Bonn. Eine
aktuelle Übersichtsarbeit zeigt: Bei vielen Frauen hält die Blase während des
Sporttreibens nicht ganz dicht. Wie alt oder wie gut trainiert die Betroffenen
sind, spielt dabei keine große Rolle. Auch Frauen, die eine sanfte Sportart wie
Walking oder Schwimmen betreiben, sind nicht vor Inkontinenz gefeit.
Das sollte aber niemanden vom Sport abhalten, denn die
gesundheitlichen Vorteile des Freizeitsports überwiegen. Experten raten allen
sportlich aktiven Frauen, mit gezieltem Training auch ihre
Beckenbodenmuskulatur zu stärken, um ungewolltem Urinverlust entgegenzuwirken.
In der Übersichtsarbeit sind mehrere Studien zum Thema
Sport und Inkontinenz bei Frauen untersucht worden. Auch wenn die Studien mit
insgesamt 1714 Teilnehmerinnen unterschiedlich angelegt waren, so lassen sich
doch interessante Ergebnisse ableiten: Die Frauen waren durchschnittlich 24
Jahre alt; ein Drittel hatte beim Sport Probleme, den Urin zu halten. Die
Sportarten reichten von Mannschaftssportarten über Aerobic bis hin zu Laufen,
Schwimmen und Skilanglauf. Die letzteren, sanfteren Sportarten bewahrten
offensichtlich nicht vor Inkontinenz; hier ist die Rate insgesamt sogar etwas
höher. „Möglicherweise liegt dies aber auch daran, dass Frauen mit einem
bestehenden Blasenproblem eher solche Sportarten wählen. Denn vor allem Sprünge
und Stopp-Bewegungen belasten den Beckenbodenmuskel“, erklärt Professorin
Daniela Schultz-Lampel, Leiterin des Kontinenz-Zentrums Villingen-Schwenningen.
Wer ohnehin einen geschwächten Beckenbodenmuskel hat, sollte besser eine
Low-impact-Sportart ausüben, wie zum Beispiel Nordic Walking, Wandern oder
Schwimmen. Darüber hinaus ist es wichtig, während der Belastung den
Beckenbodenmuskel anzuspannen. Dieser ist allerdings schwer zu spüren, und die
bewusste An- und Entspannung bereitet vielen Frauen Schwierigkeiten. „Ein
gezieltes, am besten zunächst angeleitetes Beckenbodentraining ist daher auch
für sportlich aktive, junge Frauen zu empfehlen“, rät Schultz-Lampel. Auch
Geräte, die den Spannungszustand des Beckenbodenmuskels auf dem Bildschirm
optisch darstellen, können den Einstieg erleichtern.
Einfache, aber wirksame Beckenbodenübungen zum Nachmachen
gibt es in der Broschüre „Blasenschwäche bei Frauen“ und auf der entsprechenden
Website www.frauen-blasenschwaeche.de.
Die Broschüre kann kostenfrei postalisch und über das Internet angefordert oder
heruntergeladen werden. Bestelladresse: Bundesverband für
Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz e.V. (BGV), Heilsbachstraße 32,
53123 Bonn.
Quellen:
R V Teixeira et al., Prevalence of urinary incontinence
in female athletes: a systematic review with meta-analysis, International
Urogynecology Journal, December 2018, Volume 29, Issue 12, pp 1717–1725,
doi.org/10.1007/s00192-018-3651-1
J M Shaw, I E. Nygaard, Role of chronic exercise on
pelvic floor support and function, Current Opinion in Urology: May 2017, Volume
27, Issue 3, pp 257–261, doi: 10.1097/MOU.0000000000000390
M L Middlekauff et al., The impact of acute and chronic
strenuous exercise on pelvic floor muscle strength and support in nulliparous
healthy women, PELVIC HEALTH, September 2016, Volume 215, Issue 3, pp
316.e1–316.e7,
doi.org/10.1016/j.ajog.2016.02.031
Text - Quelle: Bundesverband für Gesundheitsinformation
und Verbraucherschutz e.V. (BGV)