Deutsche Herzstiftung appelliert
an Bereitschaft zum Organspende-Ausweis: „Weiterhin extremer Mangel“ an
Spenderherzen in Deutschland
Kommt das Herz eines Menschen,
der älter als 60 Jahre ist, für eine Organspende in Frage? Die Expertenantwort
lautet: Grundsätzlich ja. „Entscheidendes Kriterium ist nicht das Alter,
sondern der biologische Zustand des Spenderorgans. Voruntersuchungen klären
nicht zumutbare Vorerkrankungen“, bestätigt Prof. Dr. med. Dr. h.c. Friedhelm
Beyersdorf vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und
Ärztlicher Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitäts-Herzzentrum
Freiburg – Bad Krozingen. Die Herzstiftung appelliert an
die Bevölkerung, unbedingt einen Organspendeausweis bei sich zu tragen. Der
Ausweis kann kostenfrei unter www.herzstiftung.de/organspendeausweis.html
(Tel. 069 955128400, Mail: bestellung@herzstiftung.de) angefordert werden. Wer
über 60 Jahre alt ist, sollte keineswegs aufgrund seines Alters auf den
Organspendeausweis verzichten und sich fragen: Kommen meine Organe für eine
Verpflanzung überhaupt in Betracht? „Um Spender zu sein, gibt es keine
Altersgrenze“, betont Herzchirurg Prof. Beyersdorf. „Außerdem geht es bei der
Zuordnung des Organs um Blutgruppe, Körpergröße und Gewicht.“
Extremer Mangel an Spenderherzen
für schwer herzkranke Menschen
Hierzulande herrscht weiterhin
ein „extremer Mangel“ an Spenderherzen, klagt Herzchirurg Prof. Beyersdorf.
2017 wurden nur noch 257 Herztransplantationen (2016: 297) in ganz Deutschland
durchgeführt. Den Spenderherzen standen im selben Jahr 1.123 Patienten (am
31.12.17) auf der aktiven Warteliste gegenüber, die auf eine
Herztransplantation hofften (Eurotransplant/DSO-Jahresbericht 2017). Nach
Angaben der ärztlichen Fachgesellschaft für Herzchirurgie (DGTHG) benötigen
primär schwer herzkranke Patienten in der Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren ein
neues funktionsfähiges Organ, gefolgt von den 60- bis 69-Jährigen. Hinzu kommt,
dass die Sterblichkeit bei den Empfängern angestiegen ist. Die Wartezeit für
die häufig todkranken Patienten ist viel zu lang, so dass sich deren Zustand
dramatisch verschlechtert. „Wir führen 90 Prozent aller Transplantationen bei
Empfängern durch, die auf der Intensivstation liegen“, berichtet der
Transplantationsexperte.
Akzeptanz auch „grenzwertiger“
Organspender wegen zu niedriger Spenderzahl
Um gegen dieses enorme Gefälle
zwischen niedriger Spender- und hoher Empfängerzahl anzukämpfen, akzeptieren
heute Transplantationszentren wie das Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad
Krozingen auch „grenzwertige Organspender“, wie Prof. Beyersdorf einräumt. Zu
diesen zählen Risikopatienten mit Nikotinkonsum oder hohem Blutdruck. Bei ihnen
wird mit Hilfe einer Herzkatheter-Untersuchung, der Koronarangiographie,
abgeklärt, ob der Organzustand eine Verpflanzung zulässt. So lassen sich
Koronarstenosen erkennen, die eine Übertragung verbieten würden. Für eine
Herzspende kommt nicht in Frage, wer eine Herzklappen- oder Bypassoperation
hinter sich hat und einen oder mehrere Stents (Herzkranzgefäßstützen)
eingesetzt bekam. „Hier ist eine Arteriosklerose derart fortgeschritten, dass
das behandelte Herz einem Empfänger nicht mehr zuzumuten ist“, betont Prof.
Beyersdorf. Schwieriger sind Verpflanzungen der Herzen von Spendern, die über
65 Jahre alt sind. Hier müsse jedes Transplantationszentrum selbst über den
Zustand des Organs befinden und dann entscheiden.
Service-Tipp: Der Ratgeber „Das schwache Herz: Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“ (160 S.) der Deutschen Herzstiftung informiert über die Herztransplantation und Herzunterstützungssysteme.
Der Band ist kostenfrei anzufordern unter www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie
oder per Tel. unter 069 955128400 und per E-Mail unter
bestellung@herzstiftung.de
Quelle: Text und Bild – Deutsche
Herzstiftung