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Magdeburger Denkmäler: „Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad“ in den Magdeburger Volksbädern

Magdeburg, 9. Dezember 2018


Von Annett Szameitat

Wussten Sie schon, dass die ärmere Bevölkerung zur Jahrhundertwende zum Waschen und Baden in öffentliche Einrichtungen, in die sogenannten Volksbäder ging?

Mit der einsetzenden Industrialisierung zur Jahrhundertwende wuchs auch die Bevölkerung in den Ballungszentren. Enge Wohnverhältnisse und teils völlig unzureichende hygienische Bedingungen bestimmten zum Großteil das Leben in den Arbeitersiedlungen und förderten die Ausbreitung von Krankheiten. Aus diesem Grund wurde erstmalig 1883 zur deutschen Hygiene-Ausstellung ein Modell für ein Volksbad vorgestellt. Unter dem Motto „Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad“ bemühte sich die 1899 gegründete „deutsche Gesellschaft für Volksbäder“ um Aufklärung in Sachen Hygiene unter der Bevölkerung. Um auch den ärmeren Schichten die Benutzung von Bädern zu ermöglichen wurden auf Betreiben des Magdeburger Magistrats Volksbäder in allen Stadtteilen eingerichtet. 

Es gab einst acht private Bäder in Magdeburg, die von der Stadt finanziell unterstützt wurden. Das erste Volksbad entstand 1888 in der Großen Schulstraße in der Altstadt. Noch bestehende Gebäude sind das Volksbad in Sudenburg, eröffnet 1892 und ein Neubau aus dem Jahre 1928/29. Das Volksbad Buckau mit Armenküche entstand 1895 und das Volksbad Südost 1927. Getrennt nach Geschlechtern waren die Bäder mit Brausen und Wannen ausgestattet. Ein Brausebad bis 20 Minuten kostete 10 Pfennig, am Wochenende fünf Pfennig, ein Wannenbad 25 Pfennig und ein Solebad 40 Pfennig. Mit der Einführung von Bädern in den Wohnungen ging die Nutzung der öffentlichen Badeanstalten nach und nach zurück. 

Die Gebäude der ehemaligen Volksbäder gelten als Baudenkmäler und werden heute kulturell genutzt. Im Volksbad Sudenburg ist das Kinder- und Jugendzentrum „Magnet“ ansässig, im Volksbad Buckau das Frauenzentrum „Courage“ und das Gröninger Bad wird vom Verein aktion musik e.V. genutzt.

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Foto: Das ehemalige Volksbad Südost (Gröninger Bad) gehörte in DDR-Zeiten zur Poliklinik Südost und seit 1992 dem Verein aktion musik. Neben diversen Musikkonzerten gibt es auch eine Theaterbühne. Die Band Tokio Hotel wurde hier entdeckt. (c) Annett Szameitat