Zur Sicherung der Pflege in Deutschland wird angesichts
des Personalmangels verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland gesetzt. Damit die
interkulturelle Zusammenarbeit in den Einrichtungen gut funktioniert, sollte
sie aktiv gefördert werden, rät die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst
und Wohlfahrtspflege (BGW).
Eine gute Integration der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
aus den verschiedenen Ländern ist nicht nur wichtig, um Fehlern im
Arbeitsalltag vorzubeugen. Sie dient auch dem Betriebsklima und trägt somit zur
Vorbeugung von Stress, psychischen Belastungen und Fluktuation bei. Deshalb
profitieren alle Beschäftigten, wenn Integration auch aus
Arbeitsschutzperspektive betrachtet wird. Impulse zum Thema gibt die
Berufsgenossenschaft bei ihrem Fachkongress "BGW forum 2019 –
Gesundheitsschutz in Krankenhaus und Klinik", der Anfang September in
Hamburg stattfindet.
Vielfältige Herausforderungen
Viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen arbeiten
bereits mit internationalen Teams. "Herausforderungen entstehen dort nicht
nur durch sprachliche Verständigungsprobleme", weiß Stephan Köhler,
Präventionsexperte der BGW. "Auch kulturelle Aspekte können zu
Missverständnissen, Konflikten oder Unzufriedenheit führen – etwa
unterschiedliche Kommunikationsstile, Hierarchieverständnisse oder
Umgangsweisen mit Zeit."
Hinzu kommt: In vielen Ländern werden Pflegefachkräfte an
Hochschulen ausgebildet und nehmen anschließend auch Managementaufgaben und
medizinische Tätigkeiten wahr, die in Deutschland nicht zum Arbeitsalltag der
Pflegenden gehören. Außerdem werden ausländische Ausbildungsabschlüsse
hierzulande zum Teil nicht oder erst spät anerkannt. Betroffene müssen zunächst
auch deshalb unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten.
Den Neuanfang eng begleiten
"Integration ist kein Selbstläufer und insbesondere
der Anfang häufig schwer", erklärt Köhler und rät, gerade zu Beginn einen
engen Kontakt zum neuen Teammitglied zu knüpfen. Neben Willkommensaktionen wie
dem Abholen vom Flughafen oder einem gemeinsamen Frühstück erleichtern
persönliche Gespräche das Ankommen.
"Auf diese Weise kann man auch erfahren, wo
Hemmnisse bestehen", so der Experte. "Die individuellen Geschichten
und Erwartungen zu kennen, hilft, Konflikten vorzubeugen oder sie zu
lösen."
Vielfalt als Chance und Bereicherung
Wichtig ist ebenso, etwaige Sorgen und Vorbehalte des
vorhandenen Personals zu berücksichtigen und auch diese Beschäftigten nicht zu
überfordern. Die Integration fremder Menschen ins Team erfordert viel Offenheit
und Geduld auf beiden Seiten. Unverzichtbar für die gute interkulturelle
Zusammenarbeit ist ein wertschätzender Umgang miteinander jenseits von Vorurteilen.
"Hier kommt den Führungskräften eine wichtige Rolle
zu", erklärt Köhler. "Sie sollten Rückhalt bieten und gegenseitiges
Verständnis fördern". Dazu empfiehlt der Experte gezielte Fortbildungen.
Systematisch vorgehen
"Am besten kann Integration gelingen, wenn sie
systematisch und kontinuierlich erfolgt", betont Köhler. "Es lohnt
sich, schon vor der Anwerbung ausländischer Fachkräfte ein Integrationskonzept
zu entwickeln, das auf alle Beteiligten eingeht."
Bereits bewährt haben sich zum Beispiel feste
Ansprechpersonen oder Patenprogramme. "Durch regelmäßige Gespräche beugen
wir Missverständnissen vor, lernen neue Blickwinkel kennen und fördern ganz
nebenbei auch die Sprachkompetenz", so der Experte der BGW. Wichtig ist
auch, dass die neuen Arbeitskräfte nach einem erfolgreichen Einstieg nicht zu
schnell sich selbst überlassen werden.
Tagungsthema im September
Beim Fachkongress "BGW forum 2019 –
Gesundheitsschutz in Krankenhaus und Klinik" vom 2. bis 4. September in
Hamburg steht die Integration ausländischer Pflegekräfte in mehreren
Plenarveranstaltungen und Einzelbeiträgen auf dem Programm. Wer möchte, kann
sich vor Ort auch in einer interaktiven Ausstellung spielerisch mit
verschiedenen Aspekten der interkulturellen Zusammenarbeit beschäftigen.
Insgesamt bietet das BGW forum 2019 mehr als 130 Beiträge
mit verschiedensten Impulsen für eine gute Präventionskultur in Krankenhäusern
und Kliniken. Darüber hinaus bleibt viel Raum für den persönlichen Austausch.
Beispielsweise können Teilnehmende in einer Open-Space-Veranstaltung eigene
Themen einbringen. Weitere Informationen zum Kongress finden sich im
Buchungsportal www.bgwforum.de.
Über uns
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und
Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht
staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie
ist für über 8,5 Millionen Versicherte in mehr als 645.000 Unternehmen
zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und
beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall
sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische
Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre
Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben
können.
Text - Quelle. Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst
und Wohlfahrtspflege (BGW)