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Lucy & Dicki, Teil 25 – Eine Geschichte von Annemarie Stern aus Haldensleben

Besuch bei Pünktchen

Haldensleben, 31. März 2019


Eine Geschichte von Annemarie Stern

Viele Tage haben Lucy und Dicki bei Mäxchen verbracht, um die Oma zu wärmen und ihr beim Gesundwerden zu helfen. Aber nun war sie wieder schmerzfrei und sie saß zufrieden summend an ihrer Nähmaschine. Da beschlossen Lucy und Dicki sich auf den Weg zu machen, um Pünktchen und Prinzesschen zu suchen. Arno hatte ihnen gesagt: „Genau weiß ich nicht, wo eure Kinder zu Hause sind. Aber ich habe gehört, dass eine neue Katze am Ende des Dorfes lebt. Im Vorgarten steht ein grüner, großer Frosch. Eine andere junge Katze wohnt in der neuen Siedlung am Waldrand. Weiter kann ich euch leider auch nicht helfen.“ Also begaben sich Lucy und Dicki auf die Suche. 

Rosemie bummelte nach dem Schulschluss nach Hause. Vor ihr liefen zwei Katzen, die aufmerksam in jeden Vorgarten schauten. „Nanu, irgendwie kommt mir die eine Katze bekannt vor“, dachte Rosemie. Als die Zwei an dem Vorgarten stehen blieben, um den grünen Frosch anzusehen, stellte sich Rosemie dazu. „Na, ihr, ich kenne euch doch. Du bist doch die Lucy, oder?“ Sie bückte sich und streichelte Lucy schmeichelnd über den Kopf. Rosemie zog einen Schlüssel aus ihrer Jackentasche und schloss das Hoftor auf. Unaufgefordert schlüpften Lucy und Dicki mit auf den Hof. 
„Pünktchen, Pünktchen, komm schnell her! Guck mal, wen ich dir mitgebracht habe!“, und Rosemie reckte ihren Hals ganz  lang, und schaute angestrengt nach oben. Sie drehte sich im Kreis und erklärte: „Pünktchen sitzt immer irgendwo oben. Entweder auf einem Baum, oder in einem Busch, oder in dem Futterhäuschen. Meine Brüder musste sie sogar schon von dem Schornstein unseres Nachbarhauses oder aus unserer Dachrinne retten. Hoch kommt sie immer, aber mit dem Wiederrunterkommen hat sie auch heute noch manchmal große Schwierigkeiten! Pünktchen, Pünktchen!“, rief Rosemie laut. Nun reckten auch Lucy und Dicki ihre Hälse. Ein Mädchen und zwei Katzen starrten wie die Sterngucker in den Himmel. In dem hohen Nussbaum raschelte es und dann kam die klägliche Antwort von Pünktchen. 

Zwei Katzen und ein Mädchen mit langereckten Hälsen auf dem Hof schauten gespannt zu Pünktchen empor. Auch Pünktchen machte einen ganz langen Hals, um zu sehen, wer die beiden Katzen neben ihrer Rosemie waren. Sie war fürchterlich eifersüchtig, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie schrie laut und klagend. „Nein, meine Schöne, Bodo und Wölfi sind in einem Trainingslager. Tut mir echt leid, aber heute musst du selbst versuchen wieder runterzukommen! Na los, du bist doch eine Katze und kein Feigling!“ Aber Pünktchen legte noch einen drauf. Sie schrie und miaute nun noch lauter und schriller.
Da bekam Lucy Mitleid. Sie kletterte zu ihrem Kind in den Baum, bis sie dicht an dem schwankenden Zweig angekommen war, auf dem ihr Pünktchen saß. Dann schnurrte sie beruhigend, bis Pünktchen den ersten Schritt wagte. Der Ast bog sich etwas stärker. Pünktchen blieb ängstlich stehen. Lucy schnurrte aufmuntert ihrem Pünktchen zu. Sie ging wieder einen Schritt rückwärts. Pünktchen balancierte wie eine Ballerina hinterher. Der Ast wurde etwas stabiler und schwankte weniger. Sie wagte nun wieder einen Schritt und schlich dann vorsichtig noch einen Schritt auf Lucy zu. So ging es Schritt für Schritt, bis Pünktchen auf einen stärkeren Ast angekommen war. Noch immer unsicher rutschte Pünktchen von der Astgabel bis an den Stamm des Baumes. Von dort hangelte sie sich runter, bis sie wieder festen Boden unter ihren Tatzen spürte. „Nur gut, dass ihr heute gekommen seid“, sagte Rosemie. „Meine Brüder kommen erst morgen zurück! Man, mir tut richtig der Nacken weh von dem unentwegten Hochstarren. Pünktchen, das war wieder eine Topleistung von dir! Mein Vati sagt immer, wir würden Pünktchen zu sehr verwöhnen. Sie sei schließlich eine Katze und kein kleines Kind. Er hätte sie bestimmt die ganze Nacht im Baum sitzen gelassen, bis sie von allein  runtergekommen wäre!“ 

Nachdem sich Lucy, Dicki und Pünktchen ausgiebig begrüßt und geschmust hatten, bekam Pünktchen auch noch von Lucy eine Lektion, wie sie ihr Gleichgewicht halten kann. Es half nichts, Pünktchen musste noch einmal auf den Baum klettern und Lucy zeigte ihr, wie sie ihren Schwanz einsetzen konnte, um ihren Körper ruhig in Balance zu halten. Dicki staunte wieder einmal sehr über seine Lucy! Rosemie holte drei Untertassen, goss Milch darauf und sagte freundlich: „Na nun stärkt euch erstmal. Ich werde noch zu meiner Freundin Sabine fahren, um mit ihr gemeinsam eine Tiergeschichte zu schreiben. Das ist nämlich unsere Hausaufgabe! Da könnte ich euch Zwei doch eigentlich mitnehmen. Wollt ihr mitkommen? Bei Sabine wohnt euer Prinzesschen. Da werden Prinzesschen und Sabine aber staunen, wenn ich mit euch erscheine! 

Rosemie holte ihr Fahrrad aus dem Stall. An dem Lenker war ein Kinderkörbchen befestigt und auf dem Gepäckträger band sie noch ein Henkelkörbchen fest. Dann setzte sie Lucy und Dicki nebeneinander in das Kinderkörbchen auf ein buntes Kissen und das gerettete Pünktchen in den Henkelkorb. Das war eine Fuhre, wie sie noch niemand in der kleinen Stadt vorher gesehen hatte. Zwei kleine Katzen mit Kopftüchern in einem Kinderkörbchen. Eine Katze mit einem roten Kopftuch in einem Henkelkorb auf dem Gepäckträger und ein Mädchen, das vergnügt mit der Katzenfuhre durch den kleinen Ort strampelte.