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IG Metall / Jörg Hofmann: Weitermachen wie bisher ist keine Option

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Mittwoch, den 1. Mai 2019


- Europa muss sozialer werden

- Unternehmen und Politik müssen jetzt handeln, um Transformation zu gestalten

- IG Metall fordert Transformationskurzarbeitergeld


Bremen - Eine Europapolitik im Interesse der Beschäftigten forderte Jörg Hofmann (Foto), Erster Vorsitzender der IG Metall, in seiner Rede zum 1. Mai in Bremen. Soziale Spaltung ist auch die Ursache für den Aufstieg von Nationalisten und Rechtspopulisten in Europa. "Europa muss sozialer werden. In vielen Ländern ist ein Großteil der Jugendlichen arbeitslos, jedem fünften Bürger in der EU geht es materiell schlecht." Bei den mittleren Jahrgängen, die im Erwerbsleben stehen, ist die Skepsis gegenüber Europa besonders ausgeprägt. Sie erfahren die EU zu oft als Bedrohung von Beschäftigung. Hofmann erstaunt das nicht: "Wer verliebt sich schon in einen Binnenmarkt oder in eine Austeritätspolitik? Verlieben kann man sich in ein Europa, das das Leben besser macht, in ein soziales und demokratisches Europa. Deshalb sagen wir: Europa. Jetzt aber richtig!"

Auch mit Blick auf die Transformation fordert Hofmann ein Umlenken. Politik und Arbeitgeber müssen eine aktive Rolle beim digitalen und ökologischen Wandel der Industrie übernehmen.

"Ein 'Weiter so' darf es nicht geben. Wer nur Renditen und Dividenden im Blick hat, statt in die Zukunft zu investieren, hat die Belegschaften und die Gewerkschaften zum Gegner," so Hofmann vor 5.000 Teilnehmern auf dem Bremer Domshof.

Vom ökologischen Umbau werden die Automobilindustrie, und hier in besonderem Maße die Zulieferer, betroffen sein. Dort könnten bis zu 150.000 Arbeitsplätze durch die Umstellung auf Elektroantriebe wegfallen. Hofmann: "Diese Umwälzungen sind nur zu bewältigen, wenn wir jetzt massiv in Qualifizierung und in Arbeitsplätze der Zukunft investieren. Dazu braucht es neue Instrumente, zum Beispiel das Transformationskurzarbeitergeld. Damit können die Beschäftigten in diesem Strukturwandel in den Betrieben gehalten und für Tätigkeiten an neuen Produkten und Dienstleistungen qualifiziert werden. Davon profitieren beide Seiten." Die IG Metall will die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen, für eine verbindliche Personal- und Qualifikationsplanung Sorge zu tragen.

Der Gewerkschafter rief dazu auf, an der Kundgebung der IG Metall am 29. Juni Berlin teilzunehmen. Unter dem Titel #FairWandel wollen Metallerinnen und Metaller für einen sozialen, ökologischen und gerechten Umbau der Industrie demonstrieren und Regierung wie Unternehmen zum Handeln bewegen.

Um zu verhindern, dass mit der Transformation die soziale Spaltung vertieft wird, muss die Tarifbindung gestärkt werden, forderte Hofmann. "Tarifbindung ist das Fundament für eine gerechte Arbeitswelt. Sie ist ein Garant für Sicherheit, Solidarität und Demokratie. Die Höhe der Löhne und der Rente, aber auch Chancengleichheit, hängen von guten Tarifverträgen ab."