Hervorgegangen aus den Wirren der Soldatenkaiser
Rezension von
Uta Luise Zimmermann-Krause
In dritter Auflage „Geschichte der Spätantike“
präsentiert der Autor Alexander Demandt detaillierte Beiträge zur
christlichen Spätantike. Diesen Teil der Alten Geschichte hebt der Autor als
eigenständigen dritten Teil neben der griechischen und der römischen Zeit
hervor. Alexander Demandt lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Freien
Universität Berlin. Er gilt international als einer der besten Kenner der
Spätantike.
Antike Kultur im Rahmen des Imperiums Romanum, in
das germanische Stämme eindringen und in dem sich das byzantinische
Griechenland etabliert, erhält durch den orientalischen Einfluss neuen
Nachdruck. Der politische Einfluss geht zwar verloren, doch die religiöse
Einheit wird im Christentum erreicht, da der Inhalt der Bibel ohne Zweifel
bleibt. Im Anhang finden sich Listen der Herrscher von Diocletian (reg.
284-305) bis zum letzten abgesetzten Kaiser Romulus Augustus († nach 507/511),
daneben die römischen Päpste und Nebenpäpste, die der Kaiser mitunter nicht
anerkannte. Weitere Listen geben Auskunft zu den Patriarchen von Alexandria,
nennen die Bischöfe und Patriarchen von Konstantinopel sowie die Perserkönige.
Stammtafeln der Kaiser von der Tetrachie bis zur
spätrömischen Gesellschaft geben
Herkunft und Werdegang preis. Eine Zeittafel gewährt Einblicke in
wichtige Ereignisse der Geschichte und beginnt mit der Constitutio Antoniniana
bis hin zum Tod des Kaisers Justinian im Jahre 565. Er war es, der das
Sinai-Kloster stiftete und Friede mit den Persern schloss. Vor allem Ammianus
Marcellinus im lateinischen und Prokop im griechischen Bereich haben wir gut
erhaltene Berichte zu verdanken.
Die antike Historiographie ist von hohem Niveau,
geprägt von dem Erzähler Herodot und dem Forscher Thukydites mit sachlicher
Verlässlichkeit. Im 9. Jahrhundert ließ Photios seine Bibliothek, im 10.
Jahrhundert Constantinus VII. Porphyrogenitus seine Excerptsammlungen anlegen,
bis wenig später das vielbändige Reallexikon der byzantinischen Gelehrsamkeit,
die «Suda», entstand. Weiterhin von Bedeutung sind das syrisch-römische
Rechtsbuch und für Africa die «Tablettes Albertini». Doch auch Inschriften von
Grabsteinen, Gold-, Silber- und Kupfermünzen oder Mosaiken erzählen ihre
Geschichte. Am Anfang steht die Reichskrise unter den Soldatenkaisern
(235-284), mit der Christenverfolgung, bis sich die Tetrarchie unter Diocletian
herausbilden konnte.
Im Kontext zu den Herrschern werden nach Kapiteln
gesondert die politische Geschichte, die inneren Verhältnisse sowie die
Deutungsgeschichte in bildreicher Sprache vermittelt.
Eine herausgehobene Rolle spielten die Germanen,
denn nicht nur ihr Menschenreichtum, sondern auch ihr Kriegsgeist und ihre
Lernfähigkeit machten sie zu einer Lebensbedrohung für Rom. Waren es noch bei
Tacitus Kleinstämme, die er beschreibt, so treten die Germanen in größeren
Stammesverbänden auf, wie Alamannen am Oberrhein, Franken am Niederrhein und
Sachsen an der Nordseeküste. Einfälle der Germanen und Perser im römischen
Reich sowie die Bürgerkriege lieferten eine existentiale Bedrohung. Die
Bevölkerungszahl sank um ein Vielfaches. Geschmückt mit Anekdoten und wahren
Begebenheiten führt Alexander Demandt in seinem Buch „Geschichte der Spätantike“
seine Leser durch die Wirren der Kaiserzeit, die andererseits auch die Pax
Romana brachte und die wiederum durch Krisen erschüttert wurde. Es war das
Suchen nach Stabilität im Osten und im Westen, das jedoch erschwert wurde durch
die Zerstrittenheit des Christentums und der vielfältigen Auslegung des
Glaubens bis hin zu den Zwistigkeiten mit den Juden. Kaiser Julian (reg.
355-363) warf den Juden vor, dass sie nicht die die Götter der anderen Völker
gelten ließen. Die Juden sähen die Sonne der Wahrheit nur durch einen Nebel.
Andererseits schätzte der Kaiser an den Juden, dass sie ihren Väterglauben
bewahrten, ganz im Gegenteil zu den Christen.
Dieser Band sollte in keiner Bibliothek fehlen!
Geschichte der Spätantike,
624 Seiten, gebunden, Leinen,
Schutzumschlag, 3
Karten,
Verlag C.H.Beck, 3. Auflage, 2018
ISBN 978-3-406-70032-3
Preis: 39,95 EUR