„Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern“
Während der deutschen Okkupation Polens im Zweiten Weltkrieg konnten etwa 5.000 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto durch polnische Familien gerettet werden. Jahrzehnte später erzählen 15 von ihnen die gleichermaßen erschütternde Geschichte ihres Lebens in der Ausstellung „Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern“. Die ergreifende und sensibel umgesetzte Ausstellung ist im Januar in der Stadtbibliothek Magdeburg zu sehen und wird am Donnerstag, 10. Januar, um 19.30 Uhr im Beisein der Zeitzeugin Joanna Sobolewska-Pyz feierlich eröffnet.
Die geretteten Kinder wurden vor Haustüren gelegt, mit Nachrichten für ihre zukünftigen Eltern, aus dem Lager herausgeschmuggelt, versteckt, manchmal noch in letzter Minute abgegeben. Alle Porträtierten sind heute Mitglieder des Verbandes „Kinder des Holocaust“, einer weltweiten Organisation, in der sich die vor der NS-Verfolgung geretteten Kinder zusammenfanden. Fast alle erfuhren erst als Erwachsene von ihrer wahren Herkunft. Die Spurensuche nach der eigenen verlorenen Identität brachte fast immer auch die traurige Gewissheit, der nationalsozialistischen Hölle als einziges Familienmitglied lebend entkommen zu sein.
Zugleich ist auf den Ausstellungstafeln aber auch eine kleine Geschichte Nachkriegspolens zu lesen, die fast alles aufgreift, was seither in diesem Teil Europas geschehen ist. Vorgestellt wird die Dokumentation am Eröffnungsabend von der Überlebenden Joanna Sobolewska-Pyz, die die Assoziation „Kinder des Holocaust“ in Polen vertritt und die Ausstellung erstellt hat. Mit ihr spricht derLeiter des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Warschau Holger Politt. Die musikalische Umrahmung am Flügel hat Alexandra Gulzarova übernommen, die am Konservatorium „Georg Philipp Telemann“ ausgebildet wird.
Gemeinsam mit der Stadtbibliothek laden die Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) Sachsen-Anhalt, die Bundesstiftung sowie das Warschauer Büro der RLS und die polnische Sektion des Verbandes „Kinder des Holocaust“ zur Vernissage am Donnerstag, 10. Januar, um 19.30 Uhr in die Zentralbibliothek der Stadtbibliothek am Breiten Weg ein. Alle interessierten Besucher sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Foto: Joanna Sobolewska-Pyz / Copyright: Jacek Ga??zka.