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Buchtipp / Rezension: „Geschichte der Spätantike“

23. Mai 2018

Hervorgegangen aus den Wirren der Soldatenkaiser

 

Rezension von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

In dritter Auflage „Geschichte der Spätantike“ präsentiert der Autor Alexander Demandt detaillierte Beiträge zur christlichen Spätantike. Diesen Teil der Alten Geschichte hebt der Autor als eigenständigen dritten Teil neben der griechischen und der römischen Zeit hervor. Alexander Demandt lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Freien Universität Berlin. Er gilt international als einer der besten Kenner der Spätantike. 

Antike Kultur im Rahmen des Imperiums Romanum, in das germanische Stämme eindringen und in dem sich das byzantinische Griechenland etabliert, erhält durch den orientalischen Einfluss neuen Nachdruck. Der politische Einfluss geht zwar verloren, doch die religiöse Einheit wird im Christentum erreicht, da der Inhalt der Bibel ohne Zweifel bleibt. Im Anhang finden sich Listen der Herrscher von Diocletian (reg. 284-305) bis zum letzten abgesetzten Kaiser Romulus Augustus († nach 507/511), daneben die römischen Päpste und Nebenpäpste, die der Kaiser mitunter nicht anerkannte. Weitere Listen geben Auskunft zu den Patriarchen von Alexandria, nennen die Bischöfe und Patriarchen von Konstantinopel sowie die Perserkönige.

Stammtafeln der Kaiser von der Tetrachie bis zur spätrömischen Gesellschaft geben  Herkunft und Werdegang preis. Eine Zeittafel gewährt Einblicke in wichtige Ereignisse der Geschichte und beginnt mit der Constitutio Antoniniana bis hin zum Tod des Kaisers Justinian im Jahre 565. Er war es, der das Sinai-Kloster stiftete und Friede mit den Persern schloss. Vor allem Ammianus Marcellinus im lateinischen und Prokop im griechischen Bereich haben wir gut erhaltene Berichte zu verdanken.

Die antike Historiographie ist von hohem Niveau, geprägt von dem Erzähler Herodot und dem Forscher Thukydites mit sachlicher Verlässlichkeit. Im 9. Jahrhundert ließ Photios seine Bibliothek, im 10. Jahrhundert Constantinus VII. Porphyrogenitus seine Excerptsammlungen anlegen, bis wenig später das vielbändige Reallexikon der byzantinischen Gelehrsamkeit, die «Suda», entstand. Weiterhin von Bedeutung sind das syrisch-römische Rechtsbuch und für Africa die «Tablettes Albertini». Doch auch Inschriften von Grabsteinen, Gold-, Silber- und Kupfermünzen oder Mosaiken erzählen ihre Geschichte. Am Anfang steht die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235-284), mit der Christenverfolgung, bis sich die Tetrarchie unter Diocletian herausbilden konnte.

Im Kontext zu den Herrschern werden nach Kapiteln gesondert die politische Geschichte, die inneren Verhältnisse sowie die Deutungsgeschichte in bildreicher Sprache vermittelt.  

Eine herausgehobene Rolle spielten die Germanen, denn nicht nur ihr Menschenreichtum, sondern auch ihr Kriegsgeist und ihre Lernfähigkeit machten sie zu einer Lebensbedrohung für Rom. Waren es noch bei Tacitus Kleinstämme, die er beschreibt, so treten die Germanen in größeren Stammesverbänden auf, wie Alamannen am Oberrhein, Franken am Niederrhein und Sachsen an der Nordseeküste. Einfälle der Germanen und Perser im römischen Reich sowie die Bürgerkriege lieferten eine existentiale Bedrohung. Die Bevölkerungszahl sank um ein Vielfaches. Geschmückt mit Anekdoten und wahren Begebenheiten führt Alexander Demandt in seinem Buch „Geschichte der Spätantike“ seine Leser durch die Wirren der Kaiserzeit, die andererseits auch die Pax Romana brachte und die wiederum durch Krisen erschüttert wurde. Es war das Suchen nach Stabilität im Osten und im Westen, das jedoch erschwert wurde durch die Zerstrittenheit des Christentums und der vielfältigen Auslegung des Glaubens bis hin zu den Zwistigkeiten mit den Juden. Kaiser Julian (reg. 355-363) warf den Juden vor, dass sie nicht die die Götter der anderen Völker gelten ließen. Die Juden sähen die Sonne der Wahrheit nur durch einen Nebel. Andererseits schätzte der Kaiser an den Juden, dass sie ihren Väterglauben bewahrten, ganz im Gegenteil zu den Christen.

Dieser Band sollte in keiner Bibliothek fehlen!

   

  • Alexander Demandt.

Geschichte der Spätantike,

624 Seiten, gebunden, Leinen,

Schutzumschlag,  3 Karten,

Verlag C.H.Beck, 3. Auflage, 2018

ISBN 978-3-406-70032-3

Preis: 39,95 EUR