Foto: Viel trinken und trotzdem den Harndrang
hinauszögern – das Blasentraining erfordert viel Disziplin. Halten Sie die
Fortschritte schriftlich fest.
Physikalische Therapie:
Die Überaktivität der Blasenmuskulatur kann verschiedene Ursachen haben – etwa chronische Blasenentzündungen, Blasensteine, Nervenerkrankungen und Stoffwechselstörungen, die natürlich entsprechend behandelt werden müssen. In den meisten Fällen ist die Dranginkontinenz jedoch nicht auf eine organische Störung zurückzuführen. Hier geht es in erster Linie darum, die Symptome zu bekämpfen. Als Hilfe zur Selbsthilfe sollten Sie mit einem gezielten Blasen- und Toilettentraining die Kontrolle über Ihre Blase verbessern und die Abstände zwischen den Toilettengängen schrittweise verlängern.
So wird die Blase wieder an größere Füllmengen gewöhnt. Die
Ergebnisse tragen Sie am besten in ein Miktionstagebuch (Miktion =
Blasenentleerung) ein. Notieren Sie außerdem, wann Sie Harndrang verspüren,
nach wie viel Minuten Sie diesem nachgeben, ob Sie unfreiwillig Urin verloren
haben und wie viel Sie trinken. Ergänzend dazu empfiehlt sich auch bei
Dranginkontinenz ein Beckenbodentraining zur Kräftigung der Muskulatur.
Medikamentöse Behandlung:
Parallel zum Blasentraining gehört die medikamentöse
Behandlung zur Standardtherapie bei Dranginkontinenz. Die Medikamente sorgen
für eine Entspannung der Blasenmuskulatur, die dadurch wieder mehr Urin
speichern kann. Dabei kommen vor allem Anticholinergika zum Einsatz, die in den
meisten Fällen eine Linderung der Symptome bewirken. Zu den möglichen
Nebenwirkungen von Anticholinergika gehören Mundtrockenheit,
Magen-Darm-Störungen und trockene Haut.
Anticholinerge Wirkstoffe: Anticholinerge Wirkstoffe sind
u. a. Darifenacin (Emselex®), Oxybutynin (Dridase®/Generika, Kentera®),
Propiverin (Mictonorm®), Solifenacin (Vesikur®), Tolterodin (Detrusitol®), Fesoterodin
(Toviaz®), Trospiumchlorid (Spasmex®).
2009 führte der BGV e.V. eine Befragung zur Behandlung
der Harninkontinenz bei Frauen bei niedergelassenen Gynäkologen durch. Bei der
Medikation zur Dranginkontinenz benannten die Ärzte die Wirkstoffe Solifenacin
(Vesikur®) und Trospiumchlorid (Spasmex®) als die am häufigsten verordneten
Präparate. Als sicherste Wirkstoffe mit den geringsten beobachteten
Nebenwirkungen wurden Trospiumchlorid (Spasmex®), Solifenacin (Vesikur®) und
Tolterodin (Detrusitol®) eingeschätzt.
Unser Tipp
Unabhängig davon, unter welcher Form von Harninkontinenz
Sie leiden – wichtig ist, dass Sie die Therapieempfehlungen Ihres Arztes
konsequent befolgen und auch selbst aktiv werden. So gewinnen Sie wertvolle
Lebensqualität zurück.
Bei leichten Formen von Dranginkontinenz können auch
pflanzliche Mittel mit Kürbis (z. B. Cysto-Urgenin®, Granu Fink®), Goldrute (z.
B. Inconturina®) oder Cranberry (z. B. Cranberola®) helfen – zumindest lindern
sie die Reizzustände. Antibiotika kommen nur dann zum Einsatz, wenn
Harnwegsinfekte oder häufige Blasenentzündungen als Ursache der
Drangsymptomatik diagnostiziert wurden.
Operative Verfahren:
Da der Verschlussapparat der Harnblase bei der
Dranginkontinenz intakt ist, kann eine Operation hier nichts ausrichten. Es sei
denn, Blasensteine sind für die Symptome verantwortlich, dann müssen diese
natürlich entfernt werden.
Quelle - Text und Foto: BGV Info Gesundheit e.V.