(Frankfurt a. M., August 2019) Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide
und Feinstaub gelten als besonders gesundheitsschädlich. Vielen Menschen ist
spätestens seit den öffentlichen Diskussionen um Dieselfahrverbote und die
Abschaltung von Braunkohlekraftwerken besonders Stickstoffoxid aus
Verbrennungsmotoren und Feuerungsanlagen für Kohle (auch Öl, Gas, Abfälle) als
Verursacher von Entzündungsprozessen bekannt, die mit einer Zunahme von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen.
„Feinstaub ist aber das größere, vor allem aber das noch
immer unterschätzte Gesundheitsrisiko“, betont der Kardiologe und Pharmakologe
Prof. Dr. med. Thomas Meinertz in der aktuellen Ausgabe von HERZ heute, der
Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung (www.herzstiftung.de).
„Je größer die Feinstaubkonzentration in der Atemluft ist, desto
wahrscheinlicher sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“ Dass Feinstaub ein ebenso
großer Risikofaktor von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist wie die klassischen
Faktoren, also hoher Blutdruck, Rauchen, Zuckerkrankheit und hohes LDL-Cholesterin,
bestätigte 2019 eine Studie in der Fachzeitschrift „European Heart Journal.“(1)
Was macht Feinstaub zum Risiko für Herz und Gefäße?
Das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung steigt
dadurch, dass Feinstaub, insbesondere der Ultrafeinstaub bei einer
Partikelgröße kleiner als 0,1 Mikrometer (= Größe eines Virus) nach Inhalation
durch das Lungenepithel sofort in die Blutbahn übertritt und von dort in die
Gefäßwand. „Dadurch werden chronische Entzündungsprozesse ausgelöst und damit
die Arteriosklerose begünstigt. Bei Menschen, die chronisch der
Luftverschmutzung ausgesetzt sind, kann es zum vorzeitigen Ausbruch der
wichtigsten Erkrankungen in den Gefäßen, die das Herz und das Gehirn versorgen,
kommen. Folgen sind Herzinfarkte und Schlaganfälle“, erläutert Prof. Meinertz.
Insbesondere ältere Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen sollten sich bei
hoher Luftverschmutzung besonders wenig außerhalb des Hauses aufhalten.
Das Gefährdungspotenzial von Feinstaub für die Gesundheit
sehen auch das Umweltbundesamt und Wissenschaftler der Nationalen Akademie
Leopoldina. Sie halten die Feinstaub-Grenzwerte für zu lax und sie sehen eine
Absenkung der Feinstaubgrenzwerte und eine „nachhaltige Verkehrswende“ als
notwendig. Auch die Deutsche Herzstiftung hält schärfere Grenzwerte im Sinne
des vorsorglichen Gesundheitsschutzes für zwingend erforderlich. „Saubere Luft
ist ein hohes Gut: Je sauberer die Luft ist, desto seltener leiden die Menschen
an Schlaganfällen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs oder Atemwegsproblemen.
Das haben zahlreiche Studien gezeigt. Jetzt ist entschlossenes politisches
Handeln notwendig“, fordert der Herzstiftungs-Experte.
(1) Lelieveld, Jos et al. (2019), European Heart Journal,
doi org/10.1093/eurheartj/ehz135
Hintergrund: Feinstaubpartikel teilt man ihrer Größe nach
in Gruppen ein, je winziger die Teilchen sind, desto weiter können sie in den
Körper vordringen: Partikel kleiner als zehn Mikrometer (PM 10) verbleiben
größtenteils in den oberen Atemwegen; Partikel kleiner als 2,5 Mikrometer (PM
2,5) gelangen bis in die Lungenbläschen. Ultrafeine Partikel (Ultrafeinstaub)
mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 Mikrometer können in den
Blutkreislauf übertreten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt einen
Grenzwert von zehn Mikrogramm Feinstaub (Partikelgröße 2,5) pro Kubikmeter Luft
als Vorgabe. Deutschland – wie die gesamte Europäische Union – liegt mit einem
Grenzwert im Jahresmittel von 25 Mikrogramm (PM 2,5) beziehungsweise 40
Mikrogramm (PM 10) pro Kubikmeter Luft erheblich über der WHO-Empfehlung.
Eine Feinstaubkonzentration von mehr als zehn Mikrogramm
pro Kubikmeter Luft verkürzt nach Studienergebnissen des Projekts „Global
Burden of Disease“ (2004) der WHO die durchschnittliche Lebenserwartung
statistisch um rund ein Jahr. Weltweit, schätzt die Fachzeitschrift „Lancet“
(2017), ist die Luftverschmutzung für etwa neun Millionen vorzeitige Todesfälle
verantwortlich.
Mehr zum Thema Feinstaub als Herz-Kreislauf-Risikofaktor
und weitere Literaturhinweise erhalten Sie in dem Beitrag „Dicke Luft“ in der
aktuellen Ausgabe von HERZ heute 3/2019
HERZ heute: Probeexemplar anfordern!
Die Zeitschrift HERZ heute erscheint viermal im Jahr. Sie
wendet sich an Herz-Kreislauf-Patienten und deren Angehörige. Mitglieder der
Deutschen Herzstiftung erhalten die Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung
regelmäßig und kostenfrei. Ein kostenfreies Probeexemplar der neuen Ausgabe
HERZ heute 3/2019 ist unter Tel. 069 955128-400 oder per E-Mail unter
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Text / Foto: Deutsche Herzstiftung - www.herzstiftung.de