Die gute Nachricht kurz vor
Weihnachten kommt in diesem Jahr aus der Erholungsforschung: Allem Stress zum
Trotz steigt die positive Stimmung derjenigen, die sich auf Weihnachten freuen,
schon in der Adventszeit kontinuierlich an. Das zeigt eine aktuelle Studie, die
in der Fachzeitschrift „Work & Stress“ veröffentlicht wurde. Der Studie
zufolge lohnt es außerdem, in den Weihnachtsferien bewusst von der Arbeit
abzuschalten. Wer sich gut erholt und es dann auch noch schafft, die
Entspannung in die Wochenenden des neuen Jahres zu übertragen, profitiert auch
länger von der Erholung. Arbeitgeber können die Erholungserfahrungen ihrer
Angestellten zudem gezielt beeinflussen.
Die Weihnachtszeit hat für viele Menschen zwei Seiten: auf der einen Seite stehen schöne Dinge wie gesellige Weihnachtsmarktbesuche, Weihnachtsfeiern und besinnliches Beisammensein im warmen Kerzenschein mit leckeren Plätzchen. Auf der anderen Seite kann die Zeit vor Weihnachten aber auch als besonders stressig empfunden werden, weil zusätzliche Aufgaben im privaten Bereich wie das Besorgen von Geschenken anstehen und es zu einer Verdichtung von Arbeitsaufgaben im Beruf kommen kann, die vor dem Jahreswechsel abzuschließen sind. „Wir wollten wissen, inwieweit sich das Wohlbefinden im Verlauf der Weihnachtszeit und des Jahreswechsels verändert und welche Faktoren Erholung und Wohlbefinden beeinflussen“, erklärt Christine Syrek, Hauptautorin der Studie und Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Rhein-Sieg.
Tagebuchstudie von Dezember 2016 bis März 2017
Gemeinsam mit Oliver Weigelt von
der Universität Rostock, Jana Kühnel von der Universität Ulm und Jessica de
Bloom von der University of Tampere hat Christine Syrek eine Tagebuchstudie
durchgeführt, in der Berufstätige über einen längeren Zeitraum hinweg
standardisierte Fragebögen zu ihrem Wohlbefinden und ihren Erholungserfahrungen
ausfüllten. Von Anfang Dezember 2016 bis Mitte März 2017 wurden 145 Berufstätige
jeweils freitags und montags befragt. Zusätzlich zu Erholung und Wohlbefinden
beantworteten sie Fragen zu unerledigten Aufgaben am Ende der Arbeitswoche und
unerledigten Aufgaben aus dem Privatleben, zum Beispiel im Zusammenhang mit
Weihnachten. Die Befragten gaben ebenfalls wöchentlich an, inwieweit sie an
arbeitsfreien Tagen von der Arbeit abschalten und in ihrer Freizeit entspannen
konnten. In der Vorweihnachtszeit wurde außerdem die Vorfreude auf Weihnachten
erfasst.
Wohlbefinden steigt vor Weihnachten kontinuierlich an
Die Analysen der Tagebücher
zeigen einen wellenartigen Verlauf: Das Wohlbefinden verbessert sich bereits in
der Adventszeit und erreicht seinen Höhepunkt an Weihnachten. Insbesondere die
Vorfreude spielt hier eine wichtige Rolle. Bei Befragten, die sich auf
Weihnachten freuten, stieg die positive Stimmung schneller an. Negative
Stimmungen nahmen insbesondere bei denjenigen ab, die in Vorfreude Weihnachten
erwarteten und die vor Weihnachten nicht so viele unerledigte Aufgaben hatten,
insbesondere aus dem privaten Bereich.
„Für die Weihnachtstage zeigt
sich: Abstand von der Arbeit tut gut, und das sollte ganz bewusst genutzt
werden“ sagt Christine Syrek. „Wer es schafft, die freien Tage zu nutzen,
einmal komplett die Arbeit – auch in Gedanken – ruhen zu lassen und
abzuschalten, der tut sich selbst einen langfristigen Gefallen und startet
entspannter in das neue Jahr.“
Das Wohlbefinden nach Weihnachten
stieg bei denjenigen Befragten stärker an, die nicht mit zu vielen unerledigten
Aufgaben in die Weihnachtsferien gegangen waren. „Hier sind auch die
Arbeitgeber und Führungskräfte gefragt“ sagt Oliver Weigelt. „Sie können durch
verschiedene Aktivitäten die Erholung und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter
fördern. Zum Beispiel können sie Projekte so organisieren, dass keine Deadlines
über den Jahreswechsel anstehen oder Arbeitspläne so gestalten, dass die
Rückkehr nach dem Urlaub erleichtert wird.“
Nach dem Jahreswechsel nimmt das
Wohlbefinden ab, steigt aber längerfristig ab der zweiten Winterhälfte wieder.
„Richtig genutzt, kann das Wochenende in dieser Zeit als Verstärker der
Erholungserfahrung dienen“, erklärt Christine Syrek. Bei Befragten, die sich an
den Wochenenden nach der Weihnachtszeit gut erholen und von der Arbeit
abschalten konnten, hielt die Erholungserfahrung nämlich länger an als bei den
Befragten, die an den Wochenenden nach Weihnachten nicht von der Arbeit
abschalten konnten. „Auch hier sind wieder Arbeitgeber und Führungskräfte
gefragt. Sie können die Erholungserfahrungen ihrer Angestellten zum Beispiel
fördern, indem sie das Wochenende klar zur arbeitsfreien Zeit erklären“, sagt
Christine Syrek.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)