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jetzt zugelassen neuer impfstoff gegen guertelrose

Jetzt zugelassen: Neuer Impfstoff gegen Gürtelrose

München (ots) - 21. Juli 2018


- Impfschutz auch im hohen Alter

- Schmerzhafte Erkrankung kann Betroffene aus dem Alltag reißen

- Ab 50 Jahren steigt das Erkrankungsrisiko


Ein neuer in allen Altersklassen hochwirksamer Impfstoff gegen Gürtelrose ist nun in Europa für Erwachsene ab 50 Jahren zugelassen - ein großer Erfolg der Impfstoff-Forschung. Die Gürtelrose ist eine Erkrankung, die mit teils starken Schmerzen und schweren Komplikationen einhergehen kann. Sie wird durch die Reaktivierung von Windpocken-Viren hervorgerufen. Damit kann jeder betroffen sein, der als Kind die Windpocken hatte.

In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 400.000 Menschen an Gürtelrose. Mit zunehmendem Alter lässt die Fähigkeit des Immunsystems nach. Daher steigt das Risiko, an einer Gürtelrose zu erkranken, mit dem Alter an. Auch auf Impf-Komponenten (Antigene) reagiert das gealterte Immunsystem schlechter, wodurch die Wirksamkeit von Impfungen im Alter häufig nicht zufriedenstellend ist. Der Impfstoff wurde gezielt dafür entwickelt, bei älteren Menschen einen guten und langanhaltenden Schutz vor einer Gürtelrose und ihren Komplikationen wie der gefürchteten Post-Zoster-Neuralgie (chronischem Nervenschmerz) herbeizuführen. Der Erfolg dieser Forschungsarbeit und das Besondere an diesem neuen Impfstoff: die Wirksamkeit liegt auch im hohen Alter noch bei über 90 Prozent! Mit dieser außergewöhnlich hohen Wirksamkeit und einem guten Sicherheitsprofil steht nun erstmals ein Impfstoff zur Verfügung, der einen altersunabhängigen und langanhaltenden Schutz vor dieser schmerzhaften Erkrankung bieten kann.

Gürtelrose: So zeigen sich die Symptome

Die Gürtelrose beginnt sehr unspezifisch mit Abgeschlagenheit, allgemeinem Krankheitsgefühl, dann bilden sich auf der Haut rote Flecken, später Bläschen, die in Gruppen angeordnet sind. Außerdem verspürt der Patient häufig einen stark brennenden, stechenden und ziehenden Schmerz. Der Hautausschlag breitet sich gürtelförmig - daher der Name Gürtelrose - von der Wirbelsäule zur Vorderseite des Körpers aus. In Fällen, in denen das Gesicht betroffen ist, werden oft schwere Verläufe beobachtet.

Der Hautausschlag einer Gürtelrose heilt typischerweise nach zwei bis vier Wochen aus, die Schmerzen hingegen können noch deutlich länger bestehen. Halten sie auch nach drei Monaten noch an, sprechen die Mediziner von Post-Zoster-Neuralgie (PZN). Die PZN ist die häufigste Komplikation der Gürtelrose. Sie tritt altersabhängig bei fünf bis 30 Prozent aller Fälle von Gürtelrose auf. Eine PZN kann die Patienten monatelang mit brennenden Nervenschmerzen quälen und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Aus dem Alltag gerissen

Patienten mit Gürtelrose oder PZN beschreiben ihren Schmerz oft als 'furchtbar', 'unerträglich' und 'qualvoll'. Elke B. (56) hat die Erfahrung einer Gürtelrose gemacht. Der tage- und nächtelang anhaltende Dauer-Schmerz brachte sie um den Schlaf, vor Schmerz konnte sie nur noch flach atmen bis sie total verkrampfte und infolge dessen mit unspezifischen Herzbeschwerden vom Ärztlichen Notdienst ins Krankenhaus eingewiesen wurde.

"Bis zu meiner Gürtelrosenerkrankung war ich davon überzeugt, nicht sonderlich empfindlich zu sein und auch mit starken Schmerzen umgehen zu können," so Elke B. heute. "Was ich dann erfahren musste, hat meine Vorstellungskraft bei weitem übertroffen. Die extremen Schmerzen haben mich förmlich überrollt und sehr schnell an meine Grenzen gebracht. Eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal erleben möchte."

Elke B. wurde mehrere Tage stationär behandelt. Nach längerer Krankschreibung musste sie sich nochmals eine Auszeit nehmen, da ihr die Arbeit nur mit größter Kraftanstrengung möglich war. Ihre Rekonvaleszenz zog sich über ein Jahr lang hin; die komplette physische Belastbarkeit ist bis jetzt noch nicht wiederhergestellt.

Wenn das Immunsystem in Rente geht - Erhöhtes Risiko mit zunehmendem Alter

Etwa 99,5 Prozent der über 50-Jährigen sind mit dem Windpocken-Virus, dem Varizella-Zoster-Virus, infiziert und tragen den Erreger inaktiv im Nervensystem. Im Laufe des natürlichen Alterungsprozesses verlieren die Zellen des Immunsystems die Fähigkeit, eine starke und wirksame Immunantwort gegen das Virus aufrecht zu erhalten, so dass es sich wieder ungehindert ausbreiten kann. Bei älteren Menschen und Patienten mit Erkrankungen, die das Immunsystem beeinträchtigen, ist daher das Risiko für eine Gürtelrose am höchsten. In Europa erkrankt etwa jeder Dritte im Laufe seines Lebens an Gürtelrose. Zwei Drittel der Betroffenen sind über 50 Jahre. Ab 85 Jahren steigt das Risiko besonders; in dieser Altersgruppe kann jeder Zweite an einer Gürtelrose erkranken.

Prävention ist besser als Therapie

Mit den derzeit verfügbaren Therapien ist es oft nur sehr eingeschränkt möglich, die Symptome einer Gürtelrose zu lindern und nachfolgende Komplikationen wie eine PZN zu verhindern. Idealerweise sollte eine Behandlung innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags beginnen; dies gelingt jedoch nicht immer, da sich die Symptomatik zu Beginn der Erkrankung unspezifisch darstellen kann und weder den Betroffenen noch den Arzt an eine Gürtelrose denken lassen. Am besten ist es also, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen.

Der neue Impfstoff wurde in einem umfangreichen Studienprogramm mit mehr als 38.000 Studienteilnehmern untersucht.2,3,4 In den klinischen Studien zeigte er eine Wirksamkeit von über 90 Prozent, und zwar in allen Altersgruppen: 50 bis 59 Jahre, 60 bis 69 Jahre, 70 bis 79 Jahre und sogar bei den 80-Jährigen. Die Wirksamkeit besteht außerdem langanhaltend über einen Zeitraum von bisher vier Jahren und wird weiterhin in klinischen Studien erfasst. Als häufigste Nebenwirkungen der Impfung können Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle sowie Muskelschmerzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen auftreten. Die meisten dieser Reaktionen klangen nach zwei bis Tagen wieder ab. Impfreaktionen oder Nebenwirkungen können vorkommen, wenn das Immunsystem arbeitet und auf die Impfung reagiert.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten noch nicht standardmäßig bis eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission STIKO vorliegt. Einige Kassen wollen den Schutz aber schon freiwillig erstatten. Daher empfiehlt sich in jedem Fall eine individuelle Nachfrage bei der Krankenkasse.


Foto Quelle: "obs/GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG/Gina Sanders"