+++ Arbeitgeber muss ab 26 Grad in Arbeitsräumen reagieren +++ Mobile Klimageräte können für Abkühlung sorgen +++ Vorsicht bei Kreislaufproblemen
Die Hitzewelle mit Temperaturen von über 35 Grad Celsius
ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine starke Belastung. „Bei
großer Hitze sinken auf Dauer die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Das
führt zu einer erhöhten Unfallgefahr am Arbeitsplatz“, sagt André Siegl,
Arbeitssicherheitsexperte beim TÜV-Verband (VdTÜV). „Arbeitgeber und
Beschäftigte sollten im Hochsommer Vorkehrungen treffen, um gesundheitliche
Risiken zu vermeiden.“ Der TÜV-Verband gibt Hinweise, was Arbeitgeber und
Arbeitnehmer tun können.
Arbeitsplatz vor Hitze schützen
Ein Recht auf klimatisierte Räume oder sogar Hitzefrei
gibt es im deutschen Arbeitsrecht nicht. „Arbeitgeber sind aber verpflichtet,
die Mitarbeiter vor Gefährdungen am Arbeitsplatz zu schützen. Das gilt auch bei
deutlich erhöhten Temperaturen“, sagt Siegl. Die entsprechenden Richt- und
Grenzwerte sind in den „Technischen Regeln für Arbeitsstätten“ von der
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin enthalten. Liegt die
Lufttemperatur in Arbeitsräumen über 26 Grad, müssen Arbeitgeber geeignete
Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel durch Sonnenschutzvorrichtungen.
„Innenraumtemperaturen über 26 Grad sind in vielen Gebäuden im Hochsommer keine
Seltenheit“, sagt Siegl. „Arbeitgeber sollten daher frühzeitig an bauliche und
gebäudetechnische Maßnahmen denken.“
Getränke, Kleiderordnung und Arbeiten in den kühleren
Morgenstunden
Erreicht die Raumtemperatur mehr als 30 Grad, muss der
Arbeitgeber weitere technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen
ergreifen. Erst bei Überschreiten der Lufttemperatur von 35 Grad gelten
Arbeitsräume als nicht geeignet. „Der Arbeitgeber kann den Mitarbeitern
Getränke bereitstellen, die Kleiderordnung lockern oder häufigere Pausen in
kühleren Bereichen anbieten“, erläutert TÜV-Experte Siegl. „Arbeitgeber sollten
prüfen, ob bestimmte Arbeiten in den kühleren Morgenstunden oder von zu Hause
erledigt werden können.“ Hilfreich für eine pragmatische Umsetzung sei es, wenn
es in der Organisation Gleitzeitmodelle und Homeoffice-Regelungen für die
Arbeitszeitgestaltung gibt. Nützlich gegen überhitzte Arbeitsräume sind darüber
hinaus klare Anweisungen an die Belegschaft, am frühen Morgen zu lüften und den
Sonnenschutz tagsüber geschlossen zu halten.
Mobile Klimaanlagen können für Abkühlung sorgen
Schnelle Abhilfe bei großer Hitze versprechen mobile
Klimaanlagen, die auch ohne Fachkenntnisse installiert werden können. Die
Funktionsweise dieser so genannten Monoblockgeräte ist einfach: Warme Raumluft
wird durch einen Abluftschlauch ins Freie befördert, indem er aus dem Fenster
gehängt wird. Nachteil: Durch das geöffnete Fenster gelangt wieder warme Luft
in den Innenraum. Die Geräte arbeiten also wenig effizient und verbrauchen
gleichzeitig viel Energie. Zudem sind sie mit bis zu 64 Dezibel recht laut.
Beim Kauf eines mobilen Geräts sollte auf das GS-Zeichen für Geprüfte
Sicherheit geachtet werden. Auf diese Weise können sich Käufer beispielsweise
vor überhitzenden Elementen, instabilen Konstruktionen oder schlecht isolierten
Kabeln schützen. Allergiker sollten außerdem darauf achten, dass ein
Staubfilter im Gerät verbaut ist.
Wirkungsvoller als die Monoblockanlagen sind
Splitgeräte. Sie bestehen aus einer
Außen- und einer Inneneinheit. Der Abluftventilator befindet sich in der
äußeren Einheit, daher sind die Geräte in den Innenräumen kaum zu hören und
deutlich energieeffizienter. Splitgeräte sind allerdings teurer und die
Installation muss von einem Fachbetrieb durchgeführt werden.
Klimaanlagen nicht zu kalt einstellen – unnötige Geräte
abstellen
Vorhandene Klimaanlagen sollten nicht zu kalt eingestellt
werden. Die Temperatur im Innenraum sollte nicht mehr als sechs Grad
Unterschied zur Außentemperatur betragen, um Erkältungen zu vermeiden.
Erleichterung können auch Ventilatoren bringen. Allerdings sollten Arbeitnehmer
bei Klimaanlagen und Ventilatoren auf den Luftzug achten, um Unterkühlungen
oder einen steifen Nacken zu vermeiden. In Produktionsbetrieben können auch Luftduschen
oder Wasserschleier für Abkühlung sorgen. Nicht benötigte elektrische Geräte
sollten grundsätzlich ausgeschaltet werden, um Wärmequellen zu reduzieren.
Viel trinken – aber nicht zu kalt
Bei großer Hitze verliert der Körper Flüssigkeit, daher
sollten Menschen in dieser Zeit viel trinken. Die Deutsche Gesellschaft für
Ernährung empfiehlt Erwachsenen, bei normalen Temperaturen rund 1,5 Liter
täglich zu trinken. Ist es richtig heiß, kann aber auch 0,5 bis 1 Liter
zusätzlich pro Stunde notwendig sein. Zu kalte Getränke am besten meiden, denn
sie strengen den Körper an, die Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu erwärmen.
Sehr heiße Getränke und Nahrungsmittel muss der Körper wiederum auf die eigene
Betriebstemperatur herunterkühlen. Das kostet zusätzlich Energie. Um den Magen
nicht zu überfordern, ist es an heißen Tagen besser, mehrere kleinere
Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Hilfreich ist auch frisches, gekühltes Obst,
verteilt über den Arbeitstag.
Bei Kreislaufproblemen hilft kaltes Wasser
Große Hitze führt zu einem sinkenden Blutdruck, da sich
die Blutgefäße weiten. Ähnliches passiert, wenn man zu wenig Flüssigkeit zu
sich nimmt. Gerade in Kombination kann das an heißen Tagen gefährlich werden.
Schwindel, Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit und Übelkeit deuten auf
Kreislaufprobleme hin. Dann hilft kaltes Wasser an den Handgelenken oder das
Eintauchen der Unterarme in kaltes Wasser. Noch etwas wirksamer ist ein kaltes
Fußbad. Betroffene sollten sofort ausreichend Wasser trinken und dann die Beine
hochlegen, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Text - Quelle: VdTÜV - Verband der TÜV e.V.