Holunder
Geschmückt wie eine Braut,
mit weißem Blütenhaar,
so stehst du in der Nachbarschaft
in jedem neuen Jahr.
Wo bleibt dein Bräutigam,
hat er dich überseh’n?
Er kommt auch diesmal nicht zu dir –
du bist ihm wohl zu schön.
Der Sommer geht dahin
mit Düften und Gesang,
und auch dein Zauber ist verweht
wie ferner Glockenklang.
Nun trägst du Trauerflor –
ein schwarzes Beerenkleid.
Das schenkst du uns für Fliedertee
in langer Winterzeit.
Helga Schettge
Entnommen aus:
Sommersonett. – 2. Auf.
– Magdeburg: Sich-Verl., 2013. –
ISBN: 978-3-942503-08-2