Ein paar durchwachte Nächte sind noch kein Grund zur
Sorge. Echte Schlafstörungen aber schon: Die Betroffenen sind nicht einfach nur
müde, sondern oft auch verzweifelt und depressiv. Und ihr Risiko steigt, nicht
nur psychisch, sondern auch körperlich krank zu werden. Der Themendienst Schlaf
beleuchtet die Ursachen von Schlaflosigkeit
und zeigt auf, was Patienten helfen kann.
Schlaf ist lebenswichtig
Schlaf ist für Mensch und Tier eine elementare
biologische Funktion. Schlafen ist die Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt
wach sein können. Ohne Schlaf können wir uns nicht konzentrieren und sind nicht
leistungsfähig. „Zudem ist Schlaf wesentlich für die Regulation unserer
Stimmungen, für das Gedächtnis und für viele körperliche Prozesse wie das
Immunsystem und den Stoffwechsel“, berichtet Prof. Thomas Pollmächer, Leiter
des Zentrums für psychische Gesundheit und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie am Klinikum Ingolstadt. Schlaf ist sogar lebenswichtig: „Aus
Tierexperimenten wissen wir, dass chronischer Schlafentzug zum Tod führt“, so
der Schlafmediziner.
Müdes Deutschland
Viele Menschen in Deutschland schlafen schlecht. Laut
DAK-Gesundheitsreport 2017 haben 80 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland
Probleme beim Ein- oder Durchschlafen. Und laut Beurer Schlafatlas 2017 hüpft
nur etwa jeder Fünfte morgens „topfit“ aus dem Bett. Etwa sechs bis zehn
Prozent der Menschen leiden sogar unter einer behandlungsbedürftigen
Schlafstörung. Prof. Hans Günter Weeß, Leiter des Interdisziplinären
Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster, spricht in seinem gleichnamigen
Buch von der „schlaflosen Gesellschaft“. Weeß rechnet vor: Menschen mit
Schlafstörungen fehlen mindestens doppelt so häufig am Arbeitsplatz wie
Schlafgesunde. Ihr Risiko für Übergewicht, Herz-Kreislauf- und
Stoffwechsel-Erkrankungen sowie für psychische Störungen und Demenz steigt. Und
bereits eine Stunde weniger Schlaf als benötigt (siehe Abschnitt
"Schlafbedarf von jung und alt) erhöht das Unfallrisiko um 30 Prozent.
Nicht jedes Schlafproblem macht krank
„Jeder Dritte schläft schlecht, ein Viertel zu wenig“, so titelte die Techniker Krankenkasse die Ergebnisse ihrer Schlaf-Studie. Doch nicht jede schlechte Nacht ist eine echte Schlafstörung und nicht immer ist wenig Schlaf sofort gesundheitsgefährdend. Fakt ist: Jeder schläft mal schlecht. Auch mal mehrere Nächte hintereinander. So lange man gut durch den Tag kommt, hat das nichts mit einer Schlafstörung zu tun. „Wenn jemand aufgrund einer akuten Belastung am Arbeitsplatz oder im Privatleben für zwei Wochen nicht richtig schlafen kann, ist das nicht krank, sondern normal“, betont Prof. Pollmächer. Um als behandlungsbedürftige Schlafstörung diagnostiziert werden zu können, müssen die Schlafprobleme sich mindestens über einen Monat hinziehen und in mindestens drei Nächten pro Woche auftreten. Die Betroffenen sind müde und erschöpft, können sich kaum konzentrieren und sich schwer zu etwas aufraffen. Sie fühlen sich in ihrem beruflichen und sozialen Leben so eingeschränkt, dass sie oft verzweifeln oder depressiv werden. „Neben den Ein- und Durchschlafstörungen ist es ein zentrales Kriterium, dass die Tagesbefindlichkeit und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist“, so Prof. Pollmächer.
Text - Quelle: Bundesverband der Pharmazeutischen
Industrie e.V.