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Buchtipp / Rezension „Der Dreißigjährige Krieg“

25. Mai 2018

Beginn am 23. Mai 1618

 

Rezension von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

In der 9. aktualisierten Auflage „Der Dreißigjährige Krieg“ präsentiert der Autor Georg Schmidt, emeritierter Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena, eine beachtenswerte Schilderung zum Dreißigjährigen Krieg. Im Handbuch führt der Autor durch die komplizierte Zeit, geprägt von blutigen Kämpfen der Protestanten gegen die Katholische Liga, die ganz Europa überzogen und von Tod, Hunger und anderen Qualen gekennzeichnet waren.

In prägnanter Erzählform werden markante Geschehnisse skizziert wie z. B. Gustav Adolfs Siegeszug im Sommer 1631, als Tilly die Zeichen der Zeit verkannte und das „reiche“ Magdeburg stürmen ließ. Obendrein gab Tilly den Befehl zur Plünderung, denn seine Armee war in einen Versorgungsengpass geraten. Hinzu kam eine zerstörerische Feuersbrunst, deren Ursache bis heute ungeklärt die Herzen der Magdeburger bedrückt. 20000 Menschen starben und ihre Häuser wurden zerstört. Nur 450 Magdeburger überlebten das Gemetzel, da sie sich in den Dom retten konnten. Domprediger Reinhard Bake fiel vor Tilly auf die Knie und bat so auf demütige Weise, die letzten Magdeburger zu schonen und den Kampf zu beenden. Tilly hoch zu Ross, gab seinem Pferd die Sporen.

Die verbliebenen Magdeburger berieten und wollten Magdeburg aufgeben, denn alles ringsum war zerstört und noch lange erinnerte beißender Qualm in der Luft an die Strafe Gottes. Doch einige Junge sahen es als gutes Zeichen, dass der Dom unzerstört geblieben war und ihr Leben gerettet hatte.  Daraufhin beschlossen sie, Magdeburg wieder aufzubauen, denn immerhin wurde die Stadt einst auf Betreiben Kaiser Ottos des Großen (* 912 - † 973, reg. 936-973) im Jahr 968 zum Erzbistum erhoben. Das war zwar 650 Jahre her, doch der Kaiser hatte ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, König Heinrich I., das Moritzkloster in Magdeburg gestiftet (937), in welchem seine erste Gemahlin Editha von Wessex bestattet wurde. Die Benediktinermönche des Klosters beauftragte Otto I. mit Messen und Gebeten für Edithas Seelenheil. Durch Wirtschaftlichkeit der Mönche, Händler sowie Privilegien des Kaisers wurde Magdeburg, des Kaisers Lieblingspfalz, zu einer bedeutsamen und mehr als wohlhabenden Handelsstadt an der Elbe. Auch wollte Kaiser Otto I. Magdeburg zum „Dritten Rom“ erhöhen, denn nach seinem Sieg 955 gegen die Ungarn auf dem Lechfeld, ließ der Kaiser in Magdeburg eine prächtige Basilika erbauen. Doch rund 550 Jahre später machte der Reformator Luther Magdeburg zur „Herrgott´s Kanzlei“. Eine günstige Gelegenheit für die Protestanten, denn der Streit zwischen den Erzbischöfen und dem Stadtrat hatte über die Jahrhunderte immer wieder für Unruhe gesorgt. Konnte das gut gehen? Zurück zum Dreißigjährigen Krieg: Gustav Adolf war nicht imstande dem verbündeten Magdeburg die versprochene Hilfe zu leisten. Selbst bei den Friedensverhandlungen zum „Westfälischen Frieden“ (1648) in Münster/Westfalen berief sich Magdeburgs Gesandter Otto von Guericke stets auf die einstigen Privilegien Kaiser Ottos I., doch leider konnte eine schriftliche Dokumentation des Kaisers nicht vorgelegt werden. Und so musste Magdeburg die Kondition annehmen, die ihr zugeteilt wurden. Sie waren weit entfern von dem Wort: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Dieser Band sollte in keiner Handbibliothek fehlen!

   

  • Georg Schmidt.

Der Dreißigjährige Krieg,

128 Seiten, gebunden, Softcover,

Verlag C.H.Beck, 9. Auflage, 2018

ISBN 978-3-406-72196-0

Preis: 9,95 EUR