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POESIE AUS MAGDEBURG ZUM WOCHENENDE

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Weihnachtsgedanken 
einer gestressten Mutter


Am allerliebsten flöge ich fort
nach Hawaii oder irgendwo hin -
an einen ganz schönen, einsamen Ort
und behielte für mich, wo ich bin.

 Mit fröhlichem Schwung in die Wellen hinein,
und danach wird relaxt unter Palmen.
Vom Himmelszelt grüßte der Sonnenschein,
und der Wind spielt mit Blumen und Halmen…

 So weit und so gut und so phänomenal,
doch jetzt kommt die Pflicht um die Ecke.
Sie findet mich stets, und es ist ihr egal,
falls ich mich noch sonst wo verstecke.

 So backe ich Plätzchen, so backe ich Stollen,
so schleppe ich sämtliche Taschen, die vollen,
besorge Geschenke und mach’s jedem recht.
Ich muss funktionieren, sonst wär’ es ja schlecht.

 Ich schrubbe die Wohnung und schmücke sie aus:
Es soll meinen Lieben gefallen zu Haus!
Nun ist noch zu kochen - ich muss mich beeilen
und hänge selbst kraftlos schon längst in den Seilen.

Wo sind die Tabletten für Kopfschmerz/Migräne?
Es hat doch wohl niemand geseh’n, dass ich gähne?
Da sind sie nun alle mit Sing und mit Sang.
Die Welt ist in Ordnung - mit lieblichem Klang.

 In jedem Jahr wieder mit Glocken und Tann,
mit Kind und mit Kegel und Weihnachtsmann.
Ich bin voll Erstaunen: Ich mache nicht schlapp.
Doch nächstes Jahr, Freunde, da haue ich ab! 

 Helga Schettge

 Entnommen aus:

 Robinienschnee: 
Ein Magdeburger Poesiealbum. – 2. Ausg. –
Magdeburg: Sich-Verl., 2013 – 
ISBN: 978-3-942503-27-3