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Schönebecker Museum zeigt grafische Meisterwerke von Werner Tübke

Donnerstag, den 18. Juli 2019


Atemberaubende Kunst eines Meisters der Leipziger Schule

In Schönebeck (Elbe) bei Magdeburg wurde am Wochenende eine bemerkenswerte Kunstausstellung eröffnet, die ein großes überregionales Interesse erfuhr: Das dortige Industrie- und Kunstmuseum „iMUSEt“ zeigt jeweils an den Wochenenden und noch bis 24. August dieses Jahres zahlreiche Werke eines der bedeutendsten Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Werner Tübke. Der Künstler war in Schönebeck geboren worden und wäre am 30. Juli 2019 90 Jahre alt geworden. Tübke war Mitbegründer der international angesehenen DDR-Kunstrichtung „Leipziger Schule“ (mit Mattheuer, Heisig) und hat mit dem in Bad Frankenhausen zu bestaunenden Monumentalbild „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ (14 x 123 Meter) ein auch inhaltlich großartiges Meisterwerk für die Ewigkeit geschaffen. 

Die Schönebecker Ausstellung zeigt etwa 40 Zeichnungen, einige Aquarelle und Ölbilder, darunter Jugendwerke, Reiseeindrücke, Porträts und Landschaften. Nicht nur die „Künstlerfamilie“ der Schönebecker Region zeigte sich zur Vernissage von den zumeist unbekannten Arbeiten beeindruckt, auch Gäste aus ganz Deutschland und die Politik aus der Landeshauptstadt war mit Ministern und Staatssekretären zugegen. In einem für das schwierige Gefüge des deutschen Kulturbetriebes immensen Kraftakt war es dem Museum gelungen, die Werke von der Tübke-Stiftung Leipzig sowie von der Galerie Schwind für die Ausstellung zu gewinnen.

Werner Tübke indessen als herausragender Vertreter dieser „Leipziger Schule“ orientierte sich seinerzeit nicht zuletzt an den alten Meistern der Renaissance. So gehörten Lucas Cranach und Albrecht Dürer zu seinen deutschen Vorbildern. Aber er war auch vom Manierismus El Grecos und vom Symbolismus nicht unbeeinflusst. Das eigentliche Markenzeichen von Tübkes Arbeiten war jedoch seine schier artistische, hochkultivierte Malweise. Mit ihr gelang es ihm, zu einer ganz eigenen, mitunter von Allegorien und Metaphern geprägten Bildsprache zu finden, die international Beachtung und Anerkennung fand. 

Der Nähe zum System der DDR hat Tübke, ohne ihr zwar vollends zu entsagen, doch aber selbstbewusst, einigermaßen kauzig und eigensinnig entgegengewirkt: Er hat sich einfach sehr weit "nach hinten" umgewandt, was man mit einiger Sympathie auch als Abwenden interpretieren könnte. In seinen Bildern hat Werner Tübke die große Geschichte und gleichzeitig auch sich selbst reflektiert. Sein Gesamtwerk mit insgesamt 400 Gemälden, 6000 Zeichnungen und 530 Aquarellen stiftete der Meister testamentarisch dem Germanischen Nationalmuseum.

Übrigens war auch der auf dem weltweiten Kunstmarkt für Furore sorgende Maler Neo Rauch ein „Enkel“ der Leipziger Schule. Er wuchs in Aschersleben auf, einer Stadt unweit von Schönebeck (Elbe). Letztere zieht Besucher auch durch das älteste Soleheilbad Deutschlands in Bad Salzelmen an, wo ein über 300 Meter langes Gradierwerk zu bestaunen ist.


Foto/Text: Hans-Peter Wannewitz