Sonntag, den 12. Mai 2019
Zum Auswärtsspiel des 1. FC Magdeburg beim VfL Bochum am vergangenen Samstag, 04.05.2019,
reisten rund 700 Magdeburger Fans in einem eigenständig organisierten Sonderzug an. Kurz vor
dem Eintreffen am Bochumer Hauptbahnhof soll aus dem Zug eine zunächst nicht näher benannte
Anzahl an pyrotechnischen Erzeugnissen gezündet worden sein. Daraufhin ordnete die zuständige
Bundespolizei Dortmund die Durchsuchung aller Insassen des Sonderzuges an, „[…] um weiteres
Zünden von Rauchkörpern und Böllern sowie die dadurch entstehende erhebliche Gefahr für unbeteiligte
Personen im Bahnhof zu verhindern […]“ (Pressemitteilung BPOL NRW vom 04.05.2019
https://bit.ly/2VdMRsw).
Die Kontrollen, bei denen es zu vereinzelten körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sein
soll, dauerten über mehrere Stunden an, sodass die Magdeburger Fans erst 25 Minuten vor Spielende am Bochumer Stadion eintrafen.
Nach Einholen umfangreicher Informationen bei den anwesenden haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und Gremienmitgliedern des 1. FCM, Fanprojekt und Fanhilfe Magdeburg, Fans sowie der
Bundespolizei Dortmund ergibt sich für den 1. FC Magdeburg ein Bild eines Polizeieinsatzes, der
überzogen, ungeeignet und vor allem dem ohnehin belasteten Verhältnis zwischen Fußballfans und
Polizei nicht dienlich war.
Der 1. FC Magdeburg stimmt mit der Bundespolizei Dortmund überein, dass das Zünden von Pyrotechnik aus einem fahrenden Zug heraus geahndet werden muss. Die Entscheidung, zur weiteren
Gefahrenabwehr sämtliche Insassen des Zuges mehrere Stunden auf einem beengten Bahnsteig
– ohne die Möglichkeit einer Ver- und Entsorgung – festzuhalten und auf Pyrotechnik zu kontrollieren, stand aus unserer Sicht jedoch in keinem Verhältnis zum eigentlichen Vorfall. Vielmehr wurde
dadurch billigend eine durchaus im Raum stehende Eskalation in Kauf genommen, die nur durch
das überwiegend besonnene Verhalten der Magdeburger Fans verhindert wurde.
So fungierten das Fanprojekt, die Fanhilfe und die anwesenden FCM-Mitarbeiter als Kommunikatoren zwischen Polizei und Fans, da die Informationen durch die Bundespolizei nur unzureichend
oder überhaupt nicht erfolgten. Auch wirkten führende Mitglieder der Fanszene immer wieder beruhigend auf die auf dem Bahnsteig stehenden Fans ein.
Warum hier rund 700 Menschen aufgrund des Abbrennens, nach unseren Informationen, eines pyrotechnischen Erzeugnisses einer solchen Maßnahme unterzogen wurden, ist für den 1. FC Magdeburg nicht nachvollziehbar. Erst recht nicht, seit es bei einem vergleichbaren Fall eine Woche zuvor
bei der Anreise Schalker Fans zum Bundesligaspiel in Dortmund zu keinerlei Maßnahmen durch die Bundespolizei kam. Diese stellte in ihrer Pressemitteilung vom 27.04.2019 fest:
„Im Dortmunder Hauptbahnhof wurde während der Ankunft des ersten zusätzlichen Zuges sechsmal
Pyrotechnik in Form von sogenannten ‚Polenböllern‘ gezündet.“
Dennoch kam der dortige Einsatzleiter zu der Erkenntnis:
„Bei diesem Revierderby handelte es um eines der friedlichsten Begegnungen im Zuständigkeitsbereich
der Bundespolizei.“ (Pressemitteilung BPOL NRW vom 27.04.2019)
Bedenklich stimmt uns zudem, dass sich auch der hauptamtliche Fanbeauftragte des 1. FC Magdeburg, obwohl er sich als solcher vor Ort ausgewiesen hatte, den polizeilichen Kontrollen unterziehen musste. Ohnehin war die Durchführung der Kontrollen der Bundespolizei aus unserer Sicht
nicht dazu geeignet, möglicherweise mitgeführte Pyrotechnik zu entdecken.
Abschließend stellen wir fest, dass das mutmaßliche Fehlverhalten einzelner Personen zum Anlass
genommen wurde, eine überzogene Durchsuchung von 700 Fans in einer räumlich und emotional
kritischen Lage durchzuführen. Die Folgen einer daraus resultierenden möglichen Eskalation hätten der Einsatzleitung bewusst und zu einer anderen Entscheidung führen müssen.
Der 1. FC Magdeburg beobachtet mit Sorge derlei Vorgänge, wie sie sich am vergangenen Wochenende in Bochum zugetragen haben. Ein vollkommen überdimensionierter Polizeieinsatz, mit enormen Aufwendungen an personellen und materiellen Ressourcen, wird nicht zu einer Entspannung
des Verhältnisses zwischen Polizei und Fußballfans beitragen.
Abschließend möchte sich der 1. FC Magdeburg für das besonnene, deeskalierende Verhalten seiner Fans und die trotz der widrigen Umstände erfolgte Unterstützung bedanken und sagt selbige
allen Betroffenen auch weiterhin zu. Denn so heißt es in einem unserer Fangesänge: „Wir halten
zusammen, wie der Wind und das Meer!“