Beginn am 23. Mai 1618
Rezension von
Uta Luise Zimmermann-Krause
In der 9. aktualisierten Auflage „Der
Dreißigjährige Krieg“ präsentiert der Autor Georg Schmidt,
emeritierter Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen
Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena, eine beachtenswerte
Schilderung zum Dreißigjährigen Krieg. Im Handbuch führt der Autor durch die
komplizierte Zeit, geprägt von blutigen Kämpfen der Protestanten gegen die
Katholische Liga, die ganz Europa überzogen und von Tod, Hunger und anderen
Qualen gekennzeichnet waren.
In prägnanter Erzählform werden markante
Geschehnisse skizziert wie z. B. Gustav Adolfs Siegeszug im Sommer 1631, als
Tilly die Zeichen der Zeit verkannte und das „reiche“ Magdeburg stürmen ließ.
Obendrein gab Tilly den Befehl zur Plünderung, denn seine Armee war in einen
Versorgungsengpass geraten. Hinzu kam eine zerstörerische Feuersbrunst, deren
Ursache bis heute ungeklärt die Herzen der Magdeburger bedrückt. 20000 Menschen
starben und ihre Häuser wurden zerstört. Nur 450 Magdeburger überlebten das
Gemetzel, da sie sich in den Dom retten konnten. Domprediger Reinhard Bake fiel
vor Tilly auf die Knie und bat so auf demütige Weise, die letzten Magdeburger
zu schonen und den Kampf zu beenden. Tilly hoch zu Ross, gab seinem Pferd die
Sporen.
Die verbliebenen Magdeburger berieten und wollten
Magdeburg aufgeben, denn alles ringsum war zerstört und noch lange erinnerte
beißender Qualm in der Luft an die Strafe Gottes. Doch einige Junge sahen es
als gutes Zeichen, dass der Dom unzerstört geblieben war und ihr Leben gerettet
hatte. Daraufhin beschlossen sie,
Magdeburg wieder aufzubauen, denn immerhin wurde die Stadt einst auf Betreiben
Kaiser Ottos des Großen (* 912 - † 973, reg. 936-973) im Jahr 968 zum Erzbistum
erhoben. Das war zwar 650 Jahre her, doch der Kaiser hatte ein Jahr nach dem
Tod seines Vaters, König Heinrich I., das Moritzkloster in Magdeburg gestiftet
(937), in welchem seine erste Gemahlin Editha von Wessex bestattet wurde. Die
Benediktinermönche des Klosters beauftragte Otto I. mit Messen und Gebeten für
Edithas Seelenheil. Durch Wirtschaftlichkeit der Mönche, Händler sowie
Privilegien des Kaisers wurde Magdeburg, des Kaisers Lieblingspfalz, zu einer
bedeutsamen und mehr als wohlhabenden Handelsstadt an der Elbe. Auch wollte
Kaiser Otto I. Magdeburg zum „Dritten Rom“ erhöhen, denn nach seinem Sieg 955
gegen die Ungarn auf dem Lechfeld, ließ der Kaiser in Magdeburg eine prächtige
Basilika erbauen. Doch rund 550 Jahre später machte der Reformator Luther
Magdeburg zur „Herrgott´s Kanzlei“. Eine günstige Gelegenheit für die
Protestanten, denn der Streit zwischen den Erzbischöfen und dem Stadtrat hatte
über die Jahrhunderte immer wieder für Unruhe gesorgt. Konnte das gut gehen?
Zurück zum Dreißigjährigen Krieg: Gustav Adolf war nicht imstande dem
verbündeten Magdeburg die versprochene Hilfe zu leisten. Selbst bei den Friedensverhandlungen
zum „Westfälischen Frieden“ (1648) in Münster/Westfalen
berief sich Magdeburgs Gesandter Otto von Guericke stets auf die einstigen
Privilegien Kaiser Ottos I., doch leider konnte eine schriftliche Dokumentation
des Kaisers nicht vorgelegt werden. Und so musste Magdeburg die Kondition
annehmen, die ihr zugeteilt wurden. Sie waren weit entfern von dem Wort: „Gebt
dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Dieser Band sollte in keiner Handbibliothek
fehlen!
Der Dreißigjährige Krieg,
128 Seiten, gebunden, Softcover,
Verlag C.H.Beck, 9. Auflage, 2018
ISBN 978-3-406-72196-0
Preis: 9,95 EUR