Leipzig (ots). Wird der aktuell diskutierte
nicht-invasive Pränataltest bei allen Schwangeren - also unabhängig von einem
Risiko - angewandt, ist jedes sechste positive Ergebnis falsch. Das heißt: Eine
Trisomie 21 wird angezeigt, obwohl das Kind gesund ist. Das geht nach
Recherchen des ARD-Magazins "FAKT" aus dem entsprechenden
Abschlussbericht des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im
Gesundheitswesen (IQWIG) hervor. Die falsche Positivrate läge demnach bei 17,4
Prozent.
Die Sprecherin für Behindertenpolitik von Bündnis 90/Die
Grünen, Corinna Rüffer, lehnt den Bluttest für Schwangere auch deswegen ab:
"Die Quote der falsch positiven Ergebnisse dieser Tests ist sehr, sehr
hoch." Falsche Ergebnisse führten in der Folge wahrscheinlich zu
überstürzten Schwangerschaftsabbrüchen. "Innerhalb der ersten 12 Wochen
einer Schwangerschaft könnte es sein, wenn Frauen also ein positives Ergebnis
bekommen, dass sie dieses Ergebnis dann gar nicht mehr absichern lassen,
sondern direkt zu einer Beratungsstelle gehen und das Kind dann abtreiben
lassen - unter Umständen mit der Folge, dass sie sogar ein Kind ohne Trisomie
21 haben abtreiben lassen."
Derzeit wird diskutiert, ob der Pränataltest für alle
Schwangeren als Kassenleistung finanziert werden soll. Der Präsident des
Bundesverbandes niedergelassener Pränatalmediziner, Prof. Alexander Scharf,
lehnt das ab. Denn dann werde der Bluttest statt nur bei
Risikoschwangerschaften viel häufiger zum Einsatz kommen: "Wir
Pränatalmediziner brauchen diesen Test nicht, denn wenn wir einen begründeten
Verdacht haben, ist die logische Konsequenz, dass wir ganzheitlich gucken. Die
nicht-invasive Pränataldiagnostik ist dann die völlig falsche Methode, die ist
völlig unzureichend."
Die Hersteller des Bluttests werben für ihr Produkt mit
einem "einfachen Bluttest statt riskantem Eingriff". Für Professor
Scharf ist die Behauptung, der Test ersetze die risikoreichere
Fruchtwasseruntersuchung, "hanebüchener Unfug". Die Punktionsraten
würden seit Jahren aufgrund neuer Diagnoseverfahren sinken.
Mehr dazu in FAKT (21:45 Uhr im ERSTEN) und unter: www.mdraktuell.de
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