorgen, obwohl sie ursächlich nichts mit
den akuten Beschwerden zu tun haben.
Warum schmerzt der Rücken "unspezifisch"?
Muskeln, Bänder und Knorpel stützen und bewegen die 24
Wirbelknochen, in deren Mitte das Rückenmark verläuft. Ein komplexes System,
das von Nervenbahnen durchzogen ist, uns den aufrechten Gang ermöglicht und uns
laufen, schwimmen, klettern, springen lässt. Unser Rücken ist zu vielseitigen
Bewegungen fähig – und darauf angewiesen. Der Alltag eines Büromenschen
bedeutet für den Rücken meist Unterforderung oder einseitige Belastung.
Das sind die häufigsten Schmerzursachen:
Fehlhaltung
Durch ungleichmäßige Belastung, zum Beispiel am
Schreibtisch, kann eine Fehlhaltung entstehen, Muskeln können sich zurückbilden
oder dauerhaft verspannen, Knorpel können verschoben werden und auf Nerven
drücken. Die Nerven melden Schmerzen an das Gehirn.
Starke Belastung
Körperliche Arbeit oder Leistungssport können einzelne
Regionen überbeanspruchen und dadurch Schmerzen auslösen. Auch Übergewicht
belastet den Rücken und kann einen Schmerz auslösen.
Stress
Nicht zuletzt spiegelt sich Stress in unserer
Körperhaltung und Muskulatur wider. Aus gutem Grund benutzen wir das Wort
„angespannt”, um eine Situation zu beschreiben, aber auch für einen aktiven
Muskel. Dauerhafte seelische Anspannung durch Stress, sei es am Arbeitsplatz
oder im Privatleben, hat negative Auswirkungen auf die Körperhaltung,
Muskulatur und Atmung.
Alle diese Ursachen können zu „unspezifischen
Rückenschmerzen” führen, so die Bezeichnung der Mediziner. Mit Schmerzmitteln
oder Wärmepflastern lindert man die Symptome, die Ursache wird aber nicht
behoben. Der Schmerz kehrt wieder, Muskelverspannungen verhärten sich
dauerhaft, eine Schonhaltung strapaziert weitere Muskelgruppen oder Bänder. Die
anhaltende Belastung führt schließlich zum Arztbesuch.
So hilft der Arzt bei Rückenschmerzen
Um den Ursachen der Schmerzen auf den Grund zu gehen,
wird der Arzt zuerst eine ausführliche Befragung und eine gründliche
körperliche Untersuchung durchführen. Lebensumstände, Gewohnheiten, Belastungen
körperlicher und psychischer Art sowie allgemeiner Gesundheitszustand und
Veranlagung geben bereits ein umfassendes Bild vom ganzen Menschen. Nur wenn
ein begründeter Verdacht auf einen spezifischen Befund besteht, wie
beispielsweise Lähmungen oder Empfindungsstörungen in Armen oder Beinen,
Störung des Schließmuskels oder der Patient einen Unfall erlitten hat, sollte
der Arzt im Anschluss ein CT, MRT oder eine Röntgenaufnahme anordnen.
Eine Spritze kann starke Schmerzen akut lindern und
Beweglichkeit ermöglichen, die zur Heilung nötig ist. Anschließend gilt es, die
Selbstheilungskräfte des Körpers zu mobilisieren – wortwörtlich: zu bewegen!
Wenn Entzündungen die Ursache für die Schmerzen sind, dann werden diese oft
begleitend mit Arzneimitteln behandelt.
Auch wenn der Arzt zunächst eine Krankschreibung
ausstellt, bedeutet diese keinesfalls Bettruhe sondern dient in erster Linie
der Entspannung – auch durch angemessene Bewegung. Eine Kombination aus
Physiotherapie und Entspannungsübungen kann hier positive Wirkung zeigen.
Zunehmend wichtiger in der Behandlung wird auch der Blick auf die
Lebenssituation des Patienten, sein Umgang mit Stress und die Frage, wie sich
Stressquellen ausschalten oder Konflikte klären lassen.
Diese Art der kombinierten Behandlung hat einen
langfristigen Effekt: Der Patient erhält mit den in der Physiotherapie
gelernten Übungen oder gar mit dem Entdecken einer neuen Sportart einen
wertvollen Ausgleich für Körper und Seele. Gleichzeitig beugt er aktiv neuen
Schmerzen vor.
Text und Foto: SBK Siemens-Betriebskrankenkasse