header-placeholder


image header
image
ABB LausterDieVerzauberungder 978 3 406 66664 3 1A Cover

Buchtipp: „Die Verzauberung der Welt – Eine Kulturgeschichte des Christentums“

Magdeburg, den 5. Juni 2018


Licht und Schatten

 

Rezension von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

Seit der Antike hat das Christentum das Zusammenleben der Menschen geprägt und so auch ihre Herrscher und die Entwicklung in Europa. Der Autor Jörg Lauster, Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Philipps-Universität Marburg - Gastprofessuren in Rom und Venedig, mit Schwerpunktforschung zur Kultur und Sinngeschichte des Christentums - führt in seiner Publikation „Die Verzauberung der Welt – Eine Kulturgeschichte des Christentums“, erschienen im Verlag C.H.Beck, den Leser durch die sich über die Jahrhunderte ändernde Architektur des Christentums.

In facettenreicher Darstellung werden Glanzpunkte christlicher Kultur hervorgehoben. In bildreicher Sprache werden Hinweise auf die christlich geprägte Dimension der abendländischen Kunst, Musik, Architektur und Literatur gegeben. Doch warum nahm diese Entwicklung so ihren Lauf und wer kam auf die Idee, Christen um sich zu scharen? Das Christentum begann an einem unbedeutenden Ort der Weltgeschichte, in Galiläa und wird mit Jesus in Verbindung gebracht. Die Jünger haben, laut Schilderung in den Evangelien, aus der Begegnung mit Jesus erkannt, dass er Gottes Sohn ist, so der mythische Glaube der Urgemeinde. Wegen der einzigartigen Verehrung  Jesu als Messias trennten sich bereits in der Antike die Christen von den Juden. Das Judentum verehrt Mose als Gesetzgeber, der Islam orientiert sich an Mohammed, dem letzten und größten Propheten und der Buddhismus sieht in Buddha einen Weisheitslehrer, der die Welt überwindet. Für das Christentum ist und bleibt Jesus Christus die höchste Erscheinungsform des Heiligen in dieser Welt. Die Frage nach dem Reich Gottes – es ist schon da und muss noch vollendet werden - beantwortet das Lukasevangelium 17,21: „Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch“. Der Mönch und selbsternannte Prophet Martin Luther  hatte „mitten unter euch“ mit „inwendig“ übersetzt und damit eine folgenreiche Kette von Fehlinterpretationen eröffnet. Dass es jedoch das Christentum überhaupt gibt, ist sein größtes Wunder. Nach der Kreuzigung Jesu, dem Ende, folgt die Auferstehung des Sühneopfers Jesu mit einem neuen Anfang. Diese Auferstehung ist die eigentliche Geburt des Christentums. „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Mk 10, 45).

Das Geheimnis des Anfangs ist die Transformation der Person Jesu zu Christus, denn die Geschichte des Christentums lebt von dieser Transformation. Jesus war Jude, seine Jünger waren Juden, die Apostel Petrus und Paulus waren Juden und gelten als bedeutsame Märtyrer ihrer Zeit. Ergo, das Judentum war der Mutterboden des Christentums und die Bibel ist dem Grunde nach jüdisches Erbe. Doch bei Tacitus galten die Christen als sonderbar mit ihrem abwegigen Aberglauben. Im Gegenzug wehrten sich Christen gegen die Götterwelt anderer Religionen. Kaiser Konstantin erschien vor seinem Sieg in Rom an der Milvischen Brücke (28.10.312) im Traum ein Kreuz mit den griechischen Buchstaben X und P, den Anfangsbuchstaben des Christusnamens, und er hörte die Worte: „Dadurch siege!“ Konstantin erhielt auf dem Totenbett die Taufe und verhalf dem Christentum zum Durchbruch im antiken Reich. Im Jahr 330 begründete der Kaiser Konstantinopel und realisierte ein umfangreiches Programm zum Kirchenbau nicht nur in Konstantinopel, sondern auch in Rom und Jerusalem. Doch mit Kaiser Julian in der Nachfolge begann erneut die Ablehnung des Christentums. Julian fiel nach nur drei Jahren im Amt 363 im Feldzug gegen die Perser. Zweihundert Jahre später ließ Kaiser Justinian in Konstantinopel die berühmte Hagia Sophia errichten, denn die eigene Herrschaft wird als Sendung Gottes verstanden. Diesem Umgang mit der Krone schlossen sich im Mittelalter die fränkischen, ottonischen, salischen, staufischen, luxemburgischen und habsburgischen  Kaiser an, sie alle nannten sich Kaiser durch Gottes Gnade.  

Diese facettenreiche Schilderung zum Werdegang des Christentums von der Antike bis heute dient dem Verständnis jeglicher Religion, wenngleich das Werk ebenso für Atheisten geeignet ist. Ehrfurcht vor dem Wunder dieser Welt und seiner einzigartigen Schönheit sind dem gegenseitigen Verständnis förderlich, solange es Menschen gibt, die sich mit Religionen befassen und bestenfalls sich ihr anzuschließen im friedlichen Sinne. Denn schon Benedikt – Gründer des Klosters Monte Casino – wusste vom Gehorsam, dem Kernstück des „heiligen Dienstes“. Anders in der kleinen Universitätsstadt Wittenberg, in der sich ab 1521 die Lage radikalisierte, denn Luthers persönlicher Aufbruch kam aus dem Nichts. Und für die Wittenberger Reformation waren die Wirren des Bauernkrieges fatal. Luther wusste, dass die Bauern sich auf ihn beriefen. Daher ließ Luther seinen Freund Thomas Müntzer fallen bis in den Tod. Trotz allem, die Spaltung der Kirche im Ergebnis der Reformation, war wohl keine gute Idee, und nicht umsonst sind auch in Magdeburg, der einstigen Hochburg der Reformation und „Herrgotts Kanzlei“, Katholiken und Evangelische um Ökumene bemüht. 

Ein gutes Zeichen für den Fortgang des Christentums im 21. Jahrhundert.

Das vorliegende Werk „Die Verzauberung der Welt – Eine Kulturgeschichte des Christentums“ eröffnet dem Interessenten eine mehr als zweitausend Jahre alte Kulturwelt. Die Beschäftigung damit wird zur Freude.     

   

  • Jörg Lauster.

Die Verzauberung der Welt –

Eine Kulturgeschichte des Christentums.

734 Seiten, gebunden, Leinen,

Schutzumschlag,  80 Abbildungen,

16 Tafeln mit 25 Abbildungen in Farbe,

Verlag C.H.Beck, 2014

ISBN 978-3-406-66664-3

Preis: 34,95 EUR