[1] Ein zentrales Element ist dabei sowohl am Telefon als
auch in den INZ die sogenannte Triage. Dabei entscheiden geschulte Pflegekräfte
anhand von festgelegten Kriterien, ob ein Patient ins Krankenhaus oder zur
Vertragsarztpraxis kommt. In den Notaufnahmen der Krankenhäuser werden dazu
international etablierte Methoden eingesetzt. Sie helfen, Hochrisikopatienten
sicher zu erkennen. Dazu beziehen diese Methoden Vitalparameter mit ein, unter
anderem um Erkrankte zu beurteilen, die nicht kommunizieren können,
beispielsweise viele ältere oder demenziell veränderte Patienten. Zudem stellt
die Qualifikation der Notaufnahmemitarbeiter einen weiteren Garanten für eine
sichere Ersteinschätzung im Rahmen einer Notfallvorstellung dar.
"Eine bedarfsgerechte und patientenzentrierte
Versorgung von älteren, besonders betreuungsbedürftigen Patienten ist unseren
Mitgliedern in den Notaufnahmen wichtig. Damit dies möglich ist, müssen die
Strukturen, Abläufe und Unterstützungsinstrumente auf den besonderen Bedarf
dieser Patienten abgestimmt sein. Das fordern wir als DEKV auch für die
telefonischen Systeme der INZ ein. Sie müssen durchgängig sicherstellen, dass
die älteren Patienten unmittelbar erkannt werden", erklärt Christoph
Radbruch, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes e. V.
(DEKV).
Ältere Patienten weisen oft atypische Symptome auf
Ein Drittel aller Notfallpatienten ist über 70 Jahre
alt.[2] Aufgrund unspezifischer oder untypischer Symptome stellt die Triage
dieser Patienten schon mit den internationalen Triagesystemen der Notaufnahmen
eine besondere Herausforderung dar.2 Zudem weisen mehr als ein Drittel der
älteren Patienten akustische, visuelle und kognitive Einschränkungen auf.
Dadurch werden wichtige Informationen wie aktuelle Beschwerden, länger
vorliegende Erkrankungen oder eingenommene Medikamente nicht oder nicht im
notwendigen Umfang weitergegeben. Ältere Patienten erfordern daher von Anfang
an mehr Aufmerksamkeit und Zeit vom gesamten Notaufnahmeteam. Nur so kann die erforderliche
interdisziplinäre Koordination und intensive Betreuung für eine qualifizierte
Versorgung sichergestellt werden.
Forderungen für eine qualifizierte Versorgung
"Damit unsere Krankenhäuser ältere Notfallpatienten
heute und in Zukunft qualifiziert versorgen können, müssen die
Rahmenbedingungen stimmen: Die Strukturen und Prozesse in den Notaufnahmen und
den geplanten integrierten Notfallzentren müssen so angepasst sein, dass diese
Patienten sicher erkannt und versorgt werden können. Voraussetzung dafür ist
eine geriatrische beziehungsweise gerontopsychiatrische Kompetenzentwicklung
aller Mitglieder im Behandlungsteam sowie eine sachgerechte Finanzierung der
Behandlung in den Notaufnahmen und der Qualifizierungsmaßnahmen für alle
Berufsgruppen. Darüber hinaus braucht die Versorgung älterer Notfallpatienten
Mittel zur Erforschung guter Instrumente zur Risikostratifizierung sowie für
die Versorgungsforschung", führt Radbruch weiter aus.
Quellen:
[1]. Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung
im
Gesundheitswesen. Bedarfsgerechte Steuerung der
Gesundheitsversorgung
(Kurzfassung), S. 767.
[2]. Singler K. et al. Notfall Rettungsmed 2016; 19:
496-499. DOI
10.1007/s10049-016-0216-z
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