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Lucy & Dicki, Teil 24 – Eine Geschichte von Kathrin König aus Haldensleben

Der kleine Waschbär

Haldensleben, 24. März 2019


Eine Geschichte von Kathrin König

Seit Tagen ist in dem kleinen Ort was los. Die Katzeneltern, die in der hinteren Haustür eine Katzenklappe haben, sind sehr verärgert. Wenn sie morgens aufstehen, finden sie in der Küche ein furchtbares Durcheinander vor. Die Schränke sind offen und die Tüten mit Mehl, Zucker, Frühstücksflocken und so weiter sind aufgerissen und der Inhalt auf dem Boden der Küche verteilt. „Wer macht denn so etwas?“ Die Hauskatzen werden verdächtigt. Sie bekommen von den Katzeneltern Schimpfe und werden aus dem Haus geschmissen. Dicki, Felix, Emmi und einige andere Katzen verstehen die Welt nicht mehr: „Wir waren das nicht!“ 

Kater Arno wird dies zugetragen und er macht am Abend in der Feldscheune eine Versammlung. Es kommen hauptsächlich die Katzen, die aus dem Haus verbannt wurden. Sie müssen vor der Haustür ihr Katzenfutter fressen. Sie sind ganz traurig und Arno hört sich ihr Wehklagen an. „Hm!“, sagt er und kratzt sich am Ohr. „Aber wer ist dieser Unhold? Wir müssen ihn bei seinem schändlichen Tun ertappen!“ 

Lucy und Dicki gehen zu Herrn Silbernagel. Er weiß, was sie bedrückt. „Tja, ich kann euch da nicht viel helfen. Ich glaube auch nicht, dass ihr so etwas macht! Ich verspreche euch, ich mache abends mit Falko noch einmal eine Runde durchs Dorf und passe auf, ob sich jemand herumtreibt!“, meint er. Lucy und Dicki nicken und gehen etwas erleichtert heim. Dicki schläft jetzt mit bei Lucy auf der Decke. Katzenmama Undine hat noch keine Katzenklappe in die Haustür zum Hof einbauen lassen und ist nun froh darüber. 

Arno, Dicki, Lucy, Emmi und Felix treffen sich nachts im Dorf an der Straßenlaterne und schauen überall nach, ob sie etwas sehen oder hören. Kater Arno und Felix schleichen immer wieder durch die Gärten der Nachbarn. Dicki, Lucy und Emmi laufen durch die Straßen. Unterwegs treffen sie auch Herrn Silbernagel mit Falko und er sagt: „Wir machen jetzt unsere Runde. Und ihr seid schön vorsichtig! Wer weiß, wer hier herumstromert!?“

Es wird schon hell und ein neuer Morgen bricht heran. Arno, Dicki und Lucy sowie Emmi und Felix treffen sich gerade wieder. Sie hören plötzlich in ihrer Nähe ein Rascheln in den Büschen eines Vorgartens und sie ducken sich schnell. Ein graues Tier mit schwarzer Maskierung im Gesicht und buschigem Schwanz kommt aus dem Dickicht hervor. Die Katzen haben so eine Kreatur noch nie gesehen und sind deshalb besonders vorsichtig. Sie schleichen mit einem größeren Abstand dem unbekannten Wesen hinterher. Dieses Tier geht schnurstracks zum Bauernhof und klettert über den Bretterzaun. Der alte Hofhund hat so einen Fellburschen auch noch nicht  gesehen und bellt das Tier  an. Der Eindringling läuft geradewegs zum Hühnerstall und kriecht durch die offene Stallklappe hinein. Der Hahn und die Hühner machen ein lautes Geschrei und sie flüchten nach draußen auf den Hof. Der Hahn ist auch dort noch sehr aufgeregt. 

Greta und Hildegard wollen gerade Frühstücken, als sie dieses Spektakel hören. Sie lassen ihr Frühstück stehen und laufen hinaus. „Vielleicht ist ein Fuchs im Stall?“, sagen sie. Greta nimmt den Hofbesen in die Hand und Hildegard öffnet die Tür zum Hühnerstall. Sie machen große Augen! Ein graues Pelztier labt sich an den frisch gelegten Hühnereiern. Die Eierschale frisst es nicht mit und lässt sie einfach fallen. Hildegard macht ganz schnell die Tür wieder zu und läuft zur Hühnerklappe. Ruck zuck ist sie zu und der Eierdieb ist im Stall gefangen. „Ja, was machen wir jetzt mit ihm?“, fragt Greta ihre Schwester. Sie rufen ihren Bruder an. Herr Silbernagel und sein Hund Falko kommen angelaufen. Er schaut sich das Tier durch die spaltbreit geöffnete Tür an. „Es ist nur ein kleiner Waschbär!“, sagt er. „Und dieses Tier hat im Dorf für großen Wirbel gesorgt! Die Katzen werden froh sein, dass der Unhold nichts mehr anstellen kann. Ich rufe Karl-Heinz vom Wildtierpark an, der kann den kleinen Waschbär fangen und mitnehmen. Das wird eine Attraktion für den Wildtierpark!“. 

Herr Silbernagel nimmt die Sache in die Hand und regelt alles. Karl-Heinz vom Wildtierpark kommt gleich mit dem Auto angefahren. Mit einem Kescher, dicken Handschuhen und einer Tragebox geht er in den Hühnerstall und fängt den kleinen Eierdieb. Karl-Heinz will sich nicht lange aufhalten, denn seine Kolleginnen bereiten für den kleinen Waschbär bereits ein Gehege vor. Der Hofhund und das Federvieh beruhigen sich wieder. Der Hahn beäugt vorsichtig seinen Hühnerstall und kräht mehrmals: „Es ist alles in Ordnung! Kommt, meine lieben Hennen, ihr könnt jetzt wieder in den Stall und Eier legen!“ 

Den ganzen Trubel haben die fünf Katzen vom Bretterzaun aus beobachtet. Herr Silbernagel ruft die Katzen herbei und gibt ihnen Katzentrockenfutter. Falko bekommt in seinen Napf Hundetro-ckenfutter. Nun können sie in der Küche in Ruhe frühstü-cken. Herr Silbernagel setzt sich mit an den gedeckten Tisch mit leckerer, selbstgekochter Erdbeerkonfitüre, gekochten Eiern, Käse, Schinken und Brötchen. Der frisch gekochte Kaffee duftet durchs ganze Haus und bringt gute Laune an den Tisch. 

Als Herr Silbernagel und Falko wieder nach Hause gehen, nimmt er gleich die Katzen mit. Arno und Felix laufen zum Schrottplatz. Emmi hat ihre Katzendecke im Stall und legt sich dort schlafen. Lucy und Dicki gehen ebenfalls nach Hause und krabbeln in einen großen Karton. 

Die Geschichte vom Waschbären hat sich im Ort schnell herumgesprochen. Der Teller für das Futter steht bei allen wieder in der Küche am alten Platz. Die Katzenmamas rufen ihre Vierbeiner ins Haus. Sie nehmen gleich ihre Tiere hoch, drücken und streicheln sie: „Es tut mir ganz doll leid, dass ich dich verdächtigt und aus Haus geworfen habe!“ Mama Sophie, Max und Antonia liegen mit Felix auf dem Teppich und kuscheln mit ihm. Er ist sehr glücklich und lässt sich sein Fell kraulen und streicheln. 

Auch Katzenmama Anne drückt und schmust mit ihrem Dicki und er schnurrt ganz laut. Alle Katzen, die ausgesperrten waren, sind nun froh, dass man sie wieder lieb hat.