HAMBURG (abd) – Aus fernen Ländern bringen Urlauber
unvergessliche Eindrücke mit. Manchmal aber wird eine schmerzhafte
Bekanntschaft mit Quallen zu einem unerfreulichen Urlaubserlebnis oder
Parasiten werden zu einem unliebsamen Reisemitbringsel. Tipps vom Hautarzt
helfen, mit heiler Haut nach Hause zu kommen.
Zu den häufigsten Hautreaktionen, die Urlaubern zu
schaffen machen, zählt der Sonnenbrand. An sonnenentwöhnter Haut kann es auch
zu einer polymorphen Lichtdermatose mit einem juckenden Hautausschlag kommen.
„Deshalb stets auf einen konsequenten Sonnenschutz achten“, rät Dr. Andreas
Montag, Hautarzt in Hamburg. Auch ein guter Mückenschutz ist auf Fernreisen ein
Muss, denn Stechmücken können gefährliche Infektionskrankheiten wie Malaria,
Dengue-Fieber und viele andere übertragen. Insektenstiche und kleinere
Verletzungen können zudem Eintrittspforten für bakterielle Infektionen an der
Haut bilden.
Begegnung mit Quallen kann schmerzhaft sein
„Sehr schmerzhaft kann eine Begegnung mit Quallen und
anderen Nesseltieren werden“, warnt Dr. Montag. Nach Kontakt der menschlichen
Haut mit den Tentakeln, die mit Nesselzellen ausgestattet sind, kommt es zu
juckenden, brennenden Hautrötungen, selten auch zu Hautödemen und Blasen.
Besonders gefährlich sind Würfelquallen und die Portugiesische Galeere, deren
Gift beim Menschen zu starken Schmerzen, Fieber, Erbrechen und einem
lebensbedrohlichen Schock führen kann.
Nach Quallenkontakt sollte versucht werden, noch auf der Haut befindliche Nesselkapseln zu entfernen. „Doch keinesfalls abduschen“, rät Dr. Montag. Denn Süßwasser fördert die Entleerung der Nesselkapseln. Als Sofortmaßnahme bei Vernesselung durch Würfelquallen besser geeignet sei das Auftragen von Essig, der die Nesselzellen inaktiviert. Bei Feuerquallen habe sich Natriumbicarbonat (Backpulver) bewährt. Am einfachsten sei es, Sand auf die Kontaktareale zu geben, der nach dem Antrocknen vorsichtig mit einem Messerrücken oder einer Scheckkarte abgeschabt wird. Bei ausgeprägten Reaktionen sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Nach Kontakt mit Würfelquallen wird meist sogar eine stationäre Behandlung erforderlich.
Einige
Vorsichtsmaßnahmen können helfen, einem unliebsamen Kontakt mit Quallen
vorzubeugen:
Von Quallen – auch wenn sie leblos am Strand aufgefunden
werden – Abstand halten!
Im seichten Wasser können schlurfende oder stampfende
Schritte Quallen oder auch andere gefährliche Tiere wie Stachelrochen
verscheuchen.
Schnorchler sollten Flora und Fauna am besten in
Schutzanzügen genießen, aber nicht mit bloßen Händen anfassen!
Warnungen vor gefährlichen Quallen vor Ort unbedingt
beachten!
Parasiten können unter die Haut gehen
Die häufigste tropische Reisedermatose, die Urlauber nach
Hause mitbringen, ist die Larva migrans cutanea, die vor allem an den Stränden
in Südamerika, Afrika, in der Karibik, in Südostasien, aber auch am Mittelmeer
verbreitet ist. Dabei handelt es sich um eine mikroskopisch kleine Larve von
Hakenwürmern, die über Hundekot übertragen wird und sich in die Haut des
Menschen bohren kann. Zunächst macht sich eine stark juckende Papel bemerkbar,
schließlich werden die charakteristisch gewundenen, entzündlichen Gänge unter
der intakten Hautoberfläche sichtbar, die bei der Wanderung der Larve
entstehen.
„Die Larva migrans cutanea ist lästig, aber nicht
gefährlich“, erklärt Dr. Montag. Der Mensch ist ein Fehlwirt und der
Hautmaulwurf stirbt nach einigen Wochen wieder ab. Um das Abklingen der
Beschwerden zu beschleunigen, kann die Larve durch die einmalige Einnahme von
Ivermectin abgetötet werden. Auch eine Therapie mit Albendazol ist möglich.
Alternativ stehen die Wirkstoffe auch als Medikamente zur äußerlichen Anwendung
zur Verfügung.
Um einem Befall mit Larva migrans vorzubeugen, sollten
Urlauber
am Strand den direkten Kontakt mit Sand meiden
einen Liegestuhl nutzen oder ein Badehandtuch unterlegen
Badeschuhe tragen.
Nach Insektenstich kann sich Leishmaniasis entwickeln
„Ein unliebsames Reisesouvenir aus den Subtropen oder
Tropen kann auch die Leishmaniasis sein“, berichtet Dr. Montag. Eine kutane,
das heißt die Haut betreffende, Leishmaniasis tritt vor allem in der „alten
Welt“ auf – im Mittelmeerraum, in Afrika und in Asien. Etwa 10 Prozent der
Fälle betreffen die „neue Welt“ in Mittel- und Südamerika.
Die Übertragung erfolgt durch den Stich von Sandmücken.
Wochen bis Monate danach findet sich an der Einstichstelle eine rote Papel, aus
der sich ein schmerzloser Knoten und schließlich ein Geschwür entwickelt. In
der Umgebung können weitere Geschwüre (Ulzera) entstehen. Bei der
unkomplizierten kutanen Leishmaniasis durch Erreger der alten Welt heilen diese
Herde in der Regel innerhalb von Monaten bis zu zwei Jahren ab. Kutane
Infektionen mit dem Erreger Leishmania braziliensis der neuen Welt können auch
auf die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums und von dort auf angrenzende Gewebe
übergreifen.
Hat der Hautarzt eine Leishmaniasis diagnostiziert, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. „Bei einer einfachen kutanen Leishmaniasis kann zunächst abgewartet werden, da sich die Hautveränderungen sehr oft von selbst zurückbilden“, erläutert Dr. Montag. Alternativ kann mit äußerlichen Medikamenten und eventuell einer zusätzlichen Kryotherapie behandelt werden. Bei einzelnen Herden können auch Antimone eingespritzt werden. Bei komplexer Leishmaniasis mit einem großen Herd, mehreren Geschwüren oder einer Lokalisation zum Beispiel im Gesicht oder an Gelenken erfolgt eine innerliche Therapie.
Um das Infektionsrisiko zu senken, sind eine Reihe von Maßnahmen hilfreich:
DEET-haltige Produkte (Repellents) zur Mückenabwehr
verwenden,
langärmelige Kleidung und lange Hosen tragen,
engmaschige Mückennetze verwenden,
wenn möglich, ein Urlaubsdomizil ab dem ersten Stockwerk
wählen, da Sandmücken maximal 1,5 Meter hoch fliegen.
„Um auch auf Fernreisen gesund zu bleiben, sollten sich
Urlauber vorab frühzeitig bei einem Reisemediziner beraten lassen“, rät Dr.
Montag. Auch auf einen umfassenden Impfschutz sei zu achten. Treten nach der
Reise unklare Hautveränderungen auf, sollte ein versierter Dermatologe
hinzugezogen werden.
Text - Foto: Berufsverband der Deutschen Dermatologen
e.V. - BVDD / pixabay