(ams). Lichtes Haar sorgt bei vielen Männern für Frust.
Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie in ihrem Leben mindestens eine Halbglatze
bekommen, ist hoch: Mit 50 Jahren ist etwa jeder zweite von Haarausfall
betroffen, so Zahlen des US-amerikanischen Nationalen Zentrums für
Biotechnologieinformation (NCBI). Ursache ist in den meisten Fällen der
erbliche Haarschwund, es kann sich aber auch um kreisrunden oder diffusen
Haarausfall handeln. Ganz machtlos ist man(n) angesichts des schwindenden
Schopfs aber nicht: Medikamente können den Haarausfall aufhalten. Wenn das
nicht hilft, gibt es noch die Möglichkeit der Haartransplantation.
Entwicklung und Wachstum der Haare sind genetisch und
hormonell bedingt. Ein einzelnes Haar
"lebt" etwa sieben Jahre. "Das führt dazu, dass auch bei
gesunden Menschen jeden Tag etwa 60 bis 100 Haare ausfallen. Dann wächst ein neues
Haar aus demselben Haarfollikel nach", sagt Anja Debrodt, Ärztin im
AOK-Bundesverband. Dies kann pro Haarfollikel bis zu zwölf Mal geschehen.
Normal ist, wenn im Frühjahr und Herbst mehr Haare ausfallen (sogenannte
saisonale Mauser). Dauert der Haarausfall jedoch mehrere Wochen und gehen
täglich mehr als 100 Haare aus, sollte das durch Ärztin oder Arzt abgeklärt
werden. Eine Möglichkeit, den Zustand des Haares zu untersuchen, ist die
Haarwurzelstatusanalyse (Trichogramm), bei der 50 Haare aus der Kopfhaut
gezogen werden. Mit dieser Methode kann der aktuelle Anteil wachsender und
nichtwachsender Haare bestimmt werden.
Bei dem häufig vorkommenden erblich bedingten Haarausfall
reagieren die Haarwurzeln besonders empfindlich gegenüber dem Hormon DHT
(Dihydrotestosteron), das aus dem körpereigenen Testosteron gebildet wird. Das
DHT verkleinert die Haarfollikel, die dadurch nur noch eingeschränkt produziere
und am Ende wächst gar nichts mehr. "Diese Veränderung beginnt meistens
zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Dann bilden sich die bekannten 'Geheimratsecken',
später lichtet sich das Haar am Hinterkopf. An den Schläfen und am unteren
Hinterkopf bleiben die Haare dagegen meist erhalten", so Ärztin Debrodt.
Behandlung immer ärztlich abklären
Bei erblich bedingtem Haarausfall gibt es zwei
Wirkstoffe, die dem entgegensteuern können. Der Wirkstoff Minoxidil, eigentlich
als Blutdrucksenker entwickelt, sorgt in einigen Fällen dafür, das neue,
kräftige Haare nachwachsen. Das Medikament Finasterid hemmt die DHT-Produktion.
Ob eine medikamentöse Behandlung infrage kommt, muss immer ärztlich abgeklärt
werden. Da erblich bedingter Haarausfall beim Mann als ein kosmetisches Problem
bewertet wird und nicht als medizinisch notwenige Behandlung, erstatten die Krankenkassen die
Leistungen in der Regel nicht. Andere Formen des Haarausfalls erfordern andere
Maßnahmen: So weist kreisrunder Haarausfall, bei dem Haare plötzlich
büschelweise ausgehen, häufig auf eine Autoimmunerkrankung hin. Die Haare
fallen meist in scharf umgrenzten Flecken aus. Hier kann der Arzt
gegebenenfalls Entzündungshemmer wie Kortison verordnen.
Auch einseitige Ernährung kann zu Haarverlust führen
Bei diffusem Haarausfall werden die Haare allgemein
dünner, die Kopfhaut schimmert stärker durch. Diffuser Haarausfall kann
unterschiedliche Gründe haben: Oft wird er durch Medikamente oder medizinische
Behandlungen wie zum Beispiel eine Chemotherapie ausgelöst. Wird die Therapie
beendet, wachsen in der Regel auch die Haare wieder. Weitere mögliche Auslöser
sind Eisenmangel, Schilddrüsenerkrankungen, chronische Erkrankungen oder
schwere Infekte. Daneben können auch psychische Belastungen oder einseitige
Ernährung zu Haarverlust führen. Hilft keine der vorgestellten Maßnahmen, so
bleibt bei hohem Leidensdruck noch die Möglichkeit der Haartransplantation:
Dafür werden unter lokaler Betäubung Haare am Hinterkopf entnommen und an den
kahl gewordenen Stellen implantiert. Dieser Eingriff kann mehrere Stunden
dauern und kostet je nach Zahl der übertragenen Haarwurzeln mehrere Tausend
Euro, die die Betroffenen in der Regel selbst tragen müssen. Oftmals wächst der
größte Teil der transplantierten Haare an und sorgt für ein volleres
Erscheinungsbild des Haares. Um dem weiteren Haarausfall entgegenzuwirken,
müssen allerdings weiterhin Medikamente angewendet werden.
Quelle - Text und Foto: ams-Ratgeber 02/19 - AOK
Bundesverband