Einladung zur öffentlichen Informationsveranstaltung über Selbstverletzungen am 1. März 2019 in der Uniklinik Magdeburg für Betroffene und Interessierte
Oft sind die Eltern ahnungslos: Jugendliche, die sich selbst verletzen, werden häufig nicht als gefährdet erkannt. Doch Selbstverletzung ist ein Hilferuf. Die Botschaft an das Umfeld lautet: "Mir geht es schlecht. Aber ich traue mich nicht, darüber zu sprechen."
Die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie lädt aus Anlass des diesjährigen internationalen Self Injury Awareness Days (Tag der Selbstverletzung) am Freitag, 1. März 2019, von 14 bis 17 Uhr zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Zentralen Hörsaal, Haus 22, auf dem Campus der Universitätsmedizin Magdeburg, Leipziger Straße 44, ein.
Neben dem einleitenden Vortrag von Saskia Thérèse Schirmer, Ärztin an der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, und Beiträgen von Betroffenen bietet Oberarzt Dominik Albrecht einen Workshop für Lehrer und Interessierte zum Thema "Bedeutung und Prävention von selbstverletzendem Verhalten" von 16 bis 18 Uhr im Kursraum 5 des Zentralen Hörsaal-Gebäudes an.
Die Sensibilisierung für Selbstverletzung ist unglaublich wichtig. Bewusstsein führt zu Verständnis und Einfühlungsvermögen, verbannt Urteil und Angst und reduziert die Anzahl der Menschen, die sich allein fühlen und meist unbemerkt leiden. "Wir möchten deutlich machen, dass Betroffene einen sehr hohen Leidensdruck erleben und keine Alternative zur Selbstverletzung sehen“, verdeutlicht Saskia Thérèse Schirmer. Eine Therapie stellt eine mögliche Form der Unterstützung Betroffener dar. „Spannung kann mit anderen Mitteln abgebaut werden, ohne dass man sich selbst verletzt“, bestätigt die Ärztin.
Kinder- und Jugendpsychiater beobachten in Deutschland eine Zunahme von selbstverletzendem Verhalten in den vergangenen Jahrzehnten. Schätzungsweise 800.000 Menschen in Deutschland haben sich in ihrem Leben mehrmals selbst verletzt, darunter sind viele Jugendliche. Verlässliche statistische Angaben über die Häufigkeit von SVV in Deutschland liegen jedoch noch nicht vor. Die europäische Studie "Child and Adolescent Self Harm in Europe (CASE)" geht von etwa vier bis zehn Prozent der 15- bis 16-Jährigen aus. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Der Grund: Frauen richten, anders als Männer, Aggressionen eher gegen sich selbst. Zudem können Selbstverletzungen Bestandteil von Depressionen, Persönlichkeits- oder Essstörungen sein. Doch selbstverletzendes Verhalten ist nicht zwangsläufig Ausdruck einer psychischen Erkrankung. In vielen Fällen handelt es sich um einen fehlgelernten Bewältigungsmechanismus für belastende Situationen und daraus entstehende Gefühle. „An diesem Punkt wollen wir ansetzen und darüber aufklären, dass intensive Emotionen keinesfalls pathologisch sein müssen“, betont Frau Schirmer. „Wie der Einzelne damit umgeht, ist ein Lernprozess, der beeinflussbar ist. Dazu ist allerdings wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem wir den Menschen hinter den Narben sehen.“