Magdeburger Schuhmacher sucht würdigen Nachfolger

„Geh doch mal zu Meister Hübner, der kann dir bestimmt weiterhelfen“. Und natürlich konnte Schuhmachermeister Jürgen Hübner das auch, als die Kundin ihr Anliegen vortrug. Denn ein: „Das geht nicht“, hört man selten aus seinem Mund. Wie andere Schuster seiner Gilde arbeitet auch er als Rentner weiter, das sei er schließlich seinen vielen Stammkunden schuldig, wie er mir erzählt. Und es wurmt den Meister, dass das Schuhmacher-Handwerk in Magdeburg ausstirbt. Waren es einst einige Hunderte, kann man sie nun fast an einer Hand abzählen. Hübner bedauert auch, dass kein Meisterabschluss mehr für seine Gilde notwendig ist. Er machte sich 1986, gleich nach seinem Meisterabschluss selbständig. Denn selbständig zu arbeiten, war sein großer Traum als Jugendlicher. Die Türglocke bimmelt ständig bei ihm im Breiten Weg und ein Schwätzchen, verbunden mit so manchem Ratschlag, ist bei den Kundengesprächen Gang und Gebe.

Wie mir Hübner sagt, ist seine Arbeit vielseitiger geworden. Von der Sohle bis zum Weiten von Schuhen, gesellte sich der Schlüsseldienst dazu, Arbeiten an  Taschen und Koffern, Gravurarbeiten auf Klingelschildern, Pokalen bis hin zum Kinderbesteck sowie Schleifarbeiten von Messer und Scheren. Allerdings, so verschmitzt der Meister, müsse seine Frau ihn hin und wieder auch erinnern, dass die privaten Scheren und Messer auch mal wieder einen Schliff vertragen könnten. Tausende Schuhe – repariert mit hochwertigen Materialien – gingen mittlerweile über seinen Tisch, sogar Theaterschuhe. Denn die Nähe zum Magdeburger Theater bescherte ihm sehr ausgefallene und spezielle Arbeiten, die ihm viel Spaß machen, so der Theaterschuhmacher. 

Drei Jahre ist Meister Hübner bereits in Rente, Ein paar Jahre könne er sich durchaus noch vorstellen, aber in der Zeit möchte er einen würdigen Nachfolger finden. Vor allem auch, um dem Aussterben des Schuhmacher-Handwerks in Magdeburg zu trotzen.